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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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unbehagliche Schweigen zu brechen.
    »Danke«, antwortet sie tonlos.
    Und dann schweigen wir uns wieder an, während ich die Plastiktüte mit unserer Wäsche aufschnüre und mich daranmache, alles auszupacken.
    »Lucy, ich finde, du solltest dir das wirklich noch mal überlegen«, sagt sie irgendwann. »Du darfst das nicht einfach ablehnen, nur weil du es nicht verstehst.«
    »Das klang aber ganz anders, als du deine Steuererklärung gemacht hast«, gebe ich zurück, während ich die Wäsche auf dem Tisch stapele. Komisch, ich wusste gar nicht, dass wir weiße Handtücher mit eingesticktem Monogramm haben.
    »Das ist was anderes«, entgegnet sie leicht eingeschnappt.
    »Mir egal.« Ich schüttele den Kopf. »Ich gehe jedenfalls bestimmt nicht mitten in der Nacht raus und vergrabe einen Knochen und sage dazu einen albernen Spruch auf, um endlich meinen Exfreund loszuwerden.«
    Hmm, die T-Shirts kenne ich auch nicht. Mensch, die sehen ganz schön groß aus. Ich halte eins davon hoch. »Ist das deins?«
    Robyn schüttelt den Kopf. »Aber du musst Magie mit Magie bekämpfen«, erklärt sie entschieden.
    Ich verdrehe die Augen. »Klar, Dumbledore.«
    »Ich meine es ernst!«
    »Ich weiß«, entgegne ich nickend. »Und das macht mir Angst.«
    Moment mal, Männerhemden? Und Hosen? Ich runzele die Stirn.
    »Ich bin nicht diejenige, die ihren Seelenverwandten nicht mehr loswird«, bemerkt Robyn spitz.
    »Hör zu, ich werde keinen Zauberspruch aufsagen«, schnauze ich sie an. »Ende der Debatte. Punkt, aus, Schluss.«
    »Tja, ich finde bloß, du machst einen Riesenfehler. Es gibt weitaus höhere Mächte da draußen als uns, Mächte, die wir nicht verstehen …«
    Ich höre Robyn reden, aber ich verstehe kein Wort. Was sie sagt, ist nur noch ein undeutliches Hintergrundrauschen. Ich habe völlig abgeschaltet. Ich höre nicht mehr zu. Stattdessen starre ich fassungslos die Wäsche an.
    Das ist nicht meine Wäsche.
    Erst staune ich nur, dann bin ich ganz perplex, und schließlich streiche ich die Segel. Gequält stöhne ich auf.
    »Das sind seine.«
    »Was?« Robyn unterbricht ihre Gardinenpredigt und schaut mich mit einem verwirrten Stirnrunzeln an. »Was sind seine?«
    Ich halte Ananas-Boxershorts in die Höhe und wedele damit vor Robyns Nase herum. »Noch mal zurück zu dem Bannzauber …«
     
    »Haben Sie weiße Kerzen?«
    Wir spulen ein bisschen vor. Es ist der darauffolgende Abend, und ich stehe mit einem Einkaufszettel in der Hand in den vollgestopften Gängen von Burt’s Hardware Store, einem kleinen Tante-Emma-Haushaltswarenladen. Der klar denkende, vernünftige, rationale Teil meines Hirns, der über Horoskope bloß den Kopf schüttelt und mich entschlossen unter Leitern hindurchlaufen lässt, kann noch immer nicht ganz fassen, dass ich das tatsächlich allen Ernstes in die Tat umsetzen will, aber der andere Teil, der, der Nates Wäsche von Fluff and Fold nach Hause geschleppt hat, ist verzweifelt und weiß sich nicht mehr anders zu helfen.
    Brenda, die stellvertretende Geschäftsführerin, konnte sich diese Verwechslung einfach nicht erklären. »Wir haben zwar Zweigstellen in ganz Manhattan, aber ich weiß wirklich nicht, wie das passieren konnte«, hatte sie völlig konsterniert nach Luft schnappend erwidert. Dann hatte sie sich mehrfach überschwänglich entschuldigt und auf ihren Computer eingehackt, als sei der persönlich für das Missgeschick verantwortlich. »Mr.
Kennedy ist unter einer Adresse erfasst, die mehr als fünfzig Häuserblocks entfernt ist!«
    Im Grunde genommen tut Brenda mir fast ein bisschen leid, und ich bin schon beinahe versucht, ihr die ganze Geschichte zu erklären. Aber auch nur beinahe , denn dann komme ich zu dem Schluss, jahrhundertealte Legenden, italienische Brücken und Seelenverwandtschaft mit hineinzubringen würde die ganze Sache bloß unnötig verkomplizieren. Lieber spiele ich die Rolle der unzufriedenen Kundin als die der geistesgestörten Irren.
    Am Ende lässt sich alles aufklären. Da ich seine Wäsche habe, musste er wohl zwangsläufig meine mitgenommen haben. Und tatsächlich, während Brenda noch damit beschäftigt war, auf ihre Tastatur einzutippen, erschien eine SMS von Nate auf meinem Handy.
    Lass mich raten. Du hast meine Wäsche.
    Ich schreibe zurück:
    Lass mich raten. Und du hast meine.
    »Bitte sehr. Sonst noch was?«
    Unsanft aus meinen Überlegungen gerissen sehe ich Burt vor meiner Nase eine Leiter heruntersteigen, in der Hand eine Schachtel Kerzen. Für

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