Trainer unter Verdacht
Deine
Überlegungen sind gar nicht so schlecht. Außer der Sache mit dem Müsli.« Gaby
legte liebevoll den Arm um Klößchen.
»Ihr könnt das wieder gutmachen
und mir einen Nachtisch bestellen. Der Eisbecher ›Piratenbraut mit Kirschsoße‹
hört sich verlockend an.«
»Aye, aye. Käpt’n«, sagten
seine drei Freunde im Chor. Klößchen strahlte übers ganze Gesicht.
»Wir sollten uns auch einen
Bauplan der Villa besorgen. Dann wären wir den beiden Gaunern einen Schritt
voraus«, meinte Tim. »Könnt ihr das morgen versuchen?«
»Klar, Häuptling. Karl und ich
sind ein super Team!« Klößchen stieß Karl seinen Ellenbogen herausfordernd in
die Seite.
»Ja, autsch«, jaulte Karl.
Klößchen lächelte Karl
schelmisch an. Karl hatte jetzt einen sehr ungemütlichen Blick drauf.
15.
Erschwindelte Baupläne
Regen prasselte gegen die
großen Scheiben der Ohlsen-Villa. Klößchen guckte aus dem Fenster zum Meer.
Hohe Wellen überschlugen sich und rollten zum Strand. Nur vereinzelt sah man
Möwen am Himmel, die sich gegen den Sturm stemmten. Ein starker Wind blies, der
die Sträucher und die Äste der Bäume im Garten der Villa hin- und herschlagen
ließ. Bei dem Wetter würde man keinen Hund vor die Tür setzen.
»Heute bleiben wir mal schön zu
Hause. Haben die hier auf der Insel einen Pizzadienst?« Klößchen drehte sich
vom Fenster weg zu Karl, der auf dem Bett saß und in einem Telefonbuch
blätterte.
»Das Bauamt befindet sich im
Rathaus der Stadt. Die Buschinski ist noch im Haus. Wenn wir jetzt losfahren,
sind wir vor ihr da.«
»Du willst bei dem Wetter raus?
Schau doch mal nach der Nummer der Taxizentrale.«
»Wahrscheinlich gibt’s auf der
Insel nur ein Taxi. Außerdem ist es verdächtig, wenn wir ein Taxi kommen
lassen.« Karl sprang auf und öffnete einen Schrank. »Die habe ich
sicherheitshalber eingepackt. Auf solchen Inseln ändert sich das Wetter oft
innerhalb kürzester Zeit. Hier!« Er hielt Klößchen eine Regenjacke und ein Paar
Gummistiefel hin.
»Können wir nicht noch ein
bisschen warten, bis es wieder etwas besser wird?« Klößchen seufzte.
»Nein, wir dürfen keine Zeit
verlieren.«
Karl und Klößchen passten auf,
dass die Haushälterin, die in der Küche stand, nicht mitbekam, dass sie das
Haus verließen. Durch Wind und Regen kämpften sie sich auf ihren Fahrrädern
nach Nebelstadt. Als sie das Rathaus erreichten, hatte sich das Wetter etwas
gebessert. Der Regen hatte ausgesetzt, aber es zogen immer noch düstere Wolken
am Himmel, die nichts Gutes versprachen.
Klößchen und Karl hüpften von
ihren Rädern und gingen ins Gemeindehaus. Das Amt für Bauwesen lag im dritten
Stock. Es wirkte so nüchtern und miefig, wie solche Behörden es in der Regel
tun. Nur ein bunter Blumenstrauß, der auf einem Fensterbrett stand und wie ein
Farbtupfer zwischen dem grauen Einerlei hervorstach, lockerte die triste
Atmosphäre etwas auf. Karl und Klößchen saßen auf Stühlen vor dem Schreibtisch
von Gerlinde Jaspers, einer grauhaarigen Mittfünfzigerin mit streng geknotetem
Dutt, die perfekt in die Umgebung hineinzupassen schien. Sie strahlte die
gleiche Pedanterie ( Exaktheit ) aus wie ihre Stifte, die ordnungsgemäß
nebeneinander und in gleichem Abstand voneinander auf dem Tisch aufgereiht
waren.
Die Beamtin räusperte sich kurz
und nestelte an ihrem seidenen Tuch herum, das sie eng um den Hals geschlungen
hatte. »Ich bin nicht befugt, euch Baupläne auszuhändigen.« Sie beugte sich
nach vorn und schob ihre Brille, die eine verspielte Schmetterlingsform hatte
und darauf schließen ließ, dass auch sie eine versteckte, romantische Seite
hatte, auf die Nasenspitze und inspizierte die beiden Jungs genauer.
»Mein Vater ist mit Herrn
Ohlsen eng befreundet und wir wohnen für zwei Wochen in der Villa.« Klößchen
zog den Hausschlüssel hervor und hielt ihn ihr direkt unter die Nase. Der
Schlüssel hing an einem Anhänger in Fischform, der das Firmenemblem von
Ohlsen-Kaviar zeigte.
Gerlinde Jaspers lehnte sich
wieder zurück. »Das mag sein, aber ich brauche eine schriftliche
Einverständniserklärung von Herrn Ohlsen, dass ich euch die Unterlagen geben
darf.« Sie setzte ihre Brille ab und rieb sich die Augen. Ihre Lider waren
faltig wie die einer Schildkröte. »Außerdem frage ich mich, was Kinder mit
Bauplänen wollen.«
Klößchen und Karl gerieten ins
Schwitzen. Vor dieser Frage hatten sie die ganze Zeit gezittert. Klößchen
schaute Karl verzweifelt an.
»Wir sind halt
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