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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Streitgespräch durch und denke: Bitte, schaut mich nicht an. Ich habe mich gerade mit meinem Freund zerstritten und könnte womöglich jeden Augenblick anfangen zu heulen.
    Nein, das tust du nicht, Lucy, sage ich mir streng. Du bist sauer, schon vergessen, und das musst du auch bleiben.
    Harsch wische ich mir mit dem Ärmel über die Augen und atme tief durch. Nate hat sich unmöglich aufgeführt, wie ein selbstgefälliger, besserwisserischer, scheinheiliger Korinthenkacker. Wie er dagestanden hat während seiner Gardinenpredigt, in seinen kriminellen Ananasshorts! Von wegen ungeschickt! An dem ganzen Schlamassel war einzig und allein diese Höllenmaschine schuld.
    Aber vielleicht hätte ich sie auch nicht ohne Deckel anschalten dürfen, überlege ich und spüre die ersten Zweifel in mir aufkeimen. Die ich sogleich entschlossen zu ignorieren versuche und energisch weiterlaufe, aber schnell plagen
mich arge Gewissensbisse. Ich meine, das war ja wirklich meine Schuld. Rasch schiebe ich den Gedanken beiseite, aber er verwandelt sich rasend schnell in fiese Schuldgefühle. Himmel, die Küche sah ja wirklich aus wie ein Schlachtfeld.
    Ja, als ich schließlich zum Central Park komme, ist bereits ein ausgewachsenes schlechtes Gewissen daraus geworden. Am Parkeingang bleibe ich stehen und lehne mich an das Geländer. Es war alles meine Schuld. Wäre ich nicht so ein vollkommen hoffnungsloser Fall, so ein entsetzlicher Trampel, dann könnte ich mich jetzt auf einen wunderbaren Samstagnachmittag mit Picknick im Park freuen.
    Aber nein, stattdessen stehe ich mutterseelenallein hier rum und beobachte neidvoll die anderen glücklichen Pärchen auf dem Rasen, denke ich schniefend.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dagestanden und mich bemitleidet hätte, wäre nicht irgendwann jemand mit einem Becher Kaffee in der Hand vorbeigegangen. Als der Duft meine Nase kitzelt, sind meine Geschmacksknospen plötzlich hellwach.
    Kein Wunder, dass ich mich so hundeelend fühle, geht mir da auf, während fast zeitgleich mein Blick auf einen Starbucks auf der anderen Straßenseite fällt, worauf ich sofort lossprinte. Ich habe heute noch gar keinen Kaffee gehabt. Genauer gesagt, die ganze Woche nicht, weil ich ja bei Nate übernachtet habe und der keinen trinkt. Aber besser fühle ich mich bisher nicht. Nein, um ganz ehrlich zu sein, habe ich schon die ganze Woche nörgelnd-nagende Kopfschmerzen. Nate behauptet, das liegt daran, dass ich ein Koffeinjunkie und gerade auf kaltem Entzug bin, ich müsse bloß durchhalten, und dann würde ich mich bald fühlen wie neugeboren.
    Was ja alles schön und gut ist. Das Ding ist bloß, ich will mich eigentlich gar nicht fühlen wie neugeboren. Ich will mich fühlen wie immer, als ich noch Kaffee getrunken habe und keine nörgelnden Kopfschmerzen hatte.
    »Einen Latte, extrastark, bitte«, bestelle ich und strahle die Frau hinter dem Tresen an. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es auf der Welt zwei Menschentypen gibt: die Kaffeetrinker und die Nicht-Kaffeetrinker. Und ich weiß nicht so recht, ob die beiden auf Dauer miteinander harmonieren, sinniere ich, während sie meine Bestellung in die Kasse eingibt.
    Wobei, wenn ich so drüber nachdenke … sticht mich ein bisschen der Hafer. »Wissen Sie was, geben Sie mir gleich einen doppelten«, sage ich trotzig.
     
    Eine Viertelstunde später schlendere ich die Straße entlang und schlürfe genüsslich meinen Kaffee. Ich fühle mich schon viel besser. Die Sonne scheint, es ist ein wunderschöner Tag, und ich brauche heute nicht zu arbeiten.
    Okay, und was jetzt?
    Es ist noch früh, und der Tag zieht sich in meiner Vorstellung wie Kaugummi. Eigentlich könnte ich nach Hause gehen, aber Robyn ist bei ihrem Trommelkreis, und mir ist nicht danach, allein in einer leeren Wohnung zu sitzen: nur ich und Simon und Jenny und jede Menge schmutziger Handwäsche. Ich könnte zwar meine Schwester anrufen, doch die ist jede Wette entweder im Fitnessstudio oder im Büro. Oder ich könnte …
    Mehr fällt mir nicht ein.
    Das ist doch irre! Ich bin in NewYork! Im Big Apple! Der Stadt, die nie schläft! Hier gibt es jede Menge zu tun. Seit ich angekommen bin, war ich immer so beschäftigt, dass ich noch gar nicht dazu gekommen bin, irgendwelche typischen Touri-Sachen zu machen. Ich könnte das Empire State Building besuchen, mit einem Boot an der Freiheitsstatue vorbeischippern, zum Times Square gehen.
    Alles, was ich eigentlich mit Nate machen wollte.
    Unversehens geht

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