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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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die als Anwältin versucht, mich irgendwie rauszupauken … Ich sehe schon die Schlagzeilen in der Zeitung:
    BRITIN IN AMERIKA VERHAFTET –
    LEBENSLÄNGLICH FÜR DEN VERSUCH, SICH VON IHREM TRAUMMANN ZU TRENNEN
    »Sie dachte, sie hätte ihren Seelenverwandten gefunden«, erzählt ihre ehemalige Mitbewohnerin Robyn Weisenberg, »aber dann wurde sie ihn nicht mehr los. Das Universum ließ es nicht zu. Es ist eine Tragödie.«
    Wobei das auch eine Art wäre, die Sache mit Nate ein für alle Mal zu beenden. Lebenslänglich.
    »Also, haben Sie irgendwelche Fragen?«
    Blitzschnell bin ich wieder bei Officer McCrory, der mich erwartungsvoll anschaut.
    Mein Mund ist plötzlich staubtrocken. »Darf ich telefonieren?« , stammele ich. Tränen steigen mir in die Augen, und mir wird leicht schwindelig. »Ehe ich …« Ich bringe kaum die Worte heraus. »Ehe Sie mich einbuchten .«
    »Einbuchten?« Er zieht die Augenbrauen hoch. »Miss Hemmingway, haben Sie mich nicht verstanden? Sie können jetzt gehen.«
    Schockiert starre ich ihn an. »Gehen?«
    »Ich lasse Sie mit einer Verwarnung laufen«, sagt er nickend und sammelt seine Unterlagen zusammen.
    Es dauert einen Moment, bis ich es kapiert habe, und dann …
    »Ach du lieber Himmel, vielen Dank!« Verdattert schnappe ich nach Luft. »Danke, danke, danke!« Völlig überwältigt von Dankbarkeit und Erleichterung, springe ich von meinem Stuhl auf, und ehe ich weiß, was ich da tue, bin ich dem blau uniformierten Mann auch schon um den Hals gefallen. Der völlig verdutzte Officer McCrory wird stocksteif und steht da wie eine Statue, die Arme seitlich ausgestreckt wie bei einer Vogelscheuche.
    »Ach herrje, es tut mir leid. Ich war bloß so …« Wobei mir dann plötzlich aufgeht, dass ich gerade einen Polizeibeamten des NYPD umklammere, worauf ich entsetzt einen Satz nach hinten mache. »Entschuldigen Sie bitte. Ich bin bloß so aufgewühlt.« Und schon habe ich wieder Tränen in den Augen.
    »Verstehe. Ich weiß, wie schwer eine Trennung sein kann«, sagt er und senkt die Stimme. »Meine Frau hat mich vor knapp einem Jahr verlassen.« Und damit nimmt er eine Packung Taschentücher von seinem Schreibtisch und hält sie mir hin.
    »Oh, das tut mir leid«, entgegne ich und nehme ein Taschentuch aus der Box.
    »Ist mit meinem besten Freund abgehauen. Aber hier drin ist sie immer noch.« Er haut sich mit der tellergroßen flachen Hand auf die Brust, und seine Augen glitzern verdächtig, dann nimmt er selbst auch ein Taschentuch. »Egal wo ich bin, sie ist immer bei mir.«
    »Das Gefühl kenne ich«, entgegne ich ironisch.
    Er schnieft und schnäuzt sich dann lautstark. »Dabei will ich sie einfach nur ganz schnell vergessen.«
    »Geht mir genauso«, meine ich und nicke wissend im Gedanken an Nate. »Ihn vergessen, meine ich.«
    Officer McCrory und ich wechseln einen verständnisvollen Blick. Dann allerdings reißt er sich wieder zusammen, stopft das Taschentuch in die Hosentasche und knurrt barsch: »Können Sie jemanden anrufen, der Sie abholt?«
    »Ach, das geht schon. Ich nehme einfach ein Taxi.«
    »Ich lasse Sie hier nicht alleine rausspazieren – wir wollen ja nicht, dass Sie gleich wieder rückfällig werden.« Mit einem schelmischen Blitzen in den Augen schaut er mich an.
    Robyn kommt mir in den Sinn. Die wäre natürlich meine erste Wahl, aber die hat heute Abend ihren Reiki-Kurs, und der dauert erfahrungsgemäß ziemlich lange. Letzte Woche war sie bis mitten in der Nacht weg und hat sich ihre Aura lesen
lassen, und nein, ich glaube nicht, dass das was Unanständiges ist.
    Dann wäre da noch Kate. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Beinahe Mitternacht. Nein, in diesem Fall wäre Kate nicht erreichbar. Die liegt um diese Zeit schon seit Stunden im Bett, mit Ohrenstöpseln und Wave – Musik von der Außenwelt abgeschottet, weil sie jeden Morgen um fünf aufsteht, um ins Fitnessstudio zu gehen. Sicher wäre sie nicht besonders erfreut, wenn ihre kleine Schwester sie jetzt weckt. Vor allem nicht, wenn die sie weckt, um sich von ihr auf einer Polizeiwache abholen zu lassen.
    Ich zermartere mir das Hirn – Magda? Magda ist die lockerste Chefin, die ich je hatte, aber zwischen locker und absolut cool ist ein kleiner Unterschied. Sie nachts um zwölf anzurufen und ihr mitzuteilen, dass ich auf einer Polizeiwache sitze, und sie dann auch noch zu fragen, ob sie wohl bitte vorbeikommen und mich abholen könne, wäre meiner weiteren beruflichen Karriere vermutlich nicht

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