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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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sicher. Zumindest half es, mir über einige Dinge
klar zu werden. Erstens: So leid es mir um die wunderschönen Nächte auch tat – Schalke
war Geschichte. Endgültig. Und der Reiz an ihm war plötzlich verflogen. Zweitens:
Ich konnte Ansmann besser leiden, als ich bisher vermutet hatte. Und drittens: Gregor
auch.
     
    20 Minuten später bimmelte mich
die Klingel von der Fensterbank. Ich huschte in den Flur, drückte den Summer und
wartete auf der Fußmatte. Gemächliche Schritte erklangen. Noch ehe sich der Schatten
einer Gestalt im Treppenhaus zeigte, jodelte mein Festnetztelefon im Wohnzimmer
und ich rannte durch den Flur. Auf dem Display wollte sich mir keine Nummer erschließen.
Ich sollte erst später kapieren, dass sie absichtlich unterdrückt war.
    »Frau Roloff«,
ertönte eine Stimme, nachdem ich abgenommen hatte.
    »Ansmann!«
Mir rutschte das Herz in die Hose. »Was zum Teufel ist passiert? Wo sind Sie?«
    »Ich weiß,
dass das jetzt schwierig für Sie wird«, intonierte er beinahe hypnotisch durch den
Hörer, »aber bitte, hören Sie auf meine Worte: Lassen Sie den Fall ruhen.«
    In meinen
Ohren begann es zu klingeln. »Wie bitte?«
    »Die Sache
ist einige Nummern zu groß für Sie«, sagte er. »Und bitte nehmen Sie das jetzt nicht
zum Anlass, erst recht nicht die Brocken hinzuschmeißen. Glauben Sie nicht, ich
wüsste nicht, wie bockig Sie sind.« Er seufzte und klang beinahe verzweifelt.
    Ich war
mittlerweile zu meiner Wohnungstür zurückgekehrt und betrachtete den braunhaarigen
Scheitel, der sich auf schwarzen Schuhen die Treppen hinaufbewegte. Erst auf den
letzten Metern unterhalb meiner Etage war ich mir sicher, dass es sich bei meinem
Besucher nicht um Viktor handelte. »Was ist passiert?«, flüsterte ich.
    »Die Drahtzieher
haben überzeugende Mittel, Leute zum Schweigen zu bringen«, sagte er. »Und ich bitte
Sie, nicht länger nachzuforschen. Ihrer Gesundheit zuliebe.«
    Ein junger
Mann baute sich vor mir auf. Er war vielleicht Ende 20, mit hundsbraunem, auf fünf
Millimeter gestutztem Haar. Er trug einen hautengen schwarzen Pullover, einen knielangen
schwarzen Mantel sowie eine ihm auf die Beine geschneiderte Jeans. Das Outfit brachte
seinen sportlichen Körper zur Geltung und auf den ersten Blick fand ich, dass er
ziemlich gut aussah. Das änderte sich jedoch, als er mich mit einem Lächeln von
der Fußmatte schob. Und mir den Lauf seiner Knarre in den Bauchnabel drückte.
    »Frau Roloff,
das meine ich todernst. Lassen Sie es bleiben«, tönte es aus dem Hörer.
    Ich knirschte
mit den Backenzähnen. »Zu spät.«
    Der Typ
macht einen leichten Kussmund und presste den Zeigefinger gegen seine Lippen. Dann
legte ich auf.

14.
     
    »Kommen Sie mit, Fräulein Roloff.
Wir fahren eine Runde. Und keine Mätzchen, bitte.«
    Zu meiner
Überraschung blieb ich ausgesprochen ruhig. »Kommen Sie von Minderhoud?«, fragte
ich.
    Er hob die
Brauen. »Von wem?«
    Ich winkte
ab. »Nichts für ungut. Wollte nur sichergehen, dass ich Ihren Chef nicht mit einem
anderen Mörder verwechsele.« Vielleicht war es Adrenalin, das mich dazu verleitete,
solchen Irrsinn zu reden. Zumindest brachte es den Typen für einen Augenblick aus
der Fassung. Und mir verschaffte es ein wenig Zeit.
    »Esther?«
    Mein Adrenalinspiegel
schoss in die Höhe. Viktor hatte den Hausflur betreten und offenbar meine Stimme
gehört. Er begann, die Stufen hochzugehen.
    »Sehen Sie
zu, dass er verschwindet«, flüsterte der Typ mit der Knarre. »Oder ich erschieße
ihn.«
    Ich nickte,
aber ich hielt seine Drohung für undurchführbar. Mein geschultes Auge sah, dass
er ohne Schalldämpfer unterwegs war. Er würde den Teufel tun und am helllichten
Tag in einem Hausflur den Abzug drücken.
    Als Viktors
Kopf über dem Geländer erschien, ließ der Typ die Knarre in seinem Mantel verschwinden.
    »Hallo«,
winkte ich Viktor zu. Sein Hemd war mit neuen Farbklecksen besudelt. Eine lädierte
schwarze Collegetasche hing schlapp über seiner rechten Schulter. An den linken
Arm hatte er einen blattlaubfarbenen Sack gebunden, in welchem ich sein Zelt vermutete.
Der Beutel schien äußerst schwer zu sein. Schnaufend trat Viktor zwischen uns und
sah den Typen skeptisch an. »Privjét. Willst du wieder gehen?«
    Ich nahm
ihm den Sack ab und warf ihn in den Flur.
    »Es tut
mir leid, es ist ein wichtiger Fall dazwischengekommen«, sagte ich. »Aber du kannst
meinen Sekretär Viktor anrufen. Der wird dir einen neuen Termin geben.« Ich reichte
ihm die Hand,

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