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Traeume im Mondschein

Traeume im Mondschein

Titel: Traeume im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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Fenster des dunkelgrauen Jaguars. Quinn hatte ihre Kleidung fortgegeben, ohne mit ihr darüber zu sprechen. Seine Gründe waren offensichtlich. Er wollte sie von ihrem früheren Leben trennen und gleichzeitig seinen Anspruch auf sie behaupten. Und sie war ihm dabei völlig ausgeliefert. Die Straßen mit Londons Sehenswürdigkeiten zogen an ihnen vorbei. Der Buckingham-Palast mit seinen Grenadier-Wachen; Whitehall mit dem silber-schwarz gekleideten Wachsoldaten auf seinem Pferd; der Union Jack, die rot-weiß-blaue Nationalflagge, die über dem Westminster-Palast wehte.
    Wie war es nur möglich, dass ein Tag so schön war und das Herz trotzdem voller Leid?
    Aber es hatte an diesem Tag auch Momente gegeben, in denen sie normal miteinander umgegangen waren. So zum Beispiel, als sie gemeinsam über einen alten Mann lachten, der Parolen schreiend über den Piccadilly Circus marschierte. Bis sich ihre Blicke trafen. Da waren sie beide verstummt.
    Es hatte noch eine andere besondere Situation gegeben. In einer kleinen Boutique etwas abseits der Bond Street hatte Paige das Samtkleid anprobiert, das sie nun trug. Die Verkäuferin hatte sich vor Entzücken überschlagen, als Quinn entschieden mit dem Finger auf ein halbes Dutzend Kleider zeigte.
    „Die nehmen wir alle“, wies er an.
    „Und das Kleid, das Ihre Begleitung trägt?“, hatte die Verkäuferin gefragt. „Es ist einfach perfekt. Der lavendelfarbene Stoff passt genau zur Augenfarbe von Madame.“
    „Nein“, antwortete Quinn schnell. „Ihre Augen sind dunkler. Sie haben die Farbe von Veilchen.“
    Das Herz blieb Paige beinahe stehen, als sie seinem Blick im Spiegel begegnete. Einen magischen Moment lang gab es nur sie beide, so wie damals, am windgepeitschten Strand. Aber dann kicherte die Verkäuferin vielsagend, und Quinns Augen nahmen wieder diesen eiskalten Ausdruck an. Er atmete hörbar aus.
    „Das nehmen wir auch“, entschied er knapp.
    Später war es Paige nicht mehr gelungen, diesen Augenblick erneut heraufzubeschwören.
    „Sag mir, was dir gefällt“, hatte Quinn sie wieder und wieder gefragt, als sie sich durch die Menschenmassen im Kaufhaus Harrods zwängten.
    Ihre Antwort war immer die gleiche gewesen: „Es ist egal.“
    Nach einer Weile wurde seine Erwiderung genauso vorhersehbar wie ihre. „Wir nehmen alles.“
    Als Letztes kaufte er ihr einen Ehering. In dem exklusiven Geschäft, in das er sie führte, erstrahlten überall Juwelen vor samtschwarzem Untergrund. Der Juwelier bot ihnen einen Sitzplatz an und brachte ihnen auf Vorlagetabletts eine herrliche Auswahl an Ringen, deren Diamanten, Smaragde und Saphire geradezu blendeten.
    Quinns Blick blieb ausdruckslos, während Paige die glitzernde Auslage betrachtete. „Such dir aus, was dir gefällt.“
    Ein Fingerring mit Rubinen stach ihr besonders ins Auge. Sie dachte an den blutroten Stein, den sie um ihren Hals trug, verborgen unter ihrer Bluse. Und sie erinnerte sich an die Nacht, in der Quinn ihr den Ring gegeben hatte. Paige spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete.
    „Ich will keinen davon“, teilte sie dem Juwelier mit. „Haben Sie etwas Schlichtes?“
    Der Händler zuckte mit den Schultern. „Wenn Madam wirklich möchte …“
    „Haben Sie etwas oder nicht?“, schnauzte Quinn.
    „Selbstverständlich. Aber diese …“
    „Holen Sie meiner Frau, worum sie bittet.“
    Nachdem sie das Schmuckgeschäft verlassen hatten und draußen standen, blickte Quinn Paige mit einem seltsam zurückhaltenden Ausdruck an.
    „Bist du sicher, dass du dich richtig entschieden hast?“
    Sie betrachtete den schmalen Goldring an ihrem Finger und nickte. „Ja. Du hast mir sowieso schon zu viel gekauft.“
    Er legte eine Hand auf ihren Arm. „Du bist meine Frau“, stellte er fest, so als würde dieser Satz alles erklären.
    Einen kurzen Moment lang schloss sie die Augen. „Ich weiß, was ich bin“, flüsterte sie. „Du musst mich nicht immer wieder daran erinnern, nur um mich zu demütigen.“
    „Denkst du, das ist meine Absicht?“
    „Was denn sonst“, entgegnete Paige mit einer Verbitterung, die sie selbst überraschte. Noch bevor er ihr antworten konnte, riss sie sich los und trat blind auf die Straße.
    Alles geschah so schnell. Eine Hupe ertönte aus nächster Nähe, Quinn schlang einen Arm um sie und hob sie zurück auf den Gehweg neben sich, ein roter Farbklecks schoss an ihr vorbei. Zu Paiges Entsetzen erkannte sie einen großen Bus, der zügig über die Stelle fuhr, auf der sie

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