Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)
bescheuert?
Lächelnd recke ich mich nach oben und gebe ihm einen Kuss. »Nein, alles ist perfekt.«
Dreizehntes Kapitel
Na ja, vielleicht nicht alles.
Um ganz ehrlich zu sein, ich hätte es vorgezogen, wenn Nates iPhone nicht den ganzen Abend lang alle fünf Minuten geklingelt hätte und wenn er sich nicht ständig entschuldigt hätte und verschwunden wäre, um Anrufe aus dem Studio anzunehmen.
Und es war schon ein bisschen nervig, als wir anschließend in ein kleines chinesisches Restaurant gleich um die Ecke gegangen sind und Nate sich standhaft weigerte, etwas von den Dim Sum zu essen, die ich für uns beide bestellt hatte. Und von dem Hähnchen süßsauer wollte er auch nichts. Und vom gebratenen Reis erst recht nicht. Er schwadronierte irgendwas von Glutamat und E-Nummern, was wirklich schade war, denn sein gedünstetes gemischtes Gemüse sah nicht annähernd so lecker aus.
Aber wie dem auch sei, es war nicht weiter schlimm, ich wollte es bloß erwähnt haben. Wie in meinem Glückskeks stand: »Nichts kommt zwischen Sie und Ihren Liebsten.« Was sind schon ein paar Telefonate und ein paar Teller Dim Sum gegen echte Seelenverwandtschaft?
Wir sitzen alle an einem großen Tisch – ich und Nate, Kate und Jeff, Robyn und Magda, die ihren Sohn Daniel im Schlepptau hat. Als sie uns miteinander bekannt machte, wurde Gott sei Dank schnell klar, dass er einfach nicht besonders fotogen ist, denn in Wirklichkeit hat er so gar nichts von Austin Powers.
Na ja, wobei, so gar nichts stimmt vielleicht nicht ganz, aber sagen wir mal so, wenn man ihn sieht, würde man nicht auf
die Idee kommen, dass er gleich »Whoa, Baby, yeah« posaunt und den Kleiderschrank voller Samtanzüge und Rüschenhemden hat.
Kaum hatte Magda herausgefunden, dass Robyn Single und jüdisch ist, krempelte sie die Ärmel hoch und machte sich an die Arbeit, und siehe da, ehe man sich’s versah, saßen Robyn und Daniel nebeneinander, während Magda den ganzen Tisch mit haarsträubenden Geschichten unterhielt, einschließlich der über Ehemann Nummer zwei und eine Tube Sekundenkleber, und das, obwohl ihr Sohn knallrot wurde und sie anflehte aufzuhören. Es scheint etwas zu geben, das jüdische Mütter noch mehr lieben als ihre Söhne, und das ist, selbige vor Scham im Boden versinken zu lassen. Irgendwann konnte er gerade noch verhindern, dass sie Nacktfotos von ihm als Baby aus der Tasche kramte und allen zeigte, »was für ein bildhübsches Baby« er war. »Unglaublich hübsch!«
Und dann ist es plötzlich richtig spät geworden, und wir verabschieden uns. Nate und ich nehmen ein Taxi zu ihm nach Hause, obwohl meine Wohnung nur einen Katzensprung entfernt ist, aber wie er so schön sagt, warum in meiner kleinen WG – Wohnung übernachten, wenn wir sein ganzes Penthouse nur für uns haben? Da sind wir allein, nur wir beide.
Na ja, wir und ungefähr eine Million Umzugskisten, denke ich, als wir aus dem Aufzug steigen und unversehens vor einem besonders großen Exemplar stehen, das gerade geliefert wurde. Ich schwöre, kaum hat er eine Kiste ausgepackt, taucht auch schon wieder eine neue auf.
»Ach, prima, er ist angekommen«, sagt er.
»Was um Himmels willen ist das?«, keuche ich entsetzt, als wir uns an dem gigantischen Pappmonolithen vorbeiquetschen, der beinahe den ganzen Flur versperrt.
»Mein Ellipsentrainer«, sagt er, als müsse ich wissen, was ein Ellipsentrainer ist.
Was ich natürlich weiß. Irgendwie. Nicht.
»Ach so«, murmele ich lebhaft nickend. »Toll.«
Nate legt Schlüssel und Handy auf den Tisch, zieht sein Jackett aus und hängt es über eine Stuhllehne. Währenddessen schlüpfe ich aus den Schuhen und reibe mir die schmerzenden Füße. Normalerweise müssten wir uns jetzt eigentlich schon die Kleider vom Leib reißen, aber ich bin hundemüde. Es war ein langer Tag.
»Kaputt?«, fragt Nate, als er mich dabei ertappt, wie ich mir die Augen reibe.
»Ähm … nur ein kleines bisschen.« Ich lächele und unterdrücke ein Gähnen.
Na ja, schließlich will ich ihn ja nicht gleich völlig abschrecken, oder? Wer weiß, vielleicht werde ich gleich wieder munter. Irgendwie hat Nate eine sehr belebende Wirkung auf mich. Im Laufe der vergangenen Woche habe ich mich quasi in eine Nymphomanin verwandelt.
Ich ziehe mir das Kleid über den Kopf und tappe ins Badezimmer. Ein paar Sekunden später kommt Nate ebenfalls herein, nur mit Boxershorts bekleidet, und einen Moment stehen wir schweigend nebeneinander und putzen uns die
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