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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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sämtliche
Sternenlichter zu. Lediglich das giftgrüne Display meines Digitalweckers leuchtete
zaghaft durch die Dunkelheit. Ich wusste ungefähr, wo ich meine Füße hinsetzen musste,
um mich im Halbschlaf einigermaßen sicher aus dem Zimmer zu bewegen. Ich torkelte
durch die Tür, durchquerte den quadratischen Flur und hörte den klappernden Parkettbrettern
unter meinen Fußsohlen zu. Als ich das Licht im Badezimmer anwerfen wollte, merkte
ich, dass ich nicht wegen meiner Blase aufgewacht war. Einerseits, weil ich gar
nicht aufs Klo musste. Andererseits, weil es an der Tür schellte.
    Um zwei
Uhr morgens.
    Bei mir
hätten sämtliche Alarmglocken angehen sollen, aber in diesem Moment hörte ich einfach
keine. Vielleicht lag es an der Uhrzeit, vielleicht daran, dass ich glaubte, in
einem Traum zu stecken, in dem einem bekanntermaßen niemand wirklich wehtun konnte.
Mit völlig ausgeknipstem Hirn ging ich daher an die Tür und öffnete sie einen Spalt
weit. Ein kalter Windzug trieb in meine Wohnung und mich fröstelte es an den nackten
Füßen. Verdammt realer Traum, dachte ich, als ich die aufgerichteten Haarstoppel
in der Pyjamahose spürte.
    Das Treppenhaus
entfaltete sich vor mir wie ein viereckiger dunkler Schlund. Das Flurlicht war nicht
eingeschaltet, lediglich das Birnchensymbol leuchtete am anderen Ende des Raumes
orange aus dem Lichtschalter heraus. Der Boden erstreckte sich wie ein schwarzes
Meer unter den rattengrauen Wänden. Ich bemerkte eine Schattengestalt im äußersten
Augenwinkel. Ihre Konturen waren klobig durch den Mantel, den sie trug, sie war
groß und mit breiten Schultern ausstaffiert. Obenauf machte ich einen Hut mit einer
ausgeprägten Krempe aus. Aus dem groben Körper ragten beinahe horizontal die Arme
heraus; die linke Hand ruhte auf einem Stock, die rechte stützte sich auf dem Geländer
ab. Ich hörte, dass die Gestalt schnaufte.
    Mein Gehirn
sendete Signale an meine Hand an der Klinke aus, sie möge die Tür zustoßen und sie
abschließen. Aber sie erreichten meine Hand nicht, sondern verbrannten auf dem Weg
durch meinen heiß gelaufenen Körper. Also stand ich einfach da, barfuß und in meinem
lila-weiß karierten Lieblingsflanellpyjama der Sorte extraweich, an dem ein Knopf
fehlte und ein weiterer müde am Faden baumelte, und starrte in ein facettenloses
schwarzes Nichts – dorthin, wo ich das Gesicht vermutete.
    Plötzlich
schlugen die Nervenblitze einen Umweg quer über mein Gesicht ein und regten die
Mundmuskeln an. Ich sog Luft in meine Lungen, der Brustkorb blähte sich auf und
ich riss meinen Mund auf, um zu schreien.
    Sofort stürzte
die Gestalt nach vorn. Der rechte Arm schwang herum und eine riesige menschliche
Pranke flog auf mich zu. Der Schotter unter seinen feuchten Schuhsohlen knirschte,
der Stock prallte mit einem Scheppern auf die Fliesen. Das warme Fleisch seiner
Handinnenseite drückte sich wie ein nasses Handtuch auf mein Gesicht und die Luft,
die ich hinauszuschreien versuchte, wurde von ihr zurückgedrängt. Wie eine Wäscheklammer
drückten Daumen und Zeigefinger meine Nasenlöcher zu. Es genügte ein Schubser und
ich torkelte zwei Schritte in die Wohnung zurück. An ein Schwingbein, das nach seinen
Kronjuwelen ausholte, war in diesem Augenblick nicht zu denken; ich wäre sofort
rücklings zu Boden gefallen.
    Ich schrie
weiter, doch hörte sich meine Stimme an, als würde sie gedämpft aus meinen Ohren
kriechen. Mit beiden Händen krallte ich mich an seine Handgelenke und kratzte ihn.
Meine Fingernägel waren zu kurz, um bleibende Schäden zu hinterlassen, aber lang
genug, um DNA-Spuren unter ihnen zu sammeln. Mein Kopf hämmerte, doch auf einmal
dachte ich unheimlich klar. Ich schlug ihm den Hut herunter, griff nach seinen Haaren
und riss ihm ein paar Strähnchen aus.
    Wenn es
mit mir schon zu Ende ging, so sollte mein Mörder wenigstens zweifelsfrei zur Rechenschaft
gezogen werden können.
    Er drückte
mich an die Wand. »Frau Roloff.« Er wollte flüstern, merkte aber schnell, dass ich
ihn unter meinem halbstummen Geschrei nicht hören konnte. »Ich bin Guido Brülling!«
    Ich nahm
meine Hände aus seinen Haaren.
    »Ich lasse
Sie jetzt los. Nicht schreien, bitte.«
    Ich nickte.
Dann löste er seinen Griff und ich sog einen gefühlten Hektoliter Luft ein. Prompt
wurde mir schwindelig.
    Er trat
zurück. »Entschuldigung.«
    »Was sollte
das? Warum haben Sie nicht gleich gesagt, wer Sie sind?«
    »Sie wollten
schreien.«
    »Haben Sie
mal auf die Zeiger

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