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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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frei, dieser Verheißung zu folgen.
    Sie lächelte offen. »Du kennst mich, Tante Venicia. Ich bin die Seele der Vernunft. Ich werde vorsichtig sein.«
     
    Als sich die Passagiere auf den Weg in die Maschine machten, sah Molly Kelsey ein letztes Mal prüfend an. »Bist du sicher, daß du alles hast, was du brauchst?«
    Kelsey rollte die Augen. »Wenn ich etwas vergessen habe, kannst du es mir nachschicken.«
    »Ich bemuttere dich zu sehr, nicht wahr?«
    »Ja.« Kelsey schmunzelte. »Ich bin doch nur für einen Monat fort.«
    »Ich weiß.« Molly lächelte ihre Schwester mit verschwommenem Blick an. »Aber das ist eine Art Test für mich. Ein Vorgeschmack, wie es sein wird, wenn du im Herbst auf die Uni gehst.«
    Kelseys Gesichtsausdruck wurde ernst. »Ich habe auch schon darüber nachgedacht. Und ich habe mit Tante Venicia gesprochen. Wir finden beide, daß du das Haus verkaufen solltest.«
    Molly starrte ihre Schwester verblüfft an. »Machst du Scherze?«
    »Nein. Der Palast ist viel zu groß für dich allein.«
    »Es macht mir keine Mühe, das Haus in Ordnung zu halten – dank der Roboter, die Dad konstruiert hat. Ich weiß, wie ich sie warten muß.«
    »Darum geht es nicht«, beharrte Kelsey. »Der Abberwick-Familiensitz ist einfach zu groß für dich allein. Und überall holt dich die Vergangenheit ein. Du verstehst, was ich meine, nicht wahr?«
    »Ich verstehe, Kelsey. Aber das macht mir nichts aus.«
    »Das wird es, wenn du erst einmal allein bist. Versprich mir, daß du wenigstens darüber nachdenkst. Du könntest in eine moderne Eigentumswohnung in der Stadt umziehen.«
    »Aber es ist unser Haus. Es war immer unser Zuhause.«
    »Die Dinge werden sich ändern, wenn ich studiere.«
    Molly sah ihre Schwester an, die unter ihrer Obhut zu einer jungen Frau herangewachsen war, und erkannte in Kelseys intelligenten Augen einen in die Zukunft drängenden Blick. »Glaub mir, das ist mir bewußt.« Natürlich würden sich die Dinge ändern. Sie hatte immer gewußt, daß dieser Augenblick einmal kommen würde. Kelseys Talent und ihr kluger Verstand würden sie von dem alten Haus der Abberwicks fortbringen. So war der Lauf der Dinge.
    »Bitte, Molly. Nicht weinen.«
    »Das hatte ich auch nicht vor.« Molly blinzelte heftig, um die Tränen aus ihren Augen zu vertreiben. »So, und jetzt wünsche ich dir eine wunderbare Zeit bei deinem Workshop.«
    »Die werde ich haben.« Kelsey schulterte ihren Rucksack und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Dann sah sie noch einmal zurück. »Versprich mir, daß du über den Verkauf des Hauses nachdenkst, in Ordnung?«
    »Ja.« Molly winkte zum Abschied, bis Kelsey aus ihrem Blickfeld verschwand. Dann holte sie ihr Taschentuch hervor. Als ihr klar wurde, daß ein Tuch nicht reichen würde, machte sie sich auf den Weg zur Damentoilette.
     
    Später am Nachmittag, auf dem Weg mit Harry nach Hidden Springs, beschäftigte sie das Versprechen, das sie ihrer Schwester gegeben hatte, nicht mehr. Sie dachte an den Satz vom Abend vorher, mit dem sie ihre Tante beruhigt hatte.
    Ich werde vorsichtig sein.
    Molly wußte nicht, was ihr wichtiger war – die Sicherheit des Vermögens der Abberwick-Stiftung oder ihre Gefühle. Sie hegte den Verdacht, daß sie dabei war, sich in Harry Trevelyan zu verlieben. Vielleicht handelte es sich nur um sexuelle Anziehung, beruhigte sie sich und warf einen Seitenblick auf ihn. Seine kraftvollen, schlanken Hände wirkten entspannt, während sie das Lenkrad sicher umschlossen. Eine Gelassenheit und Sicherheit ging von ihm aus, die allen Umständen trotzte, dachte sie. In Harry gab es einen unerschütterlichen Kern an Stärke, der auf einer sehr elementaren Ebene respekteinflößend wirkte. Wenn das, was Molly empfand, nur Leidenschaft war, handelte es sich um eine heftige, potentiell gefährliche Empfindung, die ihre Sinne zu benebeln drohte.
    Ich werde vorsichtig sein.
    Genau. Sie würde sich so vorsehen wie ein Bergsteiger, der sich dem Gipfel des Mount Everest näherte. Vorsichtig, wie ein Höhlenforscher, der sich in unbekannte, dunkle Tiefen wagte. Oder wie ein Astronaut, der sich auf einen Raumspaziergang vorbereitete.
    »Was ist das für ein Wagen?« fragte Molly neugierig. »Ich glaube nicht, daß ich ein ähnliches Modell schon einmal gesehen habe.«
    »Das können Sie auch nicht. Es ist noch ein Einzelstück. Ein Sneath P2 aus einer Serie von Prototypen. Ein Freund von mir hat ihn entworfen und gebaut. Der Wagen besitzt die aerodynamische Ausstattung

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