Traeume wie Samt
diesem Vorwurf machte Gilford ein empörtes Gesicht. »Vorjammern?«
»Ja, vorjammern«, wiederholte Molly. »Sie alle haben etwas gemeinsam, wenn Sie sich an Harry wenden.«
Ein Raunen erfüllte den Raum.
Olivia spielte mit einem Löffel. »Ich nehme an, Sie werden uns sagen, worum es sich handelt.«
»Ja«, antwortete Molly. »In einem sind sich die Strattons und Trevelyans einig. Wann immer Sie mit Harry sprechen, wollen Sie etwas von ihm.«
Auf diese einfache Feststellung folgte ein verblüfftes Schweigen. Die unnatürliche Stille wurde von einem entrüsteten Tumult beendet, der jede Unterhaltung unmöglich machte. Für mehrere Minuten hörte Molly nur das lärmende Durcheinander von Einwänden, Erklärungen und verteidigende Antworten.
Josh war der einzige, der weder aufsprang noch protestierend die Stimme erhob. Mit der gelassenen Grazie, die alle männlichen Trevelyans auszeichnete, räkelte er sich auf seinem Stuhl und warf Molly ein verhaltenes, wissendes Lächeln zu. Sie blinzelte zurück. Schließlich hob sie, da sie spürte, daß sich die anfängliche Aufregung gelegt hatte, die Hände, um die Aufmerksamkeit der anderen wiederzuerlangen.
»Ich bitte Sie, sich wieder zu setzen«, sagte sie laut. »Setzen Sie sich alle wieder hin, oder ich verlasse augenblicklich den Raum.« Es folgten noch einige ärgerliche Protestrufe, bevor die Strattons und Trevelyans zögernd zu ihren Stühlen zurückkehrten. »Also gut«, fuhr Molly ruhig fort. »Erlauben Sie mir, daß ich denjenigen, die meiner Interpretation nicht zustimmen, einige Beispiele für die vielfältigen Versuche nenne, Harry zu benutzen. Sollen wir bei den Trevelyans beginnen?«
»Warum nicht?« schäumte Parker. »Diese nichtsnutzigen Betrüger und Jahrmarktsgaukler würden sogar ihre eigene Großmutter verkaufen.«
Leon wollte aufspringen. »Sie verdammter …«
»Bleiben Sie sitzen, Leon«, sagte Molly schnell. »Beginnen wir also mit den Trevelyans. Evangeline, zu wem sind Sie vor vier Jahren gegangen, als Sie Hilfe bei der Finanzierung des Kaufs der Smoke & Mirrors Amusement Company brauchten?«
Vor Überraschung spannten sich Evangelines Züge. »Das war eine geschäftliche Angelegenheit.«
»Ein Geschäft, das Sie ohne Harry nicht hätten abschließen können.« Molly hob den Finger. »Um fair zu sein, wenden wir uns nun der Stratton-Seite zu. Brandon, an wen haben Sie sich gewandt, als Sie Unterstützung beim Aufbau Ihres neuen Unternehmens wollten?«
Brandon fuhr zusammen. »Das ist etwas anderes. Ich brauchte nur die Namen einiger Risikokapitalgeber.«
»Namen, die Harry Ihnen genannt hat.« Molly hob einen weiteren Finger. »Zurück zu den Tevelyans. Leon, wer hat Ihnen den neuen Lastwagen gekauft?«
Leons dunkle Augen glitzerten vor Zorn. »Das ist eine Sache zwischen mir und Harry, verdammt.«
»Genau. Harry hat ihn für Sie gekauft.« Molly hob noch einen Finger und wandte sich wieder an die Tischseite der Strattons. »Gilford, zu wem gingen Sie, als Sie Hilfe brauchten, um Parker zu überzeugen, daß es eine gute Idee sei, mit Stratton Properties bei der kommerziellen Erschließung der Eastside einzusteigen?«
Gilford wirkte schockiert. »Wie haben Sie das herausgefunden? Das sind Insider-Informationen!«
»Harry sprach davon«, antwortete Molly trocken.
Danielle schnaubte vor Wut. »Ich werde mit Harry über die Wahrung von Familiengeheimnissen reden müssen.«
»Ich fürchte, das ist zu spät«, murmelte Molly. »Harry betrachtet mich als Familienmitglied, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als das ebenfalls zu tun.« Wieder folgte ein lastendes Schweigen. Die Strattons und Trevelyans starrten einander an und sahen dann mit dem gleichen Blick auf Molly. »Also weiter«, fuhr sie unbeirrt fort. »Da wir gerade über vertrauliche Dinge bei den Strattons sprechen … Mrs. Hughes, wie sehr haben Sie sich in den vergangenen Jahren auf Harry verlassen?«
»Ich?« In Danielles Gesicht erschien tiefe Entrüstung. »Ich bin seine Tante. Ich besitze jedes Recht, bestimmte Probleme mit meinem Neffen zu besprechen.«
»Probleme, die er für Sie lösen soll«, sagte Molly. »Sie wissen sicher noch, daß Sie zu Harry gegangen sind, als Sie sich wegen Brandons Absicht Sorgen machten, eine eigene Firma zu gründen.«
»Es gibt keinen Grund, das jetzt anzusprechen.« Danielle warf einen schnellen, nervösen Blick zu Parker, ihrem Vater.
»Nun denn.« Molly wandte sich an Raleigh. »Vielleicht
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