Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
Zimmers,
schließlich kreiste ich im Schlafzimmer herum wie eine durstige Mücke.
Ich konnte
nicht seelenruhig darauf warten, dass andere Leute Dinge erledigten. Oder eben nicht.
Gregor mochte
zwar recht damit haben, dass Ansmanns Suspendierung im Moment keine Priorität hatte.
Auch glaubte ich ihm, dass er sich mit diesem Problem früher oder später beschäftigen
würde. Doch aus Angst, er würde sich im Zweifelsfall mehr für später als für früher
entscheiden, konnte und wollte ich Ansmanns Schicksal nicht länger ignorieren. Ein
Stimmchen in meinem Hinterstübchen trieb mich an, etwas zu tun.
Irgendetwas.
Daher ging
ich ins Wohnzimmer zurück und griff mir noch einmal das Telefon. Meine Hand war
feucht, mein Puls erhöht. Doch mir wollte niemand anderes einfallen, den ich jetzt
hätte anrufen können. Jedes ins Bochumer Präsidium geschickte Lebenszeichen hätte
sicher schlafende Hunde geweckt. Unterdessen bezweifelte ich, dass meine alten Bekannten,
Richter und Funke-Trenkelbach, überhaupt im Bilde darüber waren, was innerhalb der
Kripo momentan vonstattenging.
Ich kannte
die Nummer aus dem Effeff.
Er ließ
es kein zweites Mal klingeln. »Hallo, Esther.«
»Hallo,
Schalke.«
Schweigen.
»Wie geht
es dir?« Dummes Gerede, ermahnte ich mich. Ich hatte keine Zeit für so etwas. »Hast
du schon das Neueste von Edgar Ansmann gehört?«
Ein paar
Sekunden blieb es still am anderen Ende der Leitung. »Nein.« Er klang genervt. »Sollte
mir denn etwas zu Ohren gekommen sein?«
»Ich hatte
es gehofft«, sagte ich leise.
»Was ist
los?« Seine Stimme klang nun milder, doch die übliche Bullenstrenge blieb.
»Er wurde
suspendiert.«
»Suspendiert?
Weswegen?«
»Ich hatte
gehofft, du könntest es mir sagen.«
»Das sind
Angelegenheiten der IA zu Bochum«, sagte er karg. »Über solche Dinge wird nicht
getratscht. Weder bei denen noch hier in Dortmund.«
»Das dachte
ich mir«, sagte ich. »Glaubst du, du könntest dich trotzdem ein wenig für mich umhören?
Ihr kennt euch doch.« Ich schluckte. »Und ich mache mir Sorgen.«
Er seufzte.
»Ich könnte Britta fragen, ob ihr irgendetwas zu Ohren gekommen ist.«
Diesmal
klang ich genervt. »Wieso Britta?«
»Sie und
Edgar haben gemeinsam ihre Anwartschaft in Dortmund abgelegt. Sie kennen sich schon
eine ganze Weile.«
»Das wusste
ich gar nicht.«
»Woher sollte
ich ihn sonst kennen?«
Täuschte
ich mich oder wurde Schalke ein wenig knatschig? »Danke.«
»Ist bei
dir irgendetwas im Gange, Esther?«
Meine Mundwinkel
verselbstständigten sich und ich musste grinsen. »Ich bin Privatdetektivin, Schalke.
Bei mir ist immer etwas im Gange.«
»Daran werde
ich mich nie gewöhnen.«
»Deswegen
hat es auch nicht geklappt.«
»Ich könnte
lernen, mich daran zu gewöhnen.«
»Vielleicht.
Aber du bist einfach nicht dafür gemacht, wegzusehen.« Ich wollte, dass es nett
klang und seinem Charakter schmeichelte. Offenbar bewirkte es genau das Gegenteil.
»Nein, das
bin ich nicht. Anders als dieser Pankowiak.«
Der Umschwung
irritierte mich. »Was zum Teufel hat Pankowiak damit zu tun?«
»Ach komm,
Esther. Jetzt behaupte bloß nicht, er würde dir nicht gefallen. Mir ist nicht entgangen,
wie du ihn ansiehst.«
»Da war
er im Krankenhaus! Er war halb tot. Ich habe mir Sorgen gemacht!«
»Und wenn
schon. Mir ist es gleich. Aber beherzige meinen Rat: Lass ihn nicht zu nah an dich
heran. Er könnte es zu deinem Nachteil verwenden.«
Allmählich
platzte mir der Kragen. »Kannst du mir bitte erklären, wieso du so etwas sagst?«
»Nein, das
kann ich nicht. Die Ermittlungen im ehemaligen Lütgen-Casino laufen noch. Die Angelegenheit
ist Verschlusssache.« Er begann sich zu wiederholen. »Aber mir sind in der Zwischenzeit
ein paar Dinge zu Ohren gekommen. Und ich möchte nicht, dass du verletzt wirst.
Ich meine es nur gut.«
»Nur gut«,
echote ich und setzte zu einer Tirade an. Zum Glück biss ich mir rechtzeitig auf
die Lippe und schluckte meinen Monolog über van Spreuwen und dessen Verhaftung herunter,
welche er mir augenscheinlich verschwiegen hatte. Schalke würde sich nicht nur wundern,
dass ich es wusste. Sondern hauptsächlich, woher ich es wusste. Und nach
allem, was ich bislang gehört hatte, wollte ich ihm nicht noch mehr Gründe geben,
Gregor auf die Spur zu kommen. »Danke, dass du dich erkundigst«, beendete ich schließlich
das verquere Gespräch mit einer netten, aber bestimmten Abschiedsfloskel.
Das Telefonat
war für die Tonne, so viel war
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