Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)
auf.«
Ich nicke matt. »Du aber auch.«
»Na ja, jetzt, wo mein Ellipsentrainer da ist, wollte ich so schnell wie möglich wieder mit meinem normalen Trainingsprogramm anfangen«, hechelt er zur Erklärung.
Das war also in dieser Riesenkiste, geht mir auf, während ich zuschaue, wie er einen Knopf drückt, worauf das ganze Ding in einen noch steileren Winkel kippt.
»Und außerdem musste ich noch ein paar Details mit unserem Büro in London klären.«
»Am Samstagmorgen?«
»Beim Fernsehen gibt es kein Abschalten«, grunzt er, packt die Griffe noch fester und rudert wie wild mit den Armen. »Bei diesem Job ist man rund um die Uhr im Einsatz.«
Ich schaue zu, wie die Rampe sich steil und immer steiler neigt, während er wacker weiterstrampelt.
»Sorry, aber ich muss weitermachen«, sagt er und deutet auf den Knopf in seinem Ohr.
»Oh, ja, okay, klar«, stottere ich und nicke. »Dann mache ich uns schon mal einen …« Gerade wollte ich schon »Kaffee« sagen, rein aus Macht der Gewohnheit, aber im letzten Moment fällt mir wieder ein, dass Nate ja gar keinen Kaffee trinkt. »… Saft«, vollende ich also den Satz.
»Prima. Im Kühlschrank ist Sellerie.« Atemlos unterbricht er sich und wischt sich mit einem Handtuch über das Gesicht. »Kann sein, dass auch noch Rote Beete da ist.«
»Super«, entgegne ich breit lächelnd.
Sellerie? Rote Beete?
Noch immer wild entschlossen lächelnd lasse ich ihn allein weiterkeuchen und -hecheln und spaziere in die Küche und bleibe dann wie angewurzelt stehen, als mir die ganze Tragweite dessen bewusst wird, was ich da gerade gesagt habe. Ich. In einer Küche. An einem dieser Geräte.
Beim Anblick all der gefährlich wirkenden Maschinen, die aufgereiht auf der Arbeitsplatte stehen, verlässt mich der Mut.
Diese Dinger sehen aus wie fiese Foltergeräte. Es sind fiese Foltergeräte, überlege ich und muss an das erste und einzige Mal denken, dass ich mich an einem elektrischen Dosenöffner versucht habe. Es sah aus wie eine Szene aus Kettensägenmassaker . Glauben Sie mir, ich habe noch die Narbe am Daumen als Beweis.
Es dauert eine Weile, bis ich den Entsafter ausfindig gemacht habe. Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, wie ich ein Ding mit dem klingenden Namen Herkules überhaupt übersehen konnte. Es ist ein riesiges, silbernes Monster von einem Küchengerät, und eine Weile beäuge ich es bloß misstrauisch, dann nehme ich all meinen Mut zusammen. Okay, es sieht zwar furchteinflößend aus, aber wie schwer kann es schon sein, was auszupressen? Ist doch bloß Saft, Menschenskind. Entschlossen krempele ich die Ärmel meines Bademantels hoch, öffne den Kühlschrank und schnappe mir Sellerie und Rote Beete.
Ich meine, bitte, dazu braucht man kein Raketenforscher zu sein.
Zehn Minuten später bereue ich diese Behauptung bereits zutiefst.
Ich habe die Maschine auseinandergenommen, überall liegen Einzelteile herum, und sie funktioniert immer noch nicht. Und ich stehe da und sehe mir an, wie sie verstümmelt auf der Arbeitsplatte steht, gleich neben dem etwas angegammelt wirkenden Bio-Sellerie und einer missgestalteten Roten Beete. Mal ehrlich, die Chancen, dass ich eine Rakete zusammengebaut bekomme, stehen besser als die, aus diesem Ding auch nur einen Tropfen Saft rauszuquetschen.
Nehmen wir zum Beispiel dieses Teil. Was bitte soll das sein? Ungläubig bestaune ich das Bauteil der Maschine. Es sieht aus wie ein Zahnrad mit so einem komischen Wackeldings am Ende. Ich greife nach einem anderen Teil. Dieses Stück ist
irgendwie rundlich, mit einem Loch in der Mitte. Verständnislos starre ich beides an. Jetzt weiß ich auch, warum ich in Physik durchgefallen bin.
Aber es besteht noch Hoffnung. Schnell blättere ich die Bedienungsanleitung durch, die ich nach kurzer Suche in einer Schublade ausfindig gemacht habe, und widme mich dann dem ersten Kapitel: Aufbau. Siehst du, ist doch gar nicht so schwer, sage ich mir zuversichtlich. Schließlich habe ich ja die Anleitung: 1) Nehmen Sie den Siebeinsatz (Teil A) und verbinden Sie ihn mit dem Fruchtfleischabscheider (Teil B), wobei sicherzustellen ist, dass der Sicherheitsverschluss (Teil C) befestigt wurde und der extragroße Einführstutzen (Teil D) angebracht ist.
Und da dachte ich, Ikea-Regale zusammenzubauen sei schwierig.
»Hey, kommst du zurecht?«, brüllt Nate aus dem Wohnzimmer, und ich werde plötzlich stocksteif.
»Bestens!«, flöte ich in den höchsten Tönen zurück und wünschte, ich
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