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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Dorn
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mit drohend starrenden Waffenmündungen und flogen auf sie zu. Die
Drohnen scannten sie, während sie sie zu zwei der Kabinen geleiteten. Zordin
sah sich von einem fahlen Abtaststrahl erfaßt und verspürte ein leises Prickeln
im Hinterkopf, gerade so, als würde jemand mit zarter Hand über ihr
bloßgelegtes Gehirn streicheln. Eine Erfahrung, auf die sie liebend gerne
verzichtet hätte.
    Im Zentrum der Kabine,
deren Wände undurchsichtig wurden, kaum dass sie eingetreten war, hing über
einem Plastikstuhl ein grotesk geformter, stählern schimmernder  Helm, der sie
auf den ersten Blick unangenehm an einen Neuralscanner erinnerte.
    Als würde die Drohne, die
sie in die Kabine begleitet hatte, ihr Zögern bemerken, spürte sie einen
leichten Druck in ihrem Rücken, der unzweideutig von einer Waffenmündung
herrührte.
    "Schon gut, schon
gut, verdammter Blecheimer, ich hab schon verstanden."
    Zögernd setzte sie sich
schließlich auf den Stuhl und sah mit angehaltenem Atem zu, wie sich der Helm
auf ihren Kopf senkte. Sofort schien eine blecherne Stimme in ihrem Kopf zu
ertönen, eine Stimme, die nur sie hören konnte und deren unangenehmer Klang
perfekt zu der ganzen Situation passte.
    "Hier spricht die
Zollkontrolle von Aurora.  Sind Sie in der Lage, die Formalitäten der
Einreisekontrolle in Inter-Galakto zu bewältigen, oder benötigen Sie für die
Dauer der Befragung einen Neuralscanner zur vereinfachten
Datenübertragung?" 
    Tara Zordin zuckte
zusammen. Bei dem bloßen Gedanken,  dass die Servoeinheit der Kabine ihr einen
Neuralscanner einsetzen wollte, lief ihr schon ein eisiger Schauer über den
Rücken.
    "Nein",
antwortete sie hastig, "kein Scanner. Meine Inter-Galakto-Kenntnisse sind
wirklich ausreichend, um der Befragung zu folgen."
    Sie war das einzige
Besatzungsmitglied der Dark Horizon , das kein Neural-Implantat trug, und
sie war auch nicht bereit, sich einen Neuralscanner in den Schädel einführen zu
lassen, weder von der Medo-Station ihres Schiffes, noch von dieser verdammten
Servoeinheit. Sie verabscheute ohnehin jede Art der neuralen Aufrüstung tief
und innig, schon allein wegen der hohen Unfallrate bei der Operation, so
lächerlich der Eingriff nach dem Stand der Medizin sonst auch seien mochte,
aber sie hatte keine Lust, ein paar tausend Gehirnzellen zu verlieren, nur weil
der ausführende Medobot vielleicht nicht perfekt programmiert war.
    Ungefähr so müssen
sich die Opfer der Inquisition im irdischen Mittelalter gefühlt haben, kurz
bevor die hochnotpeinliche Befragung begann, schoß es ihr durch den Kopf. Wenn das so weiter
geht, unterziehen die mich noch einem Tiefen-Kortex-Scan .
    Die Navigatorin
schüttelte sich bei dem Gedanken. Sie hatte bereits von dieser berüchtigten
Verhörmethode gehört und wußte, das der Neuralscan ganze Gehirnregionen
buchstäblich verschmoren ließ, bis man nur noch ein sabberndes Stück Vieh war.
    "Gut. Dann
identifizieren sie sich. Sprechen Sie laut und deutlich in das Akustikfeld vor
Ihnen."
    Tara Zordin hatte nicht
einmal bemerkt, dass sich ein Akustikfeld vor ihr aufgebaut hatte, aber sie
nannte dem Servo ohne zu Zögern alle relevanten Daten.
    "Ihre Angaben
stimmen mit den Individualschwingungen und den Gehirnwellenmustern überein, die
unsere Scanner angemessen haben. Sie haben dieses System nach unseren
Unterlagen zum letzten Mal vor vierundzwanzig Jahren besucht. Ist das
zutreffend?"
    "Ja, das könnte
hinkommen."
    "Was ist der Grund
Ihrer erneuten Einreise?"
    "Unser Schiff musste
in die Werft und wir wollen neue Ladung aufnehmen, Waren für
Zweigniederlassungen von Armacor in den Kolonien."
    Der Name Armacor wirkte
wie buchstäblich Wunder. Von nun an ging die Befragung sehr schnell und nach
kaum zehn Minuten stand Tara Zordin aufatmend wieder vor der offenen
Kabinentür. Auch die Waffenmündungen der Drohnen waren jetzt erloschen. Man
betrachtete sie anscheinend nicht mehr als potentiell gefährliche Fremde,
sondern als ein paar weitere subalterne Bedienstete von Armacor.  Was für
eine Karriere .
    *
     
    Skov erwachte
orientierungslos in seinem Bett. Er war zwar hellwach, aber ein nicht
unerheblicher Teil seines Bewußtseins schien noch immer zu schlafen, und zwar
ausgerechnet der, der seine Erinnerungen, seine personale Identität und das
eigentlich selbstverständliche Wissen enthielt, wie er dahin gekommen war, wo
er sich jetzt befand. Er war sich nicht einmal sicher, dass es sich um sein
Bett handelte oder dass sein Name wirklich Skov war.

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