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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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an seiner Schläfe auf. »War das Ilona?«
    Er antwortete
nicht. »Wo ist er?«
    »Im Wohnzimmer.«
    Gregor schob
sich an mich heran und drückte mir seinen Helm in die Hände. Dann ging er langsam
durch den Flur ins Wohnzimmer. Viktor weilte auf dem Sofa und funzte mit seinem
Elektroschocker herum. Als wir den Raum betraten, stand er auf. »Dóbrij djén. Ich-ch
bin Viktor! Kak djelá?«
    Gregor starrte
auf den Elektroschocker. »Wer ist das?«
    »Das ist
Viktor, mein Steuerberater.«
    Gregor atmete
tief durch, fragte aber nicht nach. Stattdessen nahm er sich einige Sekunden Zeit,
um das Häufchen Elend auf dem Stuhl zu betrachten. Unsere Beute war mit rosafarbenem
Geschenkband an Rückenlehne und Stuhlbeine gefesselt. An manchen Stellen kräuselte
es sich. Ein wenig Spitze meines Tangas ragte aus seinem Mundwinkel, das Klebeband
war x-förmig über seinen Mund geklebt, sodass seine Nasenlöcher frei zum Atmen geblieben
waren.
    »Posháluista.
Wir ch-haben ihn in Schach gehalten.«
    »Das sehe
ich«, sagte Gregor, ging auf den Gefangenen zu und riss ihm das Klebeband vom Mund.
Es ratschte laut und sämtliche Leute im Raum, ausgenommen Gregor, zuckten zusammen.
    Der Vollhorst
spuckte den Tanga aus und züngelte, um Speichel zu bilden. Gregor ließ seine Finger
wie eine La-Ola-Welle nacheinander aus seiner Faust hervorspringen. Er entledigte
sich seiner Motorradjacke, indem er sie in hohem Bogen auf das Sofa warf. Adern
schlängelten sich quer unter der Haut seiner Unterarme, der Kragen seines Polohemdes
war an einer Seite hochgeschlagen.
    Er hob den
Arm.
    Instinktiv
zuckte ich zusammen, und auch Viktor zog prompt den Kopf zwischen die Schultern.
Doch Gregor tat nichts anderes, als sich mit zwei Fingern über die Augenbraue zu
fahren. Immer wieder, vor und zurück, von rechts nach links.
    Ich interpretierte
dies als Übersprunghandlung. Und es half, denn weder sprang er dem Mann an die Kehle
noch zauberte er irgendeine Knarre aus seinem Hosenbund.
    Stattdessen
forschte er mit der rechten Hand in seiner Hosentasche und brachte ein abgenutztes
Schweizer Taschenmesser zutage. Langsam und schweigend popelte er die kleine Klinge
aus den roten Kunststoffwangen und ich überlegte, ob diese Handhabe Teil seiner
Psychofolter war. Bei mir jedenfalls wirkte es – mein Herzschlag dürfte zu diesem
Zeitpunkt von jedem im Raum zu hören gewesen sein. Zusätzlich konnte ich nicht aufhören,
mir alle möglichen Drohungen auszumalen, die man mit einem Messer aussprechen konnte.
So sah ich die Klinge bereits unter seinem Kinn, Auge oder Kehlkopf funkeln. Von
den üblichen Sticheleien mal abgesehen.
    Doch nichts
dergleichen passierte.
    Im Gegenteil.
Gregor beugte sich über ihn und begann, mit dem Messer das Geschenkband zu zerteilen.
Fassungslos klammerte ich mich an seinem Helm fest, der immer noch und mittlerweile
gut durchgewärmt an meinem Handflächen klebte.
    Der Horst
war frei, rieb sich die Handgelenke und nickte Gregor zu, machte jedoch keinerlei
Anstalten zu flüchten. Gregor begrüßte diese Entscheidung, öffnete seine Zigarettenschachtel
und bot dem Typen eine Fluppe an, welche er dankend zwischen die Finger nahm.
    Dankend!
    Ich sah
nacheinander zwei Flammen züngeln. Dann setzte sich Gregor auf den Couchtisch und
begann zu sprechen. »Ilona Brülling ist eine Frau von hohem Rang. Eine Bankierstochter
mit einem ansehnlichen Einkommen. Ein wenig verwöhnt vielleicht, aber mit scharfem
Verstand.« Er blies eine Nikotinwolke in die Luft. »In letzter Zeit jedoch verhält
sie sich seltsam. Sie zeigt Anzeichen von Demenz. Fast scheint es so, als erinnere
sie sich nicht an ihre eigene Tochter.«
    »Das tut
mir leid«, sagte der Typ und aschte auf meinen Parkettboden. »Es geht einfach nichts
über eine gute Gesundheit.«
    Langsam
begann meine Magensäure zu köcheln und Sodbrennen kündigte sich an.
    »Sie wissen,
worauf ich hinauswill«, sagte Gregor.
    Er nickte.
»Durchaus. Aber Sie sollten sich auch Gedanken um Ihre eigene Gesundheit machen.«
Er sah zu mir. »Und um ihre.«
    Gregor grinste
kalt. Seine Fluppe hing schlapp zwischen den Fingern. »Korrigieren Sie mich, wenn
ich falsch liege. Sie sind nicht hier aufgetaucht, weil Ihnen Frau Roloffs Gesundheitszustand
am Herzen liegt.«
    »Tatsächlich
liegt mir ihr Gesundheitszustand sogar sehr am Herzen«, sagte er und sah mir dabei
direkt in die Augen.
    Mir kam
mittlerweile die Galle hoch. »Ach, hört doch auf mit diesem geschwollenen Scheiß!
Alle beide!« Ich zeigte auf

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