Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)
gerade zuträglich.
Bliebe nur noch … Schnell blättere ich die Kontaktliste meines Handys durch.
Adam.
Seine Nummer springt mich förmlich an. Die hatte ich in meinem Handy gespeichert, nachdem er sie mir über Facebook geschickt hatte. Ich starre die Nummer einen Augenblick an, lasse mir die Idee gründlich durch den Kopf gehen, überlege hin und her, wäge ab.
Na ja, schließlich hat er doch gesagt, ich soll ihn anrufen.
»Lucy! Alles in Ordnung?«
Zwanzig Minuten später schaue ich vom abgewetzten Fußboden der Polizeiwache auf, den ich die ganze Zeit unverwandt angestarrt habe, und sehe, wie die Tür aufschwingt und Adam hereinschneit. Wie ein Ritter in schimmernder Rüstung,
schießt es mir durch den Kopf, bloß dass er ein verwaschenes T-Shirt, eine Baseballkappe und zerrissene Jeans trägt. Mit besorgtem Gesicht kommt er auf mich zu, und mir geht das Herz auf. Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich mich so gefreut, jemanden zu sehen.
»Ja … bestens.« Ich springe von meinem Plastikstuhl auf, um ihn zu begrüßen, aber dann bremse ich mich und werde plötzlich ganz verlegen. »Alles bestens.«
»Dann hängst du also öfter mal nur so zum Spaß auf einer Polizeiwache rum, ja?«, meint er, und seine Mundwinkel zucken amüsiert.
Meine Wangen werden hochrot. »Na ja, es lief gerade nichts im Fernsehen«, entgegne ich matt.
Er lacht, ein fröhliches, entspanntes Lachen, und legt den Kopf schief, um mich unter dem Schirm seiner Mütze hervor anzuschauen. »Wirklich alles okay?«, fragt er leise. Und dann nimmt er meine Hand und drückt sie sanft.
Als seine Finger meine streifen, fährt mir ein leichtes Kribbeln durch den ganzen Körper. »Klar.« Ich nicke, aber noch während ich das Wort ausspreche, merke ich, wie meine Lippen unerwartet anfangen zu zittern. »Alles cool«, bringe ich eben noch heraus, ehe ich – wie peinlich – unvermittelt in Tränen ausbreche.
Vierundzwanzigstes Kapitel
Adam begleitet mich nach Hause, wo wir Robyn und die Hunde laut schnarchend im Tiefschlaf auf dem Sofa vorfinden, während im Hintergrund eine Folge von Oprah läuft. Auf Zehenspitzen schleichen wir uns vorbei, um Simon und Jenny nicht zu wecken – Robyn, habe ich inzwischen festgestellt, würde auch ein Erdbeben verschlafen; sie nickt nicht ein, sie fällt ins Koma –, und ich hole schnell eine halbe Flasche Wein aus dem Kühlschrank und zwei Gläser, mit denen wir in mein Zimmer verschwinden. Die Nacht ist warm und drückend, also schieben wir das klapprige alte Fenster nach oben und klettern nach draußen auf die Feuerleiter.
»Entschuldige, dass ich eben so rumgeheult habe«, sage ich ungefähr zum millionsten Mal, während ich mich auf eine der Metallstufen hocke und Wein in die Gläser einschenke. »Das ist mir unglaublich peinlich.«
»Ach was, halb so schlimm.« Er zuckt mit den Schultern und setzt sich auf die Stufe über mir. Dann zieht er seinen Tabak aus der Tasche und winkt damit, als wolle er fragen: Stört es dich? , worauf ich den Kopf schüttele. »Ich scheine auf Frauen eine echt umwerfende Wirkung zu haben.«
Ich muss lachen und lächele ihn dankbar an, dann reiche ich ihm sein Glas.
»Da hast du wohl noch mal Schwein gehabt, wenn ich das richtig verstanden habe, dass sie dich einfach laufengelassen haben«, fährt er fort und leckt das Zigarettenpapier an. »Nachdem du versucht hast, das Kätzchen zu retten, und dann unversehens im Park eingesperrt wurdest …«
»Ähm … ja, ich weiß.« Ich nicke und kreuze hinter dem Rücken die Finger. »Ein Glück, dass die Polizisten mich gefunden haben!«
Zu meiner Verteidigung muss gesagt werden, dass ich mir diese Geschichte nicht ausgedacht habe; die ist auf Officer McCrorys Mist gewachsen. Als Adam reinkam, hat er ihn beiseitegenommen, um ihm unter vier Augen »die ganze Geschichte zu erklären«. Erst später, als wir schon auf dem Weg nach draußen waren – Adam mit der strikten Anweisung, »gut auf die junge Dame aufzupassen« –, hat er mir über die Schulter zugezwinkert, und da ist mir dann aufgegangen, dass er irgendwas ausgeheckt haben muss. Und das hatte nichts mit Strafverfolgung zu tun.
»Danke, dass du mich abgeholt hast« – ich lächele etwas verlegen – »und dass du so nett zu mir warst.«
»War mir einVergnügen.« Er grinst. »Ich komme oft jungen Damen in höchster Not zu Hilfe.«
»Ach, ehrlich?« In der Dunkelheit, in der das sanfte Leuchten der Lichterkette in meinem Schlafzimmer mit ihrem
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