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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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guckende Katzen. Schlafende
Katzen, zu einer Porzellankugel eingerollt. Katzen, die Pfötchen geben. Rücklings
liegende Katzen, die mit einem Wollknäuel spielen. Minikatzen und Katzenmonstren,
die mit ihren Porzellanohren gegen den oberen Glasboden stießen. Ich betrachtete
sie nur kurz. Einerseits, da die Figuren vor meinen müden Augen zu verschwimmen
drohten. Andererseits, weil meine Erziehung es verlangte, die fremde Person, die
am hinteren Tischende über Dokumente brütete, zu begrüßen.
    Metin kam
mir zuvor. »Das ist Herr Lutz. Der Vermieter.«
    »Verpächter«,
korrigierte ihn Herr Lutz und hob den Kopf, um mich abzunicken. »Sie sind diejenige,
die die Pacht in der Voedestraße übernehmen möchte?«
    »Ich glaube
nicht, dass ich mit Herrn Tozduman bereits sämtliche Konditionen ausgehandelt habe«,
gab ich zu bedenken.
    »Haben wir
wohl«, sagte Metin sofort, rümpfte seine Nase und packte mich am Arm. »Das besprechen
wir draußen.« Dann zog er mich hinaus. Die schwache Sonne stach mir grimmig in die
Augen und das Blinzeln tat meinen Augenlidern weh. Konnte man überhaupt Muskelkater
in den Augen haben?
    »Sag mal,
brennt dein Helm? Was stimmt nicht mit dir? Ist dir der Urlaub nicht bekommen?«
Er kratzte sich am Kragen, dass das Fell nur so raschelte. »Seit du wieder da bist,
benimmst du dich daneben. Erst wagst du es, mich zu erpressen. Mich! Dann willst
du Ragip vor den Kader ziehen.«
    »Er hat
dich angerufen«, stellte ich fest.
    »Er war
ganz schön angepisst.«
    »Nur zu
deinem Verständnis«, entgegnete ich. »Ich benehme mich nicht daneben. Ich lass mir
nur nicht mehr alles gefallen. Und Ragip hat meinen Twingo getötet.«
    »Er repariert
ihn doch!«
    Ich nickte.
»Aber nur, weil ich ihn vor den Kader ziehen wollte.«
    Kopfschüttelnd
winkte er ab. Offenbar wurde ihm das Thema zu abstrakt. Ich interpretierte dies
als Anerkennung. »Und was ist mit uns, Lange? Willst du mir jetzt auch das Blut
dick machen?« Er zog die Brauen hoch und fleischige Stirnlappen wellten sich bis
zu seinen Geheimratsecken.
    »Eine monatliche
Pacht neben der Miete würde mir das Genick brechen«, gab ich zu.
    »Und was
erwartest du von mir?«
    »Zahl du
sie.«
    »Sehe ich
so aus, als könnte ich Geld scheißen?«
    »Nein, tust
du nicht«, sagte ich. »Aber das tun die wenigsten Türken mit einem Mercedes vor
der Doppelhaushälfte.«
    Er hob den
Finger. »Ganz vorsichtig, Perle. Mir sitzt die Hand eh schon locker.«
    »Warum?«
    »Nix weiter.«
Er ließ die Hand sacken. »Familiensache.«
    »Sagen wir,
du übernimmst die Pacht für ein Jahr. Bis dahin stehe ich auf sicheren Füßen und
kann mich selbst haushalten.«
    »Dönekes.
Geh zum Arbeitsamt. Die geben freundlich dreinblickenden Existenzgründern wie dir
bestimmt etwas Stütze.« Er inspizierte mich. »Aber nicht heute. Du siehst scheiße
aus.«
    »Du meinst
für die Ich-AG«, klärte ich ihn auf. »Die gibt es nicht mehr.«
    »Dann nimm
halt einen Kredit auf.«
    »Die Bank
gibt mir kein Geld.«
    »Woher willst
du das wissen?«
    Ich presste
meine Handflächen gegen die Augen. »Metin. Meine Nacht war lang. Und meine Geduld
ist am Ende der Fahnenstange. Ich will die Diskussion nicht noch einmal aufrollen.
Aber vor allem werde ich mich nicht wegen deiner muffeligen, fauligen und – nicht
zu vergessen – illegalen Pilzfarm in den finanziellen Ruin treiben lassen. Falls
es dir noch nicht aufgefallen ist: Wattenscheid ist nicht der Nabel der Welt. Mit
einem Ein-Euro-Shop oder einer Apotheke würde ich hier mehr Geld verdienen. Aber
weder will ich Centstücke zählen noch irgendwelchen Omis die Packungsbeilage ihrer
Hämorrhoidensalbe vorlesen. Eine Alternative wäre Ansichtskarten. Leider will die
hier keiner kaufen.«
    »Was soll
das Gelaber?«
    »Was ich
sagen will, ist: Im Moment kann ich keinen anderen Job als Detektivin. Aber eine
Detektei bringt kein Geld rein.«
    »Willkommen
in der Wirklichkeit, Baby.«
    »Ich würde
es nicht machen, würdest du mich nicht darum bitten.«
    »Ich verstehe«,
sagte er. »Jetzt tust du es also nur mir zuliebe!«
    »Genau.«
    »Auf diese
Art von Hilfe kann ich gerne verzichten!«
    Ich zuckte
die Schultern. »Von mir aus.« Dann kehrte ich ihm den Rücken.
    »Jetzt fang
nicht wieder damit an!«, jaulte er. »Ich zahle dir ein halbes Jahr!«
    Ich drehte
mich um und schüttelte den Kopf. »Ein Jahr.«
    »Darüber
reden wir, wenn das halbe Jahr rum ist.« Er lächelte und streckte die Arme nach
mir aus. »Komm, Rollo. Du musst

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