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Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Titel: Traeumen Roboter von elektrischen Schafen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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erwähnten. Mit Kaninchen ist es so, daß Hinz und Kunz sie besitzen. Ganz ehrlich - in meinen Augen sind Sie mehr der Typ für eine Ziege.” “Und die Vorzüge einer Ziege?”
    “Eine Ziege hat einen eindeutigen Vorzug”, erklärte der Tierverkäufer. “Man kann ihr beibringen, daß sie jeden stößt, der sie stehlen will.” “Aber nicht, wenn der Dieb sie mit einem Hypno-Pfeil anschießt und vom Schwebewagen auf das Dach heruntersteigt”, wandte Rick ein. Unbeirrt fuhr der Verkäufer fort: “Eine Ziege ist anhänglich. Ziegen haben noch etwas Ungewöhnliches an sich, wovon Sie vielleicht gar nichts wissen. Einer Ziege machen verseuchte Sachen, die sie frißt, nichts aus. Nach unserer Ansicht bedeutet eine Ziege, insbesondere ein weibliches Tier, für einen ernsthaften Tierbesitzer eine gute Geldanlage und unschlagbare Vorzüge.” “Ist das hier ein weibliches Tier?” Er hatte inzwischen eine große schwarze Ziege bemerkt, die ruhig mitten in ihrem Käfig stand.
    “Ja, das ist ein Weibchen. Eine schwarze nubische Ziege, sehr groß, wie Sie sehen. In diesem Jahr ein ausgesprochener Schlager auf dem Tiermarkt. Wir bieten sie zu einem ungewöhnlich niedrigen Sonderpreis an.” Rick zog seinen abgegriffenen Sidney-Katalog aus der Tasche und schlug unter Ziegen nach.
    “Handelt es sich um ein Bargeschäft?” erkundigte sich der Verkäufer. “Oder
wollen Sie ein gebrauchtes Tier in Zahlung geben?”
“Alles bar.”
    Der Verkäufer kritzelte einen Preis auf ein Stück Papier und zeigte es - fast verstohlen - seinem Kunden.
    “Zu teuer”, sagte Rick. Er nahm den Zettel und schrieb eine bescheidenere Summe darunter.
    “Dafür können wir Ihnen die Ziege unmöglich überlassen”, protestierte der Verkäufer. Er schrieb eine weitere Zahl. “Diese Ziege ist kaum ein Jahr alt, sie hat noch eine lange Lebenserwartung.” Er zeigte Rick das neue Angebot. “Abgemacht”, sagte Rick.
    Er unterzeichnete den Ratenvertrag, zahlte die dreitausend Dollar - seine gesamte Prämie - an und stand wenig später ziemlich benommen bei seinem Schwebewagen, in den ein paar Angestellte der Tierhandlung die Kiste mit der
    Ziege einluden.
    Jetzt besitze ich ein richtiges Tier, sagte er sich. Ein lebendes Tier, kein elektrisches. Zum zweitenmal in meinem Leben!
    Die Ausgabe und die eingegangene Verpflichtung machten ihm zu schaffen. Seine Hände zitterten. Ich mußte es tun, sagte er sich. Nach der Erfahrung mit Phil Resch muß ich mein Selbstvertrauen, das Wissen um meine Fähigkeiten, zurückgewinnen.

    “Hallo!” begrüßte ihn Iran aus der Küche. Sie richtete gerade das Essen. “Warum heute so spät?”
    “Komm mal mit aufs Dach, ich möchte dir etwas zeigen.” “Du hast ein Tier gekauft!” Sie band sich die Schürze ab, schob sich mit einer Reflexbewegung das Haar zurück und lief ihm nach.
    “Du hättest es nicht ohne mich tun sollen”, sagte Iran. “Ich habe ein Recht,
bei der Entscheidung über die wichtigste Anschaffung unserer ganzen Ehe ein
Wort mitzureden.”
“Es sollte doch eine Überraschung sein.”
    “Dann hast du heute eine Prämie verdient”, sagte sie vorwurfsvoll. “Ja, ich hab’ drei Andys erledigt”, sagte Rick. Sie betraten den Lift. “Ich mußte den Kauf abschließen”, fuhr er fort. “Heute ist mir etwas schiefgegangen - es hat mit den Androiden zu tun. Ich hätte nicht weitermachen können, wenn ich nicht ein Tier gekauft hätte.” Der Lift hatte das Dach erreicht. Er ließ seine Frau ins abendliche Dunkel hinaustreten und auf den Käfig zugehen. Dann schaltete er die Scheinwerfer ein, die allen Hausbewohnern zur Verfügung standen, und richtete sie schweigend auf die Ziege.
    “Du lieber Gott!” sagte Iran leise. Sie ging auf den Käfig zu und beugte sich vor. “Ist sie echt?” fragte sie. “Wirklich keine Imitation?” “Absolut echt”, versicherte er ihr.
    “Es ist eine Ziege”, sagte Iran. “Eine schwarze nubische Ziege.” “Ein Weibchen”, fügte Rick hinzu. “Später können wir sie decken lassen. Wir können sie melken und Käse aus der Milch machen.”
    “Können wir sie herauslassen, wo das Schaf immer war?” “Sie sollte im Käfig bleiben, zumindest für ein paar Tage.” Iran sagte mit seltsamer Stimme: “Erinnerst du dich noch an das uralte Lied von Strauß >Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust