Trainer unter Verdacht
»Ich habe diese Insel allmählich satt. Laufen, laufen
und immer wieder laufen.«
Dicht hinter ihm folgten Tim
und Gaby.
»Habt ihr was rausgefunden?«,
wollte Tim wissen.
Klößchen und Karl drehten sich zu
ihnen um und verlangsamten ihren Schritt, sodass die anderen der Gruppe nicht
mithören konnten.
»Wir wissen jetzt, von wem die
Jacht ist«, sagte Karl. »Wir haben im Internet recherchiert und in Nebelstadt
ein paar Leute befragt. Sie gehört einem gewissen Dr. Kaut. Er wohnt auf
Langeoog und betreibt eine Schönheitsklinik, die ganz gut zu laufen scheint.
Aber das ist nicht alles! Er scheint auf einem anderen Gebiet auch sehr
ambitioniert zu sein. In einem Bericht wurde er in Zusammenhang mit Doping von
Sportlern genannt, was aber nie nachgewiesen werden konnte.«
»Außerdem scheint es eine
Verbindung zu unserer falschen Haushälterin zu geben«, sagte Klößchen. Er hielt
kurz an und rieb sich sein Bein. »Mann, hab ich einen Muskelkater!«
»Eine Verbindung?«, fragte Tim
gespannt.
»Laut einem Lokalblatt gab es
hier auf der Insel kürzlich eine Serie von Einbrüchen in verschiedene Villen.
Von den Tätern fehlt allerdings bisher jede Spur«, antwortete Karl.
»Ihr meint also, dass die
Buschinski und ihr Kumpane dahinterstecken könnten?«, erkundigte sich Gaby
ungeduldig.
»Genau. Das würde ihr Verhalten
erklären. Wir haben ja belauscht, dass sie einen weiteren Einbruch planen.
Ratet mal, wem die Villa gehört, auf die es die beiden abgesehen haben?«,
steigerte Karl die Spannung.
Tim und Gaby zuckten ahnungslos
mit den Schultern.
»Dr. Kaut«, gab Karl mit
Genugtuung bekannt.
»Hier schließt sich also der
Kreis.«
TKKG waren ans Ende der Gruppe
zurückgefallen und bildeten jetzt das Schlusslicht. Der nächtliche Ausflug ging
seinem Ende zu, in nicht allzu weiter Ferne waren schon die Lichter des
Fußballcamps zu sehen.
»Was haben die Baupläne
ergeben?«, wollte Tim noch wissen.
Karl hatte sie gründlich
analysiert: »Es gibt zwei Pläne, die identisch scheinen, aber bei genauerem
Hinsehen in einem Punkt voneinander abweichen. Auf dem Grundriss neueren Datums
ist ein zusätzliches Badezimmer eingezeichnet. Man hatte es wahrscheinlich
vergessen und dann nachträglich eingeplant. Interessant daran ist allerdings,
dass die wirkliche Größe des Bades nicht maßstabsgetreu mit der Zeichnung
übereinstimmt. In Wirklichkeit ist es viel kleiner. Ich habe das überprüft. Ich
vermute deshalb, dass irgendwo hinter dem Bad ein geheimer Raum ist.«
Gaby und Tim machten große
Augen. »Eine geheime Kammer! Perfekt, um einen Schatz zu verstecken«, murmelte
Gaby halb zu sich selbst, halb zu den anderen.
»Aber wie kommen wir da rein?«,
wollte Klößchen wissen.
Genau dieselbe Frage stellten
sich zur gleichen Zeit die angebliche Haushälterin und ihr Kumpane Jens
Luschke. Sie befanden sich 50 Meter über dem Boden, in der Spitze des alten
Leuchtturmes. Von dort aus eröffnete sich ein atemberaubender Rundblick auf das
Land, die Küste und das Meer. In Nebelstadt gingen nach und nach die Lichter aus,
weil die Menschen sich schlafen legten.
»Die haben nach den Plänen
gefragt! Die sind uns auf die Spur gekommen!«
Die falsche Irmgard Buschinski
lief nervös auf und ab. Jens Luschke hatte sich hier oben sein Quartier
eingerichtet. Eine Matratze lag auf dem Boden. Daneben standen ein Wasserkocher
und ein Kleinbackofen mit Elektro-Herdplatte. In Kisten lagerten Lebensmittel.
Einige Konservendosen standen geöffnet herum.
»Jetzt beruhige dich mal
wieder. Vielleicht bildest du dir das nur ein.«
Die falsche Haushälterin fuhr
sich mit der Hand durchs Haar. Ihr richtiger Name war Lisa Schimmer. Eigentlich
war sie blond, aber für ihren verbrecherischen Plan hatte sie sich die Haare
schwarz gefärbt, damit sie wie die echte Irmgard Buschinski aussah. Keiner
hatte Verdacht geschöpft. Bis jetzt! Ihre Hände zitterten.
»Einbilden! Die haben uns
belauscht, sonst hätten die nicht nach den Plänen gefragt, diese beiden Gören!
Die lassen uns auffliegen! Oder sie wissen schon, wie sie in die Kammer kommen,
und schnappen uns die Beute weg!«
Jens Luschke schaute
nachdenklich. Seine Partnerin hatte recht. »Zwei Kinder, die uns in die Quere
kommen. Das ist doch lachhaft«, dachte er.
Als Hausangestellte bei einem
Millionär hatten er und Lisa Schimmer sich kennen- und liebengelernt. Sehr bald
träumten beide davon, das zu haben, was ihr wohlhabender Arbeitgeber mit vollen
Händen ausgab: Geld.
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