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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Dorn
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Eine Sekunde lang überlegte er, ob es sich dabei vielleicht um eine
reale Erinnerung gehandelt hatte, und nicht nur um einen Traum. War er
vielleicht wirklich bei der Armee gewesen? Quatsch. Er schüttelte über sich
selbst den Kopf. Hier auf Aurora gab es doch nur die Privatarmee von Armacor,
die in diesem System im Laufe der Jahrhunderte  restlos alles unter ihre
Kontrolle gebracht hatte, von normalen Polizeiaufgaben bis zur Raumüberwachung,
der Einreisekontrolle und dem Zoll. Dass diese Typen abgesehen von ein paar
kleineren Gefechten mit den Raumpiraten oder Sektierern im Kuipergürtel in
irgendwelchen Kriegen gekämpft hätten, war ihm neu. Nein, er hatte einfach nur
wirres Zeug geträumt. Vielleicht angeregt von irgendeinem Blödsinn, den er in
einer billigen Trividsendung gesehen hatte.
    Nun, wenigstens wußte er
noch, dass er sich auf Aurora befand, das war doch schon mal ein Anfang. Und er
war anscheinend Pilot.
    Skov ging kopfschüttelnd
in die winzige Hygienezelle seines Zimmers und stellte sich unter die Dusche.
Es dauerte ein paar Minuten, bevor die Kälte des Wassers die letzten Nachwehen
seines Traumes vertrieben hatte und er sich halbwegs wach fühlte. Nur seine
Erinnerungen blieben nach wie vor merkwürdig verwaschen. Er wußte jetzt
einigermaßen sicher, dass sein Name Skov war und dass er die meisten gängigen Raumschifftypen
im Schlaf fliegen konnte, aber er konnte sich einfach nicht daran erinnern, wie
er zu dieser schäbigen Einraumwohnung gekommen war oder was er in den letzten
Jahren gemacht hatte. Es war zum verrückt werden, alles war wie weggeblasen,
fast als würde er an einer Reanimations-Amnesie leiden, einer der häufigen
Nebenwirkungen der Kälteschlafphasen während eines interstellaren Raumflugs.
Angeblich war der Gedächtnisverlust so schwer, dass manchmal ganze Jahre des
früheren Lebens wie ausradiert waren. Nur, dass er anscheinend gar keinen
interstellaren Flug hinter sich hatte. Er sollte wirklich mit dem Saufen
aufhören.
    Er trat erfrischt, aber
nicht weniger verwirrt als vorher aus der Hygienezelle und suchte sich aus dem
Haufen von Lumpen, der auf dem Boden vor dem Bett lag, hastig eine halbwegs
saubere Kombination und ein paar schwere Stiefel.
    Das sollten seine
Klamotten sein? Na ja, ab jetzt konnte es mit ihm eigentlich nur noch bergauf
gehen, weiter unten konnte man ja nicht mehr landen.
    In einer der
Jackentaschen fand er mehrere altertümliche Geldscheine, die ihm völlig
unbekannt vorkamen: exotische Währungen, fremde Gesichter, fast surreal
anmutende Nennwerte. Eher Spielgeld als brauchbare Zahlungsmittel. Wo hatte er
diesen Mist bloß her? Immerhin steckte zwischen den wertlosen Scheinen auch
eine Speicherkarte mit integriertem Chip, auf der anscheinend noch einige
Credits gutgeschrieben waren. Und er fand zu seiner Verblüffung mehrere
Identer-Karten, die zwar alle auf seinen Namen ausgestellt waren (wenn er den
wirklich Tero Skov hieß), aber dennoch in einigen Details erheblich voneinander
abwichen. Es gab zahlreiche kleine Abweichungen bei den persönlichen Daten,
unterschiedliche Geburtsorte und -daten, frühere Aufenthaltsorte und Berufe.
Einige Identer wiesen ihn als Raumpiloten aus, der an der terranischen
Raumakademie ausgebildet worden war, andere als Sicherheitsberater
verschiedener Firmen, deren Namen er allesamt noch nie gehört hatte und
schließlich fand er einen Identer, der ihn als Raumfahrtingenieur auswies.
    Im Grunde war er so
schlau wie vorher, denn mit keiner dieser Identitäten verband er auch nur die
leiseste reale Erinnerung. Dann kam ihm langsam die Erleuchtung. Er war
anscheinend ein Mann mit vielen Gesichtern und ebenso vielen Vergangenheiten,
der seine Identitäten wechselte, wie andere das Hemd.
    Was für eine Ironie, ohne
jede Erinnerung aufzuwachen und nach seiner Vergangenheit zu suchen, nur um
dann festzustellen, dass man gleich ein paar zur Auswahl hatte, die einem alle
gleich unbekannt waren.
    Skov ließ, ohne sich noch
einmal umzudrehen, die Tür hinter sich zu fallen. Nicht, dass er gewußt hätte,
warum, aber hatte er das sichere Gefühl, er würde diese schäbige Absteige nicht
wiedersehen.
    Er nahm den Aufzug bis
zum Dach und rief sich über die öffentliche Kom-Anlage einen Gleiter.
    "Zum Raumhafen"
befahl er knapp.
    Die Servoeinheit des
Gleiters, die über keinerlei echte Intelligenz verfügte, berechnete kurz die
angesichts des dichten Gleiterverkehrs beste Route zum Raumhafen. Dann erhob
sich der Gleiter und fädelte

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