Trainer unter Verdacht
sehr an der
Villa interessiert. Das ist ja auch ein ganz besonderer Bau«, stotterte
Klößchen.
Gerlinde Jaspers schaute
misstrauisch. Dann hatte Karl plötzlich den rettenden Einfall.
»Im Rahmen eines Hausaufsatzes
für den Kunstunterricht, in dem es um berühmte Architekten und ihre Bähten
geht, brauchen wir die Pläne. Die Ohlsen-Villa wurde ja von einem weltberühmten
Architekten entworfen. Wussten Sie das?«, platzte es aus ihm heraus.
Gerlinde Jaspers legte
nachdenklich die Stirn in Falten. »Das war mir nicht bekannt. Es würde mich
aber nicht wundern, bei den vielen reichen Spinnern, die hier auf der Insel
wohnen.« Diese Bemerkung war ihr herausgerutscht und nun äußerst peinlich. Sie
versuchte abzulenken, indem sie aufstand und zu einem Aktenschrank ging. »Ihr
könnt euch eine Kopie machen. Der Kopierer steht in Raum 105.« Sie händigte den
beiden die Pläne aus.
»Vielen Dank, Frau Jaspers. Wir
sind gleich wieder da.« Klößchen und Karl verließen das Büro und gingen in das
Kopierzimmer, das im selben Stockwerk lag.
»Stimmt das wirklich mit dem
weltberühmten Architekten?«, wollte Klößchen wissen.
»Ich hab geflunkert, um
Eindruck zu schinden«, entgegnete Karl, während er zwei Kopien machte.
Als die beiden wieder
zurückwollten, entdeckten sie Irmgard Buschinski auf dem Gang. Sie beobachteten
durch den Türspalt, wie die Buschinski auf das Büro von Gerlinde Jaspers
zusteuerte und hineinging.
»Da können wir nicht mehr
rein!«, flüsterte Klößchen. Die beiden schlichen hinaus und an Jaspers offener
Tür vorbei. »Die Pläne der Ohlsen-Villa? Schon wieder?« Gerlinde Jaspers war
verwirrt, dass heute schon zum zweiten Mal danach gefragt wurde.
»Wer war das denn?«, wollte die
Haushälterin verwundert wissen.
»So ein dicklicher Junge und
einer mit einer Nickelbrille.«
Irmgard Buschinski wusste
sofort, um wen es sich dabei handelte. In ihr schrillten Alarmglocken.
»Mich wundert, wo die beiden
bleiben. Sie wollten eine Kopie machen und dann gleich wieder zurückkommen«,
rätselte Gerlinde Jaspers.
Die Haushälterin stand auf,
verabschiedete sich schnell und eilte zum Kopierraum. Dort fand sie die
Originalpläne, die Klößchen und Karl auf dem Kopierer zurückgelassen hatten. Sie
steckte sie ein und verließ das Rathaus. Karl und Klößchen, die sich hinter
einem Auto versteckt hielten, beobachteten die Buschinski, die sich nervös nach
allen Seiten umdrehte.
»Ich glaube, die weiß, dass wir
hier waren«, mutmaßte Klößchen. »Und was machen wir jetzt?«
»Einerseits ist das nicht
schlecht, weil sie vielleicht Angst bekommen und Fehler machen, andererseits
sind sie jetzt wahrscheinlich gewarnt und werden versuchen, uns irgendwie
auszuschalten.«
»Ausschalten?«, fragte Klößchen
mit Angst in der Stimme.
»Wahrscheinlich ist das gar
nicht mal schlecht. Wir haben den Köder ausgelegt und sie gehen uns eventuell
in die Falle«, antwortete Karl.
»Oder sie blasen alles ab«,
entgegnete Klößchen.
»Das ist eher unwahrscheinlich.
Dafür sind sie viel zu gierig.« Karl sah, dass die Haushälterin in ihr Auto
stieg und davonfuhr. »Lass uns zum Hafen gehen, vielleicht ankert dort die
schwarze Jacht!«
Die beiden gingen los. Am Hafen
herrschte reges Treiben. Die Fähre brachte neue Gäste auf die Insel, die
allesamt sommerlich und farbenfroh gekleidet waren und große Hüte und Kappen
als Schutz gegen die Sonne aufhatten.
»Ich hoffe, die haben auch
Regensachen eingepackt«, witzelte Klößchen. Im Gegensatz dazu wirkten die
beiden Jungs in ihren Regenjacken und den Gummistiefeln irgendwie komisch. Wie
zwei Wesen aus einer anderen Welt oder Seemänner auf Landgang.
Karl blickte zum Steg, an dem
die Boote lagen. Zwischen einer weißen Jacht und einem Fischkutter lag die
schwarze Jacht. Karl und Klößchen tigerten los. Das Schiff dümpelte
majestätisch im Wasser. Es war das größte und eindrucksvollste im ganzen Hafen.
»Total protzig. Ein richtiges
Ungetüm«, kommentierte Klößchen.
Der Steg zum Boot war
abgeriegelt, sodass sich niemand unbefugt Zugang verschaffen konnte. Karl konnte
den Namen der Jacht erkennen, der außen an der Schiffs wand in goldener Schrift
angebracht war: »Nike von Samothrake«.
»Das ist eine Statue, die auf
der griechischen Insel Samothrake gefunden wurde und heute im Louvre in Paris
steht. In der griechischen Mythologie ist Nike die Siegesgöttin. Sie wird fast
immer mit Flügeln dargestellt, was für das Überflügeln des Gegners
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