Traeume wie Samt
Properties anzufangen. An jenem Tag hast du auf dein Erbe verzichtet. Großvater strich dich aus dem Testament, und du hast dem Geld der Strattons den Rücken zugewandt, als bedeutete es dir nichts.«
»Der Preis, den er von mir verlangte, war zu hoch«, sagte Harry leise. »Parker wollte, daß ich meine Herkunft als Trevelyan verleugne.«
Brandon fuhr herum, um Harry anzusehen. »Ich will der Familienknute auch entkommen.«
»In Ordnung.«
»Was soll das heißen?« fragte Brandon.
»Was soll ich sonst sagen?«
»Ich will nicht, daß du etwas sagst«, murmelte Brandon. »Aber ich will dein Wort, daß du darauf verzichtest, dich einzumischen, wenn meine Mutter oder Olivia dich bitten, mich zu überzeugen, die Firma nicht zu verlassen.«
»Ich werde nicht versuchen, dich daran zu hindern, Stratton Properties zu verlassen«, versprach ihm Harry. »Warum sollte ich? Wenn du einen behaglichen Posten aufgeben willst, ist das deine Angelegenheit. Aber vergiß nicht, daß du nichts umsonst bekommst, wenn du dich mit den Strattons anlegst. Du wirst ihren Preis zahlen müssen.«
»Du meinst, Großvater wird mich aus dem Testament streichen, wie er es bei dir getan hat?«
»Wahrscheinlich.«
Brandon straffte die Schultern. »Damit kann ich leben.«
Harry nahm den Mut, der in diesen Worten lag, wahr, doch die darin verborgene Unsicherheit entging ihm ebenfalls nicht. »Was denkt Olivia darüber?«
»Olivia ist meine Frau«, sagte Brandon fest. »Sie liebt mich. Wenn alle Stricke reißen, wird sie hinter mir stehen.«
Harry sagte nichts. Ihm stand es nicht zu, über Olivias Gefühle zu urteilen. Als er sich vor eineinhalb Jahren eingeredet hatte, Olivia liebe ihn, hatte er sich ganz offensichtlich geirrt.
5
»Nun, Molly, haben Sie die Drohung wahr gemacht, Ihren sogenannten ›Berater‹ vor die Tür zu setzen?« Cutter Latteridge schnitt in ein dickes, blutig gebratenes Steak, das den halben Teller einnahm. Roter Saft rann auf die danebenliegenden gegrillten Kartoffeln.
»Ich habe beschlossen, Trevelyan noch eine Chance zu geben.« Molly wich dem Anblick des blutigen Steaks aus. Sie sah zu ihrer Tante, die neben Cutter auf der anderen Tischseite saß. »Leider habe ich keine große Auswahl. Spezialisten seiner Sorte sind rar.«
»Das ist schon richtig, meine Liebe, aber sagtest du nicht auch, er sei furchtbar schwierig?« erinnerte Venicia sie. »Du hast mir erzählt, daß er keinem einzigen Finanzierungsantrag zugestimmt hat.«
»Das stimmt«, gab Molly zu. »Aber ich habe noch Hoffnung.«
»Etwas anderes wird dir wohl nicht übrigbleiben.« Venicia schüttelte den Kopf. »Zu schade, wenn man an das viele Geld denkt, das einfach daliegt und darauf wartet, für einen würdigen Zweck ausgegeben zu werden. Jasper wäre sehr enttäuscht gewesen.«
Molly lächelte. »Ich weiß.« Sie mochte Venicia außerordentlich gern. Ihre Tante war immer ein Teil ihres Lebens gewesen. In der schwierigen Zeit nach dem Tod von Mollys Mutter hatte Venicia ihr Trost und Unterstützung gegeben. Jahre später, nachdem die beiden Abberwick-Brüder bei ihrem fehlgeschlagenen Experiment ums Leben gekommen waren, hatten Venicia, Molly und Kelsey gemeinsam getrauert und sich gegenseitig getröstet. Venicia war eine etwas untersetzte, energische Frau Mitte Fünfzig. Kurz nachdem die Einnahmen aus den Patenten regelmäßig zu fließen begonnen hatten, hatte sie eine bleibende Begeisterung für modische Kleidung entwickelt. Heute abend trug sie einen goldbesetzten purpurfarbenen Seidenoverall, riesige, mit Purpur verzierte Goldohrringe und pfundweise goldene Halsketten.
»Es ergibt nicht viel Sinn, über eine gutausgestattete Stiftung zu verfügen, wenn man keine geeigneten Nutznießer findet«, bemerkte Cutter. Seine buschigen grauen Brauen bewegten sich heftig, während er offenbar mit Appetit an seinem Steak kaute.
»Jasper wird sich wahrscheinlich im Grab umdrehen«, murmelte Venicia. »Ihm und Julius war es eine Herzensangelegenheit, anderen Erfindern in Geldnöten zu helfen. Sie selbst haben das Kapital für ihre Projekte die meiste Zeit ihres Lebens mühsam zusammenklauben müssen. Es war ihr Wunsch, anderen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden, den Weg zu erleichtern. Ich frage mich, warum so viele Erfinder derart schlecht mit Geld umgehen können.«
Cutter schüttelte verständnisvoll den Kopf. »Unglücklicherweise kommt derselbe Geist, der sich mit Brillanz in seine Erfindungen vertieft, oft nicht besonders gut mit dem
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