Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
Narbe
damit ein. Seine Haut war kalt, die linke Brustwarze aufgerichtet. Die rechte konnte
ich nicht sehen, da sie von seinem Helm verdeckt wurde, welcher einen ovalen Schatten
auf seine nackte Taille warf. Unterdessen blieb Gregor mucksmäuschenstill. Ich konnte
sogar seinen Atem hören. Er zuckte kurz zusammen.
»Das tut
doch nicht weh«, schimpfte ich sofort.
»Es kitzelt.«
Meine Wangen
füllten sich mit Blut. »Bist du etwa kitzelig?«
»Nein«,
gab er zu. »Eigentlich nicht.«
Als ich
fertig war, rollte er seine Klamotten wieder herunter und sah zu Boden. »Danke.«
»Kann ich
in der Zwischenzeit irgendetwas tun?«
»Überprüfe
bitte, ob Martha bei irgendeiner anderen Kontaktadresse gemeldet ist. Wenn du etwas
herausfindest, dann schick es mir sofort aufs Handy.«
»Was ist
mit Ansmann?«, fragte ich. »Ich mache mir Sorgen.«
»Um diese
Angelegenheit kümmern wir uns, wenn ich zurück bin.«
»Und der
Selbstmordbaum?«
»Arthurs
Gewebeproben werden noch eine Weile aufbewahrt. Ich will Ansmann nicht anrufen,
solange ich nicht weiß, wer außer ihm alles auf sein Telefon guckt. Wir werden uns
gemeinsam mit ihm darum kümmern, wenn er wieder etwas mehr Beinfreiheit hat.«
Ich nickte.
Dann trabte er aus der Wohnung.
Ich sah
auf die Uhr. Es war fast zwei. Ich nahm das Telefon aus der Ladeschale und rief
in der Detektei an. Zu meiner Überraschung ging Viktor ans Telefon.
»Privjét«,
sagte er. »Ch-hier ist Viktor.«
Als ob ich
nicht selbst darauf gekommen wäre. »Hier ist Esther«, antwortete ich. »Ist Corinna
immer noch nicht da?«
»Njet. Ch-hier
ist niemand.«
»Was ist
mit Metin?«
»Weiß nicht.
Ch-hier ist niemand«, wiederholte er geduldig.
»Und warum
bist du noch da?«
»Metin lässt
mich übernachten.«
Fast rutschte
mir der Hörer aus der Hand. »Er lässt dich was ?«
»Ich-ch
ch-habe ein Zelt hier.«
»Du wirst nicht in meinem Laden zelten!«, fuhr ich ihn an. »Pack deine Sachen und komm
hier her.«
»Warum?«,
fragte er.
»Erinnerst
du dich an mein Angebot mit der Wohnung? Lass uns dem auf den Grund gehen. Und zwar
sofort.« Ich gab ihm die Adresse durch und empfahl ihm eine Straßenbahnverbindung.
Dann legte ich auf, nahm die indischen Dokumente zwischen die Finger und peste die
Treppen hinunter.
Das Adolfo’s
war wie ausgestorben. Nur Anastasios lehnte gegen den Tresen und füllte Kreuzworträtsel
aus.
»Ciao, Ragazzi«,
begrüßte er mich.
Ich setzte
mich vor ihn auf den Barhocker. »Hast du noch die Schlüssel für die leerstehende
Wohnung oben?«
Er nickte.
»Sicher.« Er hob den Kugelschreiber. »Aber nur für Wohnungsbesichtigungen.«
»Ja, sicher«,
beruhigte ich ihn.
»Hol dir
oben bei meiner Frau einen Bogen für eine Selbstauskunft ab. Sie kommt in einer
Stunde heim.« Mit dem Kuli zeigte er auf mich. »Ohne Formular keinen Schlüssel!«
Ich verdrehte
die Augen. Dann hielt ich ihm den Stapel Papiere hin. »Kannst du mir einen Gefallen
tun? Kannst du diese Dokumente an deinen Geschäftspartner weiterreichen und ihn
bitten, sie sich anzusehen?«
Anastasios
legte den Kuli beiseite und nahm die Dokumente zwischen die Finger. Skeptisch überflog
er den Inhalt. »Ist das Buddhistenschrift?«
»Ich habe
keine Ahnung. Das soll mir Goutam verraten.«
»Er kommt
um sechs«, bestätigte er meinen Verdacht.
»Gut. Gib
ihm bitte meine Handynummer.« Ich legte meine Hand auf seinen Arm, was ihn für einen
Augenblick erschreckte. »Es ist dringend.«
Kaum wieder
in meiner Wohnung angekommen, zückte ich als allererstes mein Handy, um den aktuellen
Akkustand zu überprüfen. Anschließend rief ich Metin an. Vom Treppensport war ich
völlig außer Atem. »Haben wir in der Detektei ein System, um Meldedaten von Personen
zu prüfen?«
»Einen Scheiß
haben wir. Wir sind doch nicht das Finanzamt.«
»Und wie
finden wir Adressen raus?«
»Wir fahren
Leuten hinterher.«
Kein Wunder,
dass der Laden keinen Gewinn abwarf. »Hast du nichts Zeitgemäßes auf Lager? Etwas
mit Computern, oder so?«
»Computer?«,
höhnte er. »Frag Viktor. Der baut dir aus einem Handy, einem Auto und ein paar Knallfröschen
einen Autobot.«
»Ein Autoboot?«
»Nein.«
Er stöhnte in den Hörer. »Noch nie was von den Transformern gehört?«
»Ich habe
keine Zeit für so einen Scheiß«, blaffte ich ihn an.
»Ich auch
nicht«, blaffte er zurück und legte auf.
Mit der Stille kam die Unruhe.
Ich stand
am Fenster, aber nur für ein paar Minuten. Ich bewegte mich ins andere Eck des
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