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Traeume im Mondschein

Traeume im Mondschein

Titel: Traeume im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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erträglicher machen, dachte sie. Alkohol sollte einen doch schwindelig machen und die Sinne vernebeln. Sie nahm das gefüllte Glas und lächelte steif.
    „Norah hat uns ein wundervolles Mahl zubereitet. Es ist schon fertig. Wenn du so weit bist …“
    Wenn du so weit bist! „Noch nicht“, entgegnete sie schnell. Zu schnell, denn Quinn schaute sie mit erhobenen Augenbrauen an. „Ich hätte vorher gern noch ein Glas Champagner.“ Mit diesen Worten hob sie das Glas an ihre Lippen und leerte es. „Der ist sehr gut.“
    Er schmunzelte, füllte das Glas aber wieder. „Eigentlich nippt man ja daran.“
    „Ist das wichtig? Solange ich …“
    Sein Ausdruck verdüsterte sich. „Ach, jetzt verstehe ich“, stellte er fest. „Solange du nur betrunken wirst, hm?“
    „Hör zu, Quinn … He, was machst du denn?“, fuhr sie ihn verärgert an.
    „Ich nehme dir den Champagner weg. Ich will nicht, dass dir schlecht wird. Wir werden essen und …“
    „Nein, natürlich willst du nicht, dass mir schlecht wird“, unterbrach sie ihn. „Nicht heute Abend.“
    Quinn schlang einen Arm leicht um ihre Taille. „An keinem Abend“, antwortete er sanft und führte sie zu Tisch. „Das letzte Mal, als ich einem Betrunkenen helfen musste, habe ich kläglich versagt.“
    „Der mächtige Quinn Fowler hat versagt?“ Paige lachte leise auf. „Ich traue meinen Ohren nicht! Derjenige, der dir das erzählt hat, muss dich belogen haben.“
    Quinn grinste. „Alan hat das gesagt. Es ist schon Jahre her, kurz bevor ich die Familie verließ. Wir waren beide … Sagen wir einmal, wir waren beide risikofreudig. Dabei war Alan erst dreizehn und hatte bereits den größten Teil eines Sechserpacks vernichtet …“ Er schüttelte den Kopf. „Mann, er war richtig besoffen.“
    Paiges Augen funkelten vor Entrüstung. „Kein Wunder, dass deine Eltern dich rausgeworfen haben“, erklärte sie. „Einen Dreizehnjährigen mit Bier abzufüllen und dann noch darüber zu lachen …“
    „Entschuldige“, unterbrach er sie amüsiert, „aber diese Ehre gebührt mir nicht. Mein kleiner Bruder hat sich ganz alleine abgefüllt. Er war mit Freunden unterwegs und schlich sich ins Haus, kurz nachdem ich von einer Party heimgekehrt war.“ Flüchtig sah er zu ihr herüber. „Hat er dir diese Geschichte nie erzählt?“
    Paige schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie gedehnt und überlegte, wie wenig Alan und sie tatsächlich miteinander geteilt hatten.
    Quinn nickte. „Wahrscheinlich war es ihm zu peinlich“, gab er schmunzelnd zu. „Nicht, dass es so furchtbar war. Er war nur ein dummer Junge, der experimentierte. Er wollte erwachsen sein, ohne zu wissen, dass Erwachsene selbst am liebsten wieder Kinder wären.“ Die Erinnerung holte ihn ein. „Wir teilten damals ein Badezimmer und … Na ja, ich hörte, dass es ihm schlecht ging, und wollte ihm helfen.“ Er grinste. „Das Dumme war nur, dass es meinem Magen auch nicht sonderlich gut ging.“ Lachend schüttelte Quinn den Kopf. „Als meine Mutter uns fand, wurde sie fuchsteufelswild.“
    Es fiel Paige schwer, nicht wenigstens zu lächeln. „Das kann ich mir vorstellen. Was hat sie getan? Euch auf eure Zimmer geschickt?“
    Quinns Lächeln verschwand. „Das hat sie mit Alan getan. Was mich betrifft: Ich war etwas zu alt, um auf mein Zimmer geschickt zu werden.“ Er legte Gabel und Messer beiseite und rückte den Stuhl nach hinten. „Also hat mein Vater das Nächstbeste getan. Er bat mich, zu gehen.“
    Verständnislos schaute Paige zu ihm auf. „Aber du hattest doch nichts getan.“
    „Das kommt darauf an, wie man es sehen will. Ich kann nicht glauben, dass Alan dir nichts davon erzählt hat. Das hat ihn damals ganz schön mitgenommen.“
    „Wir … Alan und ich haben nicht …“ Paige brach ab und sah auf ihren Teller. „Ihr wart euch sehr nahe, oder?“, fragte sie leise.
    Quinn nickte. „Das lag vielleicht an dem Altersunterschied. Ich habe viel mit Alan unternommen, mit ihm gespielt. Gott weiß, unser Vater hatte dazu nie Zeit. Ich brachte ihm das Fahrradfahren und Schachspielen bei.“ Gefangen in seinen Erinnerungen, verdüsterte sich Quinns Blick. „Ich habe jahrelang darüber nachgedacht, mein Elternhaus zu verlassen. Aber ich wollte Alan nicht allein lassen. In Wahrheit war es so, dass ich ihn schrecklich vermisst hätte.“
    „Die Leute denken etwas anderes.“
    Er lachte. „Ja, ich weiß. Das sprichwörtliche schwarze Schaf der Familie.“ Nachdenklich betrachtete er

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