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Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Traeumen Roboter von elektrischen Schafen?

Titel: Traeumen Roboter von elektrischen Schafen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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der Schere. “Bitte!” sagte Isidore.
    Pris warf ihm einen fragenden Blick zu. “Ist sie denn etwas wert?” “Bitte, nicht verstümmeln!” flehte Isidore verzweifelt. Pris schnitt der Spinne mit der Schere ein Bein ab.
    Drüben im Wohnzimmer dröhnte Busters Stimme aus dem Fernseher: “Seht euch diese Vergrößerung eines Ausschnittes vom Hintergrund genau an. Das ist der Himmel, den ihr für gewöhnlich zu sehen bekommt. Einen Augenblick - Earl Parameter, der Leiter meiner Forschungsabteilung, wird euch diese wahrhaft welterschütternde Entdeckung erläutern!”
    Pris schnippte ein zweites Bein ab und hielt die Spinne dabei mit der Handkante fest.
    Eine neue Stimme sagte im Fernseher: “Vergrößerungen der Videobilder wurden im Labor einer eingehenden Untersuchung unterworfen. Hier das Ergebnis: Der graue Hintergrund des Himmels und der fahle Mond, vor dem Mercer sich bewegt, ist nicht nur nicht irdisch, sondern sogar künstlich!”
    “Ihr versäumt etwas!” rief Irmgard aufgeregt zu Pris herüber. Sie eilte an die Küchentür, sah, was Pris tat und bat: “Mach das doch nachher! Es ist so wichtig, was sie da sagen. Es beweist, daß alles, was wir immer schon geglaubt …”
    “Halt den Mund!” sagte Roy. “… haben, wahr ist!”
    Aus dem Fernseher dröhnte die Stimme: “Der >Mond< ist nur gemalt. Die Vergrößerungen, von denen wir nun eine auf dem Bildschirm zeigen, weisen deutlich Pinselstriche auf. Es gibt sogar gewisse Hinweise darauf, daß die stacheligen Unkräuter und der kahle, unfruchtbare Boden - unter Umständen sogar die Steine, die von angeblichen Feinden auf Mercer geworfen werden - falsch sind. Es wäre sehr gut möglich, daß diese >Steine< aus weichem Kunststoff bestehen und gar keine echten Wunden verursachen.” “Mit anderen Worten”, schaltete sich Buster Freundlich ein, “Wilbur Mercer leidet gar nicht.”
    Der Chefwissenschaftler sagte: “Schließlich, Buster Freundlich, ist es uns gelungen, einen früheren Trickspezialisten aus Hollywood ausfindig zu machen. Dieser Experte erklärt auf Grund seiner jahrelangen Erfahrung rundheraus, daß >Mercer< sehr wohl ein simpler Schauspieler sein könnte, der über eine Bühne marschiert. Wade Cortot, unser Fachmann aus Hollywood, geht sogar noch einen Schritt weiter und erklärt, die Bühne wiederzuerkennen. Sie gehörte einer einstigen, heute nicht mehr existierenden kleinen Filmgesellschaft, mit der Cortot damals geschäftlich zu tun hatte.”
    “Cortots Aussage läßt also kaum noch einen Zweifel offen”, bemerkte Buster Freundlich.
    Pris hatte der Spinne inzwischen drei Beine weggeschnitten. Das Tier kroch mühsam über den Küchentisch und suchte nach einem Ausweg, einem Pfad in die Freiheit. Vergebens.
    “Um ehrlich zu sein, wir schenken Cortot Vertrauen”, sagte der Chefwissenschaftler mit seiner pedantischen, trockenen Stimme. “Wir haben sehr viel Zeit für die Untersuchung von Werbefotos früherer Schauspieler aufgewandt, die einst von der längst untergegangenen Filmindustrie Hollywoods beschäftigt wurden.” “Und was haben Sie dabei entdeckt?”
    “Hört euch das an!” rief Roy Baty. Irmgard starrte fasziniert auf den Bildschirm, und auch Pris hielt mit der Verstümmelung der Spinne inne. “Mit Hilfe von Tausenden und Abertausenden von Fotos stießen wir auf einen inzwischen sehr alt gewordenen Mann namens AI Jarry, der in Vorkriegsfilmen eine Reihe kleinerer Rollen spielte. Wir entsandten aus unserem Labor ein Team von Experten in Jarrys Heimatort Fast Harmony in Indiana. Ein Teilnehmer an dieser Expedition wird Ihnen nun berichten, was er dort erlebte.” Stille. Dann eine neue, genauso unangenehme Stimme.
    “Das Haus in der Lark Avenue in East Harmony ist verfallen und schäbig. Außer AI Jarry wohnt dort, am Stadtrand, längst kein Mensch mehr. Wir wurden liebenswürdig in sein übelriechendes, vermoderndes, vermülltes Wohnzimmer gebeten. Ich saß AI Jarry gegenüber und forschte vermittels der Telepathie in seinem wirren, mit Erinnerungstrümmern vollgestopften Verstand nach der Wahrheit.”
    “Hört! Hört!” rief Roy Baty. Er hockte sprungbereit auf der vordersten Kante seines Sessels.
    Der Techniker fuhr fort: “Ich fand heraus, daß der alte Mann tatsächlich eine Serie kurzer 15-Minuten-Video-Filme produzierte, und zwar für einen Auftraggeber, den er nie kennenlernte. Auch unsere Theorie hinsichtlich der >Steine< stimmte: Sie bestanden wirklich aus einem gummiartigen Kunststoff. Das vergossene

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