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Transfer (German Edition)

Transfer (German Edition)

Titel: Transfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Dorn
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Sicherheitsschleusen und Laufbändern ging es ins Zentrum einer fast
sphärisch anmutenden Transithalle der Einreisekontrolle im Orbit um Aurora.
    Beinahe jede erdenkliche
menschliche Splittergruppe war hier vertreten: Umweltangepasste, die entweder
an das Leben auf Extremwelten mit deutlich erhöhter Gravitation genetisch
angepasst waren, oder seit Generationen auf Wasserwelten wie Aquaria lebten und
sich in normaler Atmosphäre nur noch im Schutz ihrer Ambientalhüllen bewegen
konnten, halbe Cyborgs, deren Körper längst mehr cybernetische Ersatzteile als
biologische Organe aufwiesen, Auswanderer von der Erde, die sich selbst als
orthodoxe Menschheit betrachteten, Raumhändler, die wie die Besatzung der Dark
Horizon mehr Zeit an Bord ihrer Schiffe als auf der Oberfläche eines
Planeten verbrachten, religiöse Sektierer, die in farbenfrohen Lumpen wie die
Bettelmönche des Mittelalters umherzogen, um ihre selbsterfundenen
Heilsbotschaften zu verkünden, egal, ob sie irgendjemand hören wollte oder
nicht, Anarchisten, die jegliche Regierung strikt ablehnten und sich auf den
größeren Asteroiden des Kuipergürtels niedergelassen hatten, interplanetare
Reisende, Raumfahrer, die eine neue Heuer suchten, Flüchtlinge von diktatorisch
regierten Kolonialwelten und nicht zuletzt das übliche Gesindel, das jeden
Raumhafen in der bekannten Galaxis unsicher machte.
    Bewaffnete Polizeidrohnen
mit bedrohlich flimmernden Abstrahlmündungen flogen zwischen gepäckbeladenen
Servomaten durch die in alle Richtungen drängende und schiebende Menge, in der
Legionen von Taschendieben und Bettlern auf Beute hofften. Und von allen Seiten
ertönten fremdartige Laute, wilde Flüche und Fetzen von scheppernden
Musikstücken in einer Lautstärke, die kein Trommelfell lange ertragen konnte.
    Tara Zordin fühlte sich
längst wie in einem Irrenhaus. Was hatte sich Raskar bloß dabei gedacht, dass
er ausgerechnet sie mit in die Einreisekontrolle geschleppt hatte? Jeder andere
hätte ihn doch genausogut begleiten können, warum ausgerechnet sie? Und warum
brauchte er überhaupt einen Begleiter? Er hatte die Formalitäten bei der
Einreise doch schon ein paar hundert Mal in seinem langen Leben alleine hinter
sich gebracht. Aber Raskar hatte auf sie irgendwie unsicher gewirkt, als würde
er zum ersten Mal die Einreise und Zollkontrolle durchlaufen und bräuchte einen
Berater, der ihm sagte, wie er sich zu verhalten hatte. Was für eine absurde
Idee.
    Sie hatte sich jedenfalls
selten so unwohl gefühlt wie in dieser dichtgedrängten Menge von tausenden von
transpirierenden, übelriechenden und gröhlenden Leibern. Und sie rechnete
inzwischen fast jeden Moment damit, entweder von den überschweren
Umweltangepassten über den Haufen gerannt oder von den umherfliegenden Drohnen
und Servomaten zerquetscht zu werden.
    Als sie schon glaubte,
sie würden höchstens mit Hilfe eines schweren Impulsstrahlers (der in der
gesamten Station natürlich streng verboten war) unversehrt einen Weg durch die
Menge finden, tauchte vor ihnen endlich der von einem Energieschirm gesicherte
Eingang der Zollabfertigung auf. Es war wohl das erste Mal in ihrem Leben, dass
sie sich auf die üblichen bürokratischen Unannehmlichkeiten und Schikanen bei
der Einreise direkt freute, nur weil sie endlich der unerträglichen  und
bedrohlichen Menge in der Transithalle entkommen konnte.
    Sie passierten die von
zwei einsatzbereiten Kampfrobotern bewachte Strukturschleuse des flimmernden
energetischen Schutzschirms und gelangten zu den Schaltern der eigentlichen
Einreisekontrolle.
    Die Wände starrten nur so
von integrierten automatischen Waffensystemen, deren flirrende Abstrahlmündungen
jede ihrer Bewegungen mit tödlicher Präzision verfolgten, bereit, sie bei der
geringsten auffälligen Geste auf der Stelle einzuäschern.  Verfluchter
Polizeistaat , dachte sie angewidert.
    Tara Zordin hätte jetzt
gerne geraucht, aber sie wagte nicht, die Zigarettenschachtel aus ihrer
Jackentasche hervor zu holen, aus Angst, die Überwachungssysteme könnten ihre
Bewegung falsch verstehen und die Thermo- und Impulsstrahler in den Wänden
auslösen.
    Nun, wenigstens bräuchte
sie dann niemanden mehr um Feuer bitten, dachte sie sarkastisch.
    An der Hinterwand der
Halle standen mehrere kleine Kabinen mit semitransparenten Wänden, jede
ungefähr von der Größe einer antiken Telefonzelle. Von zwei der Kabinen lösten
sich, gerade als sie den Schutzschirm passiert hatten, kleine, kugelförmige
Drohnen

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