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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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ein bisschen zu spät, oder?«, meint sie leicht gereizt.
    Ich mache den Mund auf, um etwas zu erwidern, bleibe aber stumm. Wo sie recht hat, hat sie recht.
    »Also, willst du den Zauberspruch hören oder nicht?«, fährt sie motzig fort.
    Ich seufze resigniert. »Schieß los.«
    »Okay, also, es ist ein Bannspruch, und Bannsprüche sind sehr machtvolle, hochkomplexe Zaubersprüche, die andere Zauber aufheben oder lösen sollen.«
    »Wie beispielsweise den von der Seufzerbrücke«, meine ich. Wollen wir mal nicht spötteln. Schließlich laufe ich mit einem vierseitigen Dokument mit fünfundzwanzig Unterpunkten in der Hosentasche herum, weil ich meinen Seelenverwandten unter irgendeiner Brücke geküsst habe und ihn jetzt nicht mehr loswerde.
    »Ganz genau«, sagt Robyn. »Und man kann auch einen anderen Menschen mit einem Bannfluch belegen.« Sie haut auf den Tisch. »Perfekt! Zwei Fliegen mit einer Klappe!«
    »Perfekt«, murmele ich nickend und spiele einfach mit. »Haben wir Sojasoße?«
    Immerhin, wenn die Legende der Seufzerbrücke sich bewahrheitet, dann könnte es doch durchaus sein, dass an diesem ganzen Hokuspokus was dran ist.
    »Im Schrank rechts, mittleres Regal«, weist sie mich an und wendet sich wieder ihrem Buch zu. »Hier steht, dass alle Bannsprüche nachts ausgeführt werden müssen, unter Zuhilfenahme bestimmter magischer Ingredienzien …«
    »Wo wir gerade bei Ingredienzien sind, ich habe dir Gemüse-Chow-Mein und Frühlingsrollen mitgebracht. Ist das okay?«
    »Mhm, perfekt«, murmelt sie nickend.
    Ich ziehe mir einen Stuhl heran und setze mich neben sie.
    »Während Kerzenzauber eine starke, aber sanfte Form der Magie ist, sind Bannsprüche prompter und durchschlagender in ihrer Wirkung.« Sie stippt ihre Frühlingsrolle in die süße Chilisoße und stößt damit wie mit einem Speer nach einem unsichtbaren Nate. »Durchschlagend, haha! Immer feste drauf! «
    Kleine Chilisoßenkleckse fliegen durch die Küche, und ich reiche ihr eine Papierserviette.
    »Ich sag dir, was du also tun musst …« Sie beißt in ihre Frühlingsrolle, kaut energisch und räuspert sich dann. »Man nehme ein Stück Pergament- oder Recyclingpapier und schreibe Namen und Geburtsdatum der Person, die man sich
›wegwünscht‹, darauf. Dafür sollte man schwarze Tinte verwenden. Viele Zigeuner behaupten, am besten benutzt man dazu einen alten Füllfederhalter und ein Tintenfass statt eines Kugelschreibers.« Sie unterbricht sich. »Mist, ich habe keinen Füllfederhalter. Du?«
    »Ähm … ja, ich glaube schon«, meine ich nickend und mampfe mein Chow Mein, »von früher noch, als ich viel mit Tusche gezeichnet habe.«
    »Prima.« Sie nickt, dann stockt sie. »Du hast Tuschezeichnungen gemacht?« Sie scheint fasziniert. »Wow. Darf ich die mal sehen?«
    »Ach, das ist Jahre her.« Ich zucke mit den Schultern. »Ich weiß nicht mal, wo die sind.«
    »Hm.« Sie schaut mich durchdringend an, als wolle sie noch etwas sagen, scheint es sich dann aber anders zu überlegen und wendet sich wieder ihrem Zauberbuch zu.
    »Okay, wo war ich …? Ach ja … ›Die Tinte trocknen lassen – nicht abtupfen. Dann wickele man ein Stück Kleidung der betreffenden Person um einen Schinkenknochen.‹«
    Ich höre auf zu essen und verziehe das Gesicht. »Igitt! Pfui bah.«
    »Ach, das ist kein Problem. Ich habe welche im Gefrierschrank.«
    Verdattert gucke ich sie an. »Ich dachte, du bist Vegetarierin.«
    »Die sind für die Hunde«, sagt sie, steht auf und zieht die Tür des Gefrierschranks auf. Eine kleine Trockeneiswolke stiebt heraus, sie kramt darin herum und zieht schließlich einen in eine Plastiktüte gewickelten großen gefrorenen Knochen heraus. Jenny und Simon fangen an, wie wild zu kläffen, weil sie denken, der ist für sie bestimmt, aber Robyn verscheucht sie und erklärt: »Das ist nicht für euch. Das ist für Lucy, damit sie die Liebe ihres Lebens wieder loswird.«
    Die beiden bellen und sabbern. Ich muss plötzlich an die
Geschichten denken, wie man Menschen halb von ihren Deutschen Schäferhunden aufgefressen in ihrer Wohnung gefunden hat. Ich nehme mir vor, in Zukunft nachts meine Schlafzimmertür zu schließen.
    »›Dann lege man den Schinkenknochen mit zwei schwarzen Federn, vorzugsweise Raben- oder Krähenfedern, in eine Plastiktüte und füge einige Zauberkräuter hinzu – Eschenblätter, Nelken, Liebstöckel, Flieder, Knoblauch –, dann nehme man den Zettel mit dem Namen darauf, falte ihn dreimal und stecke

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