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Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Titel: Traeumen Roboter von elektrischen Schafen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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“Danke”, sagte er und nahm sie in seine Arme.
    “Gehen wir schnell hinunter und danken wir Mercer. Dann können wir wieder heraufkommen und sie gleich taufen - sie muß doch einen Namen haben. Vielleicht findest du auch einen Strick, damit du sie anbinden kannst.” Sie setzte sich in Bewegung.
    Ihr Nachbar Bill Barbour stand drüben bei seiner Stute Judy und striegelte sie. Er rief herüber: “Da habt ihr aber eine wirklich hübsche Ziege, herzlichen Glückwunsch! Abend, Mrs. Deckard! Vielleicht bekommt sie Junge. Kann sein, daß ich mein Fohlen gegen zwei Junge eintausche.” “Danke”, rief Rick zurück und folgte Iran zum Lift.
    “Heilt das deine Depression?” fragte er. “Meine niedergedrückte Stimmung ist jedenfalls behoben.”
    “Natürlich heilt das meine Depression. Jetzt können wir freimütig zugeben, daß unser Schaf nicht echt ist.”
    “Das ist doch nicht nötig”, sagte er vorsichtig.
    “Wir können aber”, erwiderte Iran eigensinnig. “Siehst du, nun brauchen wir nichts mehr zu verbergen. Was wir uns schon immer gewünscht haben, ist Wirklichkeit geworden. Es ist wie ein schöner Traum!” Wieder erhob sie sich auf die Zehenspitzen, lehnte sich weich an ihn und küßte ihn. Ihr rascher, unregelmäßiger Atem kitzelte ihn im Nacken. Sie griff schon nach dem Rufknopf. Irgend etwas warnte ihn. Eine innere Stimme veranlaßte ihn zu sagen: “Gehen wir noch nicht in die Wohnung hinunter. Bleiben wir noch ein bißchen oben bei der Ziege. Wir können uns ja einfach hinsetzen, ihr zusehen oder ihr vielleicht etwas zu fressen geben. Für den Anfang hat man mir eine Tüte Hafer mitgegeben. Wir können gemeinsam das Handbuch über Ziegenhaltung lesen, das habe ich auch umsonst mitbekommen. Wir können sie Euphemia nennen.” Doch der Lift war inzwischen heraufgekommen, und Iran stieg schon ein. “Iran, warte!” rief er.
    “Es wäre unmoralisch, jetzt nicht in Dankbarkeit mit Mercer einszuwerden”, sagte sie. “Ich habe heute die Griffe des Kastens genommen und damit meine Depression teilweise überwunden - aber nicht so vollkommen wie jetzt. Aber ich bin immerhin von einem Stein getroffen worden - hier.” Sie zeigte ihm den kleinen dunklen Fleck an ihrem Handgelenk. “Physisch schmerzt es zwar, aber dafür ist man seelisch vereint. Ich konnte sie alle fühlen, überall auf der ganzen Welt, alle, die im gleichen Augenblick eins wurden.” Sie streckte die Hand aus, damit die Lifttüren nicht zuglitten. “Steig ein, Rick. Es dauert ja nur einen Augenblick. Ich möchte, daß du deine jetzige Stimmung an alle anderen weitergibst, sie mit ihnen teilst - das bist du ihnen schuldig.” Natürlich hatte sie recht. Also stieg er ein und fuhr mit ihr nach unten. Kaum standen sie im Wohnzimmer vor dem Gefühlskasten, da drückte Iran auch schon auf den Schalter. Ein zunehmendes Glücksgefühl ließ ihr Gesicht aufleuchten. “Ich will es allen mitteilen”, sagte sie. “Einmal ist mir das auch widerfahren. Ich schritt zur Einswerdung, da empfing ich die Gefühle eines anderen, der gerade ein Tier gekauft hatte. Und dann ein andermal …” Ein dunkler Schatten huschte über ihr Gesicht. “Ein andermal empfing ich den Schmerz eines Menschen, dem sein Tier gestorben war. Du weißt, daß ich ihm keine Freuden mitzuteilen hatte aber heute erreichen wir vielleicht sogar jemanden, der an Selbstmord denkt. Was wir haben, was wir fühlen, könnte …” “Sie werden unsere Freude bekommen”, wandte Rick ein, “aber wir verlieren gleichzeitig. Wir tauschen unsere Gefühle gegen die ihren ein. Unsere Freude ist damit vertan.”
    Auf dem Schirm des Gefühlskastens erschienen nun huschende Streifen heller Farbe ohne jede Form. Iran holte tief Luft und ergriff fest die beiden Kontakte. “Nein, was wir fühlen, verlieren wir eigentlich nicht, wir müssen uns nur darauf konzentrieren. Du warst nie sehr für die Einswerdung, Rick, nicht wahr?”
    “Ich glaube nicht”, murmelte Rick. Aber nun begriff er zum erstenmal, wie wertvoll der Mercerismus für Leute wie Iran sein mußte. Vielleicht hatte sein Erlebnis mit dem Blade Runner Phil Resch eine Schaltung in ihm verändert, einen Nervenstrang geöffnet und einen anderen blockiert. Und vielleicht war daraus eine Kettenreaktion entstanden.
    “Iran”, sagte er eindringlich und zog sie vom Gefühlskasten weg. “Hör mir zu, ich muß mit dir über etwas sprechen, was mir heute geschehen ist.” Er führte sie hinüber zur Couch und setzte sich ihr

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