Traeume im Mondschein
noch vor einer Sekunde gestanden hatte.
„Du kleine Närrin!“, schimpfte Quinn und wirbelte Paige zu sich herum. „Du hättest dich beinahe umgebracht.“
„Ich habe den Verkehr völlig vergessen“, entgegnete sie geschockt. „Ich …“ Aus einem unerklärlichen Grund waren ihr Tränen in die Augen gestiegen.
„Was ist los?“, fragte er. „Paige?“
Sie sah zu ihm auf. Sein Blick war grimmig, aber doch beschützend. Du bist meine Frau . Ihr Puls beschleunigte sich, und sie sank gegen ihn.
Für einen Moment schloss Quinn fest die Arme um sie. „Gehen wir heim“, murmelte er mit belegter Stimme.
Die Realität kehrte mit voller Wucht zurück. „Du bekommst das, wofür du bezahlt hast, Quinn. Kannst du dich nicht wenigstens die paar Stunden bis heute Abend gedulden?“
„Paige …“
„Und dieses Haus ist nicht mein Heim . Das wird es nie werden.“
Kalt blickte er auf sie hinab. „Du hast verdammt recht, das ist es nicht.“
Ihre Absätze klapperten auf dem Gehsteig, als er sie hinter sich her zum Auto zog.
Sie sprachen kein Wort, während Quinn den Wagen durch die Straßen Londons lenkte. Als er vor einem Backsteinhaus in einer ruhigen Seitenstraße hielt, waren sie einander wieder so fern wie auf dem Flug in der Concorde.
„Ich habe meinen Anwalt gebeten, einige Papiere aufzusetzen“, erklärte er ruhig. „Das dauert nicht lange.“
Quinns Anwalt war ein freundlicher Mann, der sich irgendwie unbehaglich zu fühlen schien. „Das ist so üblich, Mrs. Fowler“, sagte er und schob Paige ein langes, offiziell aussehendes Dokument zu.
„Was ist das?“
„Ein Ehevertrag“, antwortete Quinn, ehe der Anwalt etwas erwidern konnte. „Falls ich mich von dir scheiden lasse, hast du Anspruch auf deine Kleidung und zehntausend Pfund.“ Sein Blick erforschte die Regungen in ihrem Gesicht. „Das ist doch fair, wenn man die Umstände bedenkt.“
Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt Paige seinem Blick stand. „Und wenn ich mich von dir scheiden lasse?“
Quinn lächelte und sagte sanft: „Das wirst du nicht. Oder hast du deinen Vater vergessen?“
Die Gegenwart des vor Schreck ganz blass gewordenen Anwalts verlieh Paige den Mut, den sie benötigte. „Ich unterschreibe das nicht“, sagte sie bestimmt und schob die Papiere von sich. „Alles, was ich von dir will, ist das Geld für ein einfaches Flugticket in die Staaten.“
Der Anwalt räusperte sich laut. „Nun, Mrs. Fowler, das wäre eine höchst unübliche Abfindung.“
„Welches Spiel spielst du dieses Mal, meine süße Julia?“
Selbstbewusst hob sie das Kinn. „Das ist doch unwichtig, Liebling. Hauptsache, du stehst am Ende als Gewinner da.“
Paige seufzte. Jetzt, da sie hier in ihrem Schlafzimmer stand und sich im Spiegel betrachtete, wurde ihr mit einem Mal bewusst, dass sie wirklich sein Eigentum war. Er konnte nach Belieben über sie verfügen. Der Vertrag, den sie letztlich doch unterschrieben hatte, bestätigte das. Wenn er ihrer überdrüssig war, würde er sie mit ein paar neuen Designerkleidern am Leib und einem zerstörten Leben einfach wieder fortschicken.
Die Uhr schlug acht. Sie streckte ihre Hand nach dem Lichtschalter aus und tauchte das Zimmer in Dunkelheit.
Quinn erwartete sie in der Bibliothek, genau wie am Morgen. Paige blieb im Türrahmen stehen, ohne auf sich aufmerksam zu machen, und sah sich um. Der Tisch vor der Verandatür war feierlich gedeckt. Sogar an Blumen hat er gedacht, dachte sie bitter. Das Licht war gedämpft, und wie sie erwartet hatte, erklangen im Hintergrund die leisen Klänge eines Rachmaninow-Konzertes. Die perfekte Verführungsszene … Genau in diesem Moment erhob sich Quinn und drehte sich zu ihr um.
Ihr Herz klopfte wie wild. Wie konnte sie ihn hassen und gleichzeitig solche Gefühle erleben, wenn sie ihn nur ansah? Er trug einen Smoking, und seine Augen funkelten, während er sie von oben bis unten betrachtete. Er war so schön. Wie ein junger Löwe.
Ein leichtes Lächeln erhellte sein Gesicht. „Guten Abend“, begrüßte er sie mit warmer Stimme.
„Guten Abend.“ Wieder sah sie ihn an, und für einen Augenblick verschmolz ihr Blick mit seinem. Sie errötete. „Verzeih, dass ich so lange gebraucht habe, aber …“
„Es war das Warten wert. Du siehst wunderschön aus, Paige.“
Paige wurde noch verlegener. „Danke. Das liegt vermutlich an dem Kleid.“
„Möchtest du Champagner?“
„Nein. Ich meine, ja, danke.“
Der Champagner würde das Kommende
Weitere Kostenlose Bücher