Träume wie Gold: Roman (German Edition)
sehe, bedarf es noch eines letzten Ansporns.« Er legte die Luger beiseite und lockerte seine Krawatte. Benommen beobachtete Dora, wie er seine Jacke auszog. Und als er sich an der goldenen Schnalle seines Gürtels zu schaffen machte, spürte sie große Angst in sich aufsteigen.
»Rühren Sie mich nicht an!« Sie versuchte wegzukriechen,
doch um sie herum begann sich alles zu drehen. Betäubt sank sie zu Boden. »Bitte.«
»Nein, nein. Im Gegensatz zu DiCarlo habe ich nicht vor, mich Ihnen gewaltsam zu nähern. Doch ein paar Schläge mit diesem Ledergürtel werden gewiss helfen, Ihre Zunge zu lösen. Sie mögen es vielleicht nicht glauben, aber es macht mir in der Tat einen Höllenspaß, Menschen zu züchtigen.« Er wickelte das eine Ende des Gürtels um seine Hand, ließ das andere Ende, an dem die Schnalle befestigt war herunterbaumeln, um seinen Schlägen mehr Kraft zu verleihen. »Nun, Isadora, wo ist es?«
Sie sah, wie er nach der Luger griff und gleichzeitig die Hand mit dem Gürtel in die Höhe riss. Dora konnte nur noch entsetzt die Augen schließen.
»Du kannst mich an der Straße herauslassen«, sagte Jed. »Kommt nicht in Frage. Tür-zu-Tür-Service. Wenn schon, denn schon.« Er bog mit rasantem Schwung in den Parkplatz ein, dass die Kiesel nur so auseinander stoben. »Wenn du ein Herz hättest, würdest du mich auf ein Bier nach oben bitten.«
»Ich habe kein Herz.« Jed stieß die Tür auf und drehte sich zu Brent um, der ihn herausfordernd angrinste.« Aber komm trotzdem mit rauf.« Ein paar Biere mit Brent würden ihm wenigstens die langen Stunden bis zum Morgen verkürzen, die er sonst alleine hätte verbringen müssen.
»Du hast nicht zufällig eine Flasche von diesem köstlichen Importbier im Kühlschrank?«, erkundigte sich Brent und legte Jed freundschaftlich den Arm um die Schulter, als sie auf die Treppe zugingen. »Ein Corona vielleicht? Mir wäre jetzt …«
Als sie den dünnen Schrei hörten, rissen sie gleichzeitig ihre Waffen aus dem Holster. Mit einem Satz waren sie im Haus. Die langen Jahre gemeinsamer Einsätze hatten sie zu einem eingespielten Team zusammengeschweißt. Kaum hatte Jed Doras Tür mit einem gezielten Fußtritt geöffnet, stürzten sie auch schon beide ins Zimmer, Jed aufrecht, Brent in gebückter Haltung.
Nur ein winziges, irritiertes Zucken huschte über Finleys Gesicht, als er herumwirbelte. Die beiden Männer schossen gleichzeitig. Zwei Geschosse trafen Finley in Herzhöhe.
»Mein Gott, o mein Gott.« Er spürte Panik in sich aufsteigen, als Jed auf Dora zustürzte. Immer wieder murmelte er ihren Namen, während er ihre Bluse in Stücke riss, um damit die Blutung an der Schulter zu stoppen. »Halt durch, Liebling. Nicht aufgeben.«
So viel Blut, dachte er verzweifelt. Viel zu viel Blut. Und weil es bereits geronnen war, wusste er, dass schon sehr viel Zeit vergangen war. Als er in ihr stilles, leichenblasses Gesicht blickte, glaubte er einen schrecklichen Moment lang, sie sei tot. Doch sie zitterte. Jed zog seine Jacke aus, um sie damit zuzudecken.
»Alles wird wieder gut. Dora, Liebes, kannst du mich hören?«
Ihre weit aufgerissenen Augen starrten ins Leere.
»Nimm das.« Brent drückte Jed ein Handtuch in die zitternden Hände und faltete ein zweites zusammen, um es Dora unter den Kopf zu schieben. »Der Krankenwagen ist unterwegs.« Sein Blick streifte den leblosen Körper, der ausgestreckt auf dem Teppich lag. »Er ist tot.«
»Dora, hör mir zu. Verdammt, hör mir zu.« Jed arbeitete schnell und routiniert, während er pausenlos auf sie einsprach. Er stillte mit dem Handtuch die blutende Schulterwunde und machte aus dem Rest ihrer Bluse einen provisorischen Verband. »Bleib wach. Ich will, dass du wach bleibst.« Dann konnte er nicht mehr für sie tun, als sie an sich zu drücken und in den Armen zu wiegen. »Bitte. Bleib bei mir. Ich brauche dich. Verlass mich nicht.«
Er spürte wie ihre Hand ganz leicht über seine Wange strich. Als er auf ihr Gesicht herabsah, öffneten sich ihre zitternden Lippen. »Bitte … erzähl meinen Eltern nichts«, wisperte sie kaum hörbar. »Sie sollen sich nicht beunruhigen.«
30. Kapitel
Er hätte auch geweint, wenn es etwas geholfen hätte. Alles andere hatte er bereits versucht. Er hatte geflucht, gebetet, war im Flur auf und ab gegangen. Jetzt konnte er nur noch dasitzen, und warten. Die Conroys warteten mit ihm. Jed fragte sich, ob Dora wohl wußte, wie stark ihre Familie war. Er bezweifelte es. Es
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