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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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können.
Medizinisch sind wir schließlich eines der am besten ausgestatteten Länder der Welt.«
    »Eine Hirnhautentzündung
ist nie ein Spaziergang. Vor allem nicht, wenn eine geschlossene Tuberkulose der
Träger ist, die anfangs kaum Symptome hervorruft, sodass sich die Infektion für
eine Weile ausbreiten und manifestieren kann. Hinzu kam, dass der Erreger Resistenzen
entwickelt hatte und auf viele Antibiotika nicht ansprach. Es war schwierig, es
blieb zu wenig Zeit. Eine Verkettung unglücklicher Umstände. Doch das wollte weder
Arthur noch Ilona hören. Sie warfen sich gegenseitig vor, auf Theresa nicht ausreichend
aufgepasst zu haben. Wobei ich nicht behaupten will, dass Arthur sich großartig
gegen die Vorwürfe und Aggressionen seiner Frau gewehrt hat. Er kam nicht einmal
zur Beerdigung. Aus Angst, wie ich glaube.« Das Mondlicht legte einen traurigen
Schatten über seine Augen. Offensichtlich hatte Guido Brülling selbst mehr als einmal
über das Warum gegrübelt und eigene Erkundigungen angestellt. Ich konnte mir ansonsten
nicht erklären, warum ein Mann, der über den Pazifismus und Altruismus seines Bruders
und dessen Frau schimpfte, so gut über Tuberkulose und die Lebensverhältnisse in
Afrika Bescheid wissen sollte.
    »Wie dem
auch sei. Zwei Monate später kehrte er heim, wo ihn nur noch eine leere Wohnung
und die Scheidungspapiere erwarteten. Der Rest ist Geschichte.« Brülling machte
eine Pause, wohl um auf eine Bemerkung von mir zu warten. Doch ich sagte nichts.
»Arthur mag ein Spinner gewesen sein. Aber niemand, auch nicht Ilona, trachtete
ihm nach dem Leben.«
    Es klang,
als wollte er meine Gedanken vorwegnehmen. Dabei hatte ich es nicht annähernd für
möglich gehalten, dass Ilona ihren Exmann tot sehen wollte. Es standen einfach zu
viele Bilder von ihm auf ihrem Sideboard.
    »Vielleicht
war es ja wirklich nur ein Herzanfall. Eine Verkettung unglücklicher Umstände.«
Ich dachte an Theresa. »Es wäre in der Familie nicht das erste Mal.«
    »Nein«,
sagte er. »Das wäre es allerdings wirklich nicht.«
    Ich konnte
mir nicht helfen, doch es kam mir vor, als hatte er bei dem Gedanken etwas völlig
anderes im Sinn.
    Er stand
auf. »Sehen Sie zu, dass Sie Informationen aus diesem Obduktionsbericht bekommen,
aber versuchen Sie, Edgar aus der Sache rauszuhalten. Er fingert mir jetzt schon
viel zu sehr in Familienangelegenheiten herum und ich möchte nicht, dass mein Vater
oder Wolfgang auf dienstlichem Wege davon Wind bekommen.« Er schritt durch die Schlafzimmertür.
Sein Stock stieß gegen die Zarge.
    Ich folgte
ihm. »Woher kennen Sie ihn eigentlich?«
    »Edgar Ansmann?«
Seine Schritte verlangsamten sich. Er bückte sich nach seinem Hut, der immer noch
im Flur auf dem Boden lag. »Aus Dortmund. Wir machten Dienst in der Polizeiinspektion
1. Wegen meinem Kollateralschaden hier«, er wies auf sein Bein, »lernte er mich
zu seiner Zeit als Kommissaranwärter nur noch am Schreibtisch kennen. Ich half ihm
eine Zeit lang durch seine Anwartschaft und arbeitete auch später mit ihm, bis er
sich nach Bochum versetzen ließ.« Er drückte die Klinke meiner Wohnungstür herunter.
»Mit Gregors Haftantritt war dort ein Stuhl direkt unter dem Dezernatsleiter freigeworden.«
    Ein leichtes
Kribbeln zog durch meine Eingeweide. »Sie kennen Gregor gut, oder?«
    »Natürlich.«
    »Warum haben
Sie Arthur dann nicht ihn empfohlen? Er ist ein hervorragender Detektiv.«
    Er suchte
nach dem Geländer und klammerte sich fest. Sein Gehstock klapperte. »Wie schon gesagt:
keine Familie.«
    Er sah mich
nicht mehr an, sondern hinkte direkt die Stufen hinunter.
    Eigentlich wollte ich die Zeitungen
gar nicht mehr lesen. Doch ich konnte einfach nicht einschlafen.
    Und natürlich
hatte Anastasios mit seiner Bemerkung recht behalten. Tote gab es in Bochum auch
ohne meine Anwesenheit genug zu beklagen – schließlich waren die Traueranzeigen
in jeder Ausgabe Seiten füllend.
    Mittlerweile
war es kurz vor halb vier Uhr morgens und ich saß auf meiner ›kleinen Wolke‹ im
Badezimmer. Der Rollladen war heruntergelassen, die Tür geschlossen. Kein Hinweis
nach draußen also, dass ich wach und nachdenklich war. Über mir flackerte die Funzel
im Sparmodus und ich bemühte mich, jene hin und wieder auftauchende Schlagzeile
über einen Mann mittleren Alters mit einer lebensgefährlichen Schussverletzung zu
übersehen.
    Natürlich
klappte das nicht.
    Zugegebenermaßen
waren die Berichte nicht ansatzweise so bissig, wie Metin sie mir

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