Traeume wie Samt
Richtung der Trevelyans. »Mein Gott! Wie können sie es wagen, hier einzudringen?«
»Was zum Teufel …« Parker fuhr herum, um zu sehen, was Danielle verstört hatte. Vor Zorn weiteten sich seine Augen. »Allmächtiger. Was machen die denn hier?«
Molly sah auf die Trevelyans. Sie konnte zufrieden sein, stellte sie sofort fest. Josh war kein Problem gewesen, er hatte sein Kommen ohne Zögern zugesagt. Aber Molly war im stillen erleichtert, Leon zu sehen, der noch auf Krücken ging. Raleigh und Evangeline begleiteten ihn.
Mit der gleichen imposanten Wirkung wie in ihrem farbenfrohen Wahrsagergewand durchschritt Evangeline im eleganten Kostüm den mit Strattons gefüllten Raum. Dann wandte sie sich mit finsterem Blick an Molly.
»Sie haben nichts davon gesagt, daß sie auch da sein würden.«
»Es gibt vieles, was ich Ihnen noch nicht erklären konnte, Evangeline.« Molly wies auf die Stühle an der rechten Tischseite. »Aber bald werden Sie alles erfahren. Bitte setzen Sie sich.«
Parker sah aus, als würde er jeden Augenblick explodieren. Er wandte sich zur Tür. »Ich wäre verdammt, wenn ich mich mit einem Haufen diebischer Trevelyans an einen Tisch setzte.«
Leon verzog zornerfüllt das Gesicht. Er hob eine Krücke, warf sie zu Boden und versperrte Parker den Weg. »Sie gehen nirgendwo hin, Sie alter Dreckskerl. Wenn wir diebischen Trevelyans diese Sache durchstehen müssen, dann können die hochmütigen, spießigen Strattons das ebenfalls.«
»Spießig?« Mit zusammengeschobenen Brauen sah Parker Leon an. »Sagen Sie das noch einmal, Sie alter Hurenbock.«
»Genug jetzt.« Molly schlug mit dem Löffel gegen ihr Glas. »Sie werden sich sofort hinsetzen. Mir ist ziemlich gleichgültig, ob Sie an dem anschließenden Essen teilnehmen, zu dem ich Sie einlade, aber Sie werden jetzt Platz nehmen und mir zuhören. Wenn nicht, wird niemand von Ihnen jemals wieder freien Zugang zu Harry erhalten.«
Die versammelten Strattons und Trevelyans wandten ihr, für einen Augenblick im Zorn vereint, den Blick zu.
»Mir ist nicht klar, womit Sie uns in der Hand zu halten glauben«, sagte Danielle. »Harry ist ein Stratton. Ein Blutsverwandter. Sie können uns nicht daran hindern, mit ihm Kontakt aufzunehmen, wann immer wir wollen.«
»O doch, das kann ich«, entgegnete Molly. »Das habe ich bereits gestern bewiesen, als ich seinen Privatanschluß unterbrochen habe. Mir stehen endlos viele Möglichkeiten zur Verfügung, Sie von Harry abzuschneiden. Und nun setzen Sie sich. Alle.«
Zögernd und grollend gehorchten die beiden Familien Mollys Aufforderung. Während sie Platz nahmen, vermieden sie jeden Augenkontakt mit der gegenübersitzenden Gruppe.
Molly blieb als einzige stehen. Sie sah in die aufgebrachten Gesichter, die sich ihr nun entgegenwandten. Nur in Joshs Zügen stand eine Andeutung amüsierter Vorfreude. Molly holte tief Luft. »Ich danke Ihnen.«
»Legen Sie schon los«, murmelte Leon.
»Nun gut.« Molly verstärkte den Griff um die Stuhllehne. »Ich komme gleich zur Sache. Ich habe zwei Bitten an Sie. Wenn beide erfüllt werden, erlaube ich Ihnen, den Kontakt zu Harry wiederaufzunehmen. Wobei ich nicht ausschließen kann, daß ich den Zugang nicht gelegentlich einmal beschränke, wenn ich den Eindruck gewinne, daß Sie Harry überstrapazieren. Aber es wird nicht unmöglich sein, ihn zu erreichen, wie in den letzten vierundzwanzig Stunden.«
Parker blickte sie finster an. »Wie kommen Sie auf die Idee, es könnte so verdammt wichtig für uns sein, mit Harry zu sprechen?«
»Die Tatsache, daß Sie alle hier erschienen sind, beantwortet diese Frage.« Molly ließ den Stuhl los und umschritt den langen Tisch gemächlich. »Harry ist für beide Seiten wichtig, für die Strattons und die Trevelyans. Sogar lebenswichtig. Sie alle haben Wege gefunden, wie er Ihnen nützen kann, nicht wahr?«
Olivia sah Molly mißtrauisch an. »Was soll das heißen?«
Molly verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Lassen Sie uns zurückblicken auf die lange vergessenen Tage, als Harry nach Seattle kam. Vor ungefähr sieben Jahren, wenn ich richtigliege. Im Jahr davor hatte er seine Eltern verloren. Er hatte keine Geschwister, war nicht verheiratet, stand, um es deutlich zu sagen, völlig allein. Er kam hierher, weil er auf der Suche nach seinen Blutsverwandten war.«
»Falsch«, sagte Gilford. »Er kam nach Seattle, weil er an der University of Washington ein Forschungsstipendium in Wissenschaftsgeschichte erhalten
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