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Träume(h)r (German Edition)

Träume(h)r (German Edition)

Titel: Träume(h)r (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Moos
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Man erkannte sofort, dass er es nicht gewohnt war, unterbrochen zu werden.
    »Wann genau?«, fragte er beherrscht und wie immer freundlich.
    »Als sie mit einem Fahrradhelm aus einem Hummer gestiegen sind. Ihrem Wagen, wenn ich richtig liege?«
    Söring war für den Bruchteil einer Sekunde erschrocken, was bestätigte, dass es wirklich sein Hummer sein musste und nicht das Fahrzeug eines Freundes oder das, eines Bekannten sein konnte.
    »Ja, das ist dann wohl mein Auto gewesen«, sagte er leise, ohne den geringsten Hauch von Reue in der Stimme.
    Marcs letzte Hoffnung auf ein Missverständnis war verschwunden. Der Professor wusste nun genau, dass sein Student alles gesehen hatte, was es an diesem Morgen zu sehen gab. Unweigerlich setzte er zu einer Erklärung an.
    »Wenn wir ehrlich sind, dann wissen wir Beide, dass heutzutage niemand auf dieser Welt fair spielt. Ich stehe auf bequeme SUVs mit besonders hohem Verbrauch. Na und?«
    Marc konnte nicht glauben, was seine Ohren gerade vernahmen.
    »Na und?«, wiederholte er und stand halb auf, wobei er sich nach vorne über den Tisch lehnte. Sein Entsetzen konnte er in diesem Moment kaum verbergen.
    »Was ist mit ihrer Umwelteinstellung? Ihren Prinzipien?«
    Der Professor stand auf und bat seinen Studenten darum ihm zu folgen. Er reagierte prompt, denn er hatte sofort bemerkt, dass er seine Strategie ändern musste, um ein Desaster zu verhindern. Sie gingen ein paar Schritte durch das Audimax und blieben an einem der großen Seitenfenster stehen. Söring drehte sich um und sah sein Gegenüber mit vertrauenserweckenden Augen an, wobei er ihm väterlich eine Hand auf die Schulter legte. Marc explodierte dabei beinahe vor Wut, aber schaffte es irgendwie sich zusammenzureißen und nach außen hin ruhig zu verhalten.
    »Ich sehe in dir sehr viel Potential, Marc«, sagte Söring bedacht. Er hatte während der Strecke, die sie schweigend zurückgelegt hatten, gründlich über die folgenden Worte nachdenken können.
    »Wenn du so weitermachst wie bisher, dann wirst du es noch sehr weit bringen. Ich kann dir dabei helfen. Deine App war ein gelungener Start, aber du musst weiterdenken und merk dir meine Worte! Wenn du etwas willst, dann musst du clever sein und vor allem eiskalt. Keine Rücksicht auf Verluste! Nimm es dir und schau dabei nicht zurück, denn sobald die Möglichkeit vorbei gezogen ist, wird keiner hinter dir herlaufen und dich fragen, ob du beispielsweise in seinem Vorstand sitzen möchtest. Du musst dir die Weichen dahin selbst stellen!«
    Marc war mittlerweile rot wie eine Tomate und die Stelle, wo Sörings Hand noch immer ruhte, glühte förmlich. Er hätte diesem Heuchler am liebsten auf der Stelle den Kopf abgerissen, aber zwang sich weiterhin zur Ruhe. Der Professor fuhr fort.
    »Das mit der Umwelt. Es stimmt, ich bin kein echter Umweltfreak, aber sieh mal, was es mir eingebracht hat so zu tun, als wäre ich einer!«
    Er hob energisch die Arme in die Luft.
    »Wie gesagt, clever sein! Den Lifestyle der Gesellschaft einfangen, den Trend meine ich damit und die Person sein oder zumindest vorgeben zu sein, die andere Leute nicht sein können oder aus Bequemlichkeit und anderen Gründen überhaupt nicht sein wollen. Der perfekte Schauspieler zu werden. Ein Selbstdarsteller! Darum geht es heutzutage nur noch!«
    Söring hatte endlich die Hand von seiner Schulter gelöst, aber dafür juckte es Marc nun am ganzen Körper.
    »Wer sind Sie denn dann überhaupt wirklich?«, fragte er und hoffte darauf, dass Söring weitere Details seiner zwiespältigen Persönlichkeit für die verdeckten Aufnahmen offenlegen würde.
    Der Professor schaute seinen Schützling mit einem diabolischen Funkeln in den Augen an, das Marc bisher noch nie bei ihm gesehen hatte. Mit dieser Frage schien er genau ins Schwarze getroffen zu haben.
    »Wer ich bin? Ich bin so etwas wie die Personifikation des Erfolgs. Ich habe das Rezept dafür vor langer Zeit entdeckt und für mich behalten. Dieses Gebräu ist zwar nicht frei von bittren Säften, lieber Marc, aber der Effekt macht süchtig und wenn du willst, dann werde ich es mit dir teilen, dich einweihen!«
    Marc wurde beinahe übel bei dem Enthusiasmus und der Energie, die dieser Mann in seine giftigen Worte legte, aber er war scheinbar noch nicht an seinem Höhepunkt angekommen.
    »Wenn man wie du, Marc, in jungen Jahren Geld verdient hat und immer mehr davon anhäuft, dann ist Macht das nächste Ziel. Nur Macht ist besser als Geld. Geld bleibt zwar

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