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Transfer

Transfer

Titel: Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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gern?«
    »Und was kosten sie?«
    »Von vierhundert bis achthundert Iten.«
    dein gepfefferter Preis<, dachte ich. Na, für Antiquitäten muß man eben zahlen.
    »Und kann man damit fahren?« fragte ich.
    »Natürlich. Nicht überall zwar, es gibt da lokale Verbote, im allgemeinen ist es aber möglich.«
    »Und wie steht’s mit dem Brennstoff?« fragte ich vorsichtig, da ich keine Ahnung hatte, was sich unter der Karosserie verbarg.
    »Damit werden Sie keine Schwierigkeiten haben. Eine Ladung reicht für die ganze Lebensdauer des Wagens. Die Para-state, wohlbemerkt, miteinberechnet.«
    »Schön«, sagte ich. »Ich möchte etwas Stabiles, Widerstandsfähiges. Braucht nicht groß zu sein, aber schnell.«
    »Dann würde ich Ihnen zu diesem Giabile oder zu dem anderen Modell dort raten…«
    Er führte mich in einen großen Saal, die Wagen entlang. Die blitzten nur so, als wären sie wirklich neu.
    »Wohlverstanden«, meinte der Verkäufer, »sie können sich nicht mit dem Glider messen. Aber heutzutage ist das Auto ja kein Verkehrsmittel mehr…«
    >Sondern?< - wollte ich fragen, blieb aber stumm.
    »Gut«, sagte ich, »wieviel kostet dieser Wagen?«, und zeigte dabei auf eine blaßblaue Limousine mit silbernen, tief versteckten Scheinwerfern.
    »Vierhundertachtzig Iten.«
    »Ich möchte ihn aber in Klavestra haben«, sagte ich. »Dort habe ich eine Villa gemietet. Die genaue Adresse kann das Reisebüro, hier, in dieser Straße, angeben…«
    »Sehr wohl, mein Herr. Man kann es mit dem Ulder schicken, dafür wird nichts berechnet.«
    »So? Ich selbst soll mit einem Ulder dort hinfahren…?«
    »Dann geben sie, bitte, nur das Datum an, und wir werden es zu ihrem Ulder bringen, so wird es am einfachsten sein. Es sei denn, Sie wünschen…«
    »Nein, nein. Es kann so gemacht werden, wie Sie sagen.«
    Ich bezahlte das Auto- mit dem Kalster verstand ich schon ganz gut umzugehen - und verließ den Antiquitätenladen. Hier roch es überall nach Lackfarben und Gummi. Diese Gerüche schienen mir herrlich.
    Mit der Kleidung ging es nicht so gut. Fast nichts von den Klamotten, die ich kannte, existierte mehr. Dabei klärte sich auch das Geheimnis der rätselhaften Flaschen im Hotelschränkchen mit der Inschrift BADEMÄNTEL auf. Nicht nur so ein Mantel, sondern Anzüge, Strümpfe, Strickjacken, Wäsche -alles wurde aufgespritzt. Mir wurde klar, daß das den Frauen gefallen mußte: mit ein paar Flaschen hantieren, die eine Flüssigkeit abgaben, die sofort zu Geweben mit glatter oder rauher Struktur erstarrten:
    Samt, Pelz oder elastisches Metall. So schufen sie jedesmal ein
    neues Modell nur für die eine Gelegenheit. Selbstverständlich machte das nicht jede Frau selbst, es gab spezielle Plast-Salons
    - damit befaßte sich also Nais! -. Die daraus resultierende enganliegende Mode sagte mir im übrigen nicht besonders zu. Allein der Prozeß des Sichanziehens mit Hilfe der Syphonflaschen schien mir sinnlos schwierig. Es gab nur wenige fertige Sachen, und die wiederum paßten mir nicht: sogar den größten fehlten an vier Nummern zu meiner Statur. Endlich entschied ich mich für Flaschenwäsche: ich merkte, daß mein Hemd nicht mehr lange halten würde. Ich konnte natürlich den Rest meiner Habe vom »Prometheus« herunterholen, aber auch dort hatte ich weder Anzüge noch weiße Oberhemden - mit denen hätte man in der Nähe des Fomalhautgestirns ja nicht viel anfangen können. So nahm ich nur noch einige Paare drillichähnliche Hosen für die Gartenarbeit, denn nur sie hatten relativ weite Beine, und man konnte sie auch verlängern; für alles zahlte ich einen Iten. Soviel kosteten diese Hosen, der Rest war umsonst.
    Ich ließ mir die ausgewählten Sachen ins Hotel schicken und mich aus purer Neugier zu einem Besuch im Modesalon überreden. Dort empfing mich ein Kerl mit Künstlermiene, besah mich erst und stimmte mit mir überein, daß ich eher weite Sachen tragen sollte; ich merkte, daß er kaum von mir entzückt war. Ich von ihm auch nicht. Das Ganze endete mit ein paar Strickjacken, die er mir gleich an Ort und Stelle anfertigte. Ich stand da mit erhobenen Armen, und er flitzte um mich herum, dabei mit vier Flaschen zugleich operierend. Die Flüssigkeit - in der Luft weiß wie Schaum- erstarrte fast augenblicklich. Es entstanden aus ihr Jak-ken in verschiedenen Farben, eine hatte einen schwarz-roten Streifen auf der Brust; am schwierigsten war, wie ich merkte, das Fertigstellen von Kragen und Aermeln. Dazu brauchte man wirklich

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