Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Träume(h)r (German Edition)

Träume(h)r (German Edition)

Titel: Träume(h)r (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Moos
Vom Netzwerk:
Geistesblitz erlangt hatte und er dank seines Wirtschaftsstudium oder noch besser, Sörings Vorlesung, darauf kam eine Smartphone Applikation ins Leben zu rufen. Fakt war jedoch, dass er die gleiche Eingebung gehabt hätte, wenn er als Biologie-Student bei der Arbeit Lust auf ein paar Ründchen »Angry Birds« verspürt hätte.
    Er verdrängte den Gastvortrag vorerst aus seinem Kopf, denn nun musste er erst einmal die Klausur bestehen. Vor dem Prüfungsraum angelangt warteten schon jede Menge angespannter Gesichter auf die beiden. In den letzten Minuten, wurde nervös in Skripten geblättert und man fragte sich gegenseitig Definitionen und Modelle ab. Alles musste perfekt sitzen.
    Ole und Marc vertrieben sich die Zeit bis zur Klausur damit die Anderen verrückt zu machen. Sie sprachen beabsichtigt etwas zu laut über Themen, die gar nicht abgefragt wurden und genossen die verunsicherten Blicke der Perfektionisten um sie herum.

Die Uhr im Prüfungsraum zeigte an, dass es bald losgehen würde. Jemand hatte wohl vergessen sich anzumelden, weshalb der Start sich um drei Minuten verzögerte. Die Aufsichtsperson schrieb daraufhin die Uhrzeit mit quietschender Kreide an die Tafel, was bedeutete, dass man genau sechzig Minuten später aufhören musste zu schreiben. Daraufhin durften alle ihre Blätter gleichzeitig umdrehen.
    Die Regeln waren klar und herzlos:
    Schreibt so schnell ihr könnt, denn nach sechzig Minuten wird man euch das Blatt wegnehmen. Maximal könnt ihr einen Punkt pro Minute erreichen, was insgesamt sechzig Punkte ergibt. Es gibt drei Fragen, wovon ihr zwei beantworten müsst. Schreibt ihr länger als sechzig Minuten, seid ihr durchgefallen! Weniger als dreißig Punkte, durchgefallen! Täuschungsversuch, durchgefallen! Keine Einlesezeit. Los!
    Marc schrieb wie aus der Pistole geschossen und beantwortete die von ihm ausgewählten Fragen so schnell er konnte. Er war fünfzehn Minuten vor Abgabezeit fertig und ein Blick zur Seite signalisierte ihm, dass auch Ole verfrüht zum Ende gekommen war, denn sein Freund starrte Marc schon seit einer gefühlten Ewigkeit grinsend, mit erhobenem Mittelfinger an, was signalisieren sollte, dass bei ihm alles gut gelaufen war. Marc winkte von seinem sonnigen Fensterplatz aus ab und widmete sich womöglich dem letzten Tagtraum, den er nach einer Klausur haben würde.
    Sein Gehirn hatte soeben alles, was sich darin befand, wie ein an Bulimie leidendes Magermodel, ausgeschieden und ließ nun jeglicher Fantasie freien Raum zur Entfaltung.
    Während er als Marcus Aurelius eine blutige Schlacht in der Vergangenheit schlug, sah Marc aus dem Fenster und bemerkte zufällig in weiter Entfernung seinen Professor Söring. Dank seiner guten Augen - vom Bund T1 gemustert -, konnte er den Dozenten durch dichte Baumkronen hindurch und von grellem Sonnenlicht geblendet von seinem Platz aus im vierten Stock erkennen. Es war der sorglose Gang, der den Professor auf Anhieb verriet.
    »Verdammt heißer Typ!«, stellte Lara damals fest, als Christian Söring zur ersten Vorlesung hereinkam, und Recht hatte sie. Er sah mit adrettem Kurzhaarschnitt, sportlichem Körperbau und Massanzug eher wie ein Armani-Model und nicht wie ein unscheinbarer Wirtschaftsprofessor aus. Sogar ein paar Pfiffe ertönten, als er zum ersten Mal an das Podium trat, die Söring mit Humor und ein paar lässigen Sprüchen abzuwehren wusste. Im Alter von zweiundzwanzig Jahren hatte er sein Studium an einer renommierten Hochschule im Ausland vorzeitig abgeschlossen. Natürlich exzellente Noten erreicht. Daraufhin promovierte er mit Auszeichnung. Schon während des Studiums gründete Söring, nicht durch die Unterstützung reicher Eltern, sondern durch Investoren, die er mit ausgefeilten Businessplänen ködern konnte, mehrere Unternehmen und wurde steinreich. Ein Mann des Volkes, der es ganz nach oben geschafft hatte.
    Marc unterbrach seine Schlacht, um die Route des Professor ein wenig zu verfolgen. Nachdem er drei Minuten einen schmalen Weg entlanggelaufen war, nahm Söring Kurs auf einen kleinen Parkplatz, der Marc bisher noch nie aufgefallen war. Die dichten Baumkronen verdeckten ihn nun fast vollständig, aber die Adleraugen des Beobachters fanden einen Weg daran vorbei. Wohin will der nur, fragte sich Marc. Das Audimax lag in entgegengesetzter Richtung. Daraufhin beobachtete er weiter mit angestrengter Miene, wie Söring eine lange Reihe von Fahrrädern passierte, die sich am Rande des Parkplatzes befand. Marc nickte

Weitere Kostenlose Bücher