Transfer
an war er mir äußerst unsympathisch.
Das Mädchen-denn so mußte ich seine Frau in Gedanken nennen, auch wenn ich es nicht so wollte - hatte weder schöne Augen noch Lippen, auch kein besonders schönes Haar - nichts war an ihr Ungewöhnlich. >Mit einem solchen Mädel< dachte ich, >wäre ich imstande, mit einem Zelt auf dem Rücken, das ganze Felsengebirge hin und zurück zu durchwanderna Warum ausgerechnet ein Gebirge? Ihre Gestalt rief bei mir Assoziationen an Übernachtungen im Zwergkieferngebiet mit mühevollen Bergbesteigungen hervor, an Seeufern, wo es nichts gibt außer Sand und Wellen.
Nur darum, weil sie keine geschminkten Lippen hatte? Ich spürte ihr Lächeln von der anderen Tischseite, sogar dann, wenn sie überhaupt nicht lächelte. In einem Anfall von Übermut beschloß ich, einmal auf ihren Hals zu schauen, es war, als ob ich einen Diebstahl beging. Das war schon am Ende des Mittagessens. Marger wandte sich plötzlich an mich - ob ich nicht rot geworden bin? Er sprach eine ganze Weile, ehe ich ihn verstand. Daß das Haus nur einen Glider besitze, den er - leider - nun nehmen müsse, da er in die Stadt führe. Wenn ich also auch hinmöchte und nicht bis zum Abend warten wollte, könnte ich vielleicht mit ihm fahren? Er könnte mir aber auch, selbstverständlich, aus der Stadt einen anderen Glider schicken, oder…
Ich unterbrach ihn. Fing an zu beteuern, daß ich nirgends hin wollte, zögerte dann aber und hörte bald darauf meine eigene Stimme, die da sagte, daß ich tatsächlich die Absicht hätte, in die Stadt zu fahren, wenn es also ginge…
»Na, dann ist’s ja gut«, meinte er. Wir waren bereits vom Tisch
aufgestanden. »Um wieviel Uhr würde es Ihnen denn passen?«
Eine Weile noch überboten wir uns an Höflichkeit, bis ich ihn dazu brachte zu gestehen, daß er selbst es eilig hatte. Darauf erwiderte ich, daß ich jederzeit fahren könnte. In einer halben Stunde sollten wir uns treffen.
Ich ging hinauf, ziemlich erstaunt über den Verlauf der Dinge.
Er ging mich doch nichts an. Und ich hatte absolut nichts in der Stadt ‘zu suchen. Wozu also dieser ganze Ausflug? Außerdem schien mir auch seine Höflichkeit etwas übertrieben. Wenn ich es wirklich eilig hätte, in die Stadt zu kommen, w’firden mich die Roboter bestimmt nicht im Stich und auch nicht zu Fuß gehen lassen. Wollte er vielleicht etwas von mir? Aber was? Er kannte mich doch gar nicht. Ich zerbrach mir darüber - unnützerweise - so lange den Kopf, bis die Zeit um war und ich wieder nach unten ging.
Seine Frau war nirgends zu sehen, am Fenster erschien sie auch nicht, um ihm noch einmal aus der Ferne Lebewohl zu sagen. Anfangs schwiegen wir in der großen Maschine, schauten nur auf die auftauchenden Biegungen und Schleifen der Fahrbahn, die sich zwischen den Hügeln wand. Langsam kamen wir dann ins Gespräch. Ich erfuhr, daß Marger Ingenieur war.
»Gerade heute muß ich die städtische Selektstation kontrollierehe, sagte er. » Und Sie sind- wie es scheint - auch ein Kybernetiker?«
»Aus der früheren Steinzeit«, erwiderte ich. »Doch - Verzeihung - woher wissen Sie es?«
»Man sagte mir im Reisebüro, wer unser Nachbar sein würde. Natürlich war ich da neugierig.« »Aha.«
Wir schwiegen eine Weile. An den stets öfter auftauchenden Ansammlungen bunter Plastikmassen konnte man erkennen, daß die Vororte schon nahe waren.
»Wenn Sie gestatten.., ich wollte Sie fragen, ob Sie auch irgendwelche Schwierigkeiten mit den Automaten hatten?« fragte er mich plötzlich. Nicht so sehr aus dem Inhalt, vielmehr aus dem Ton dieser Frage begriff ich, daß ihm an meiner Antwort sehr lag. Das also wollte er wissen? Aber - warum eigentlich?
»Meinen Sie die… Defekte? Doch, davon hatten wir eine Menge. Ist wohl auch selbstverständlich, die Modelle waren im Vergleich zu den Ihrigen so veraltet…«
»Nein; nicht die Defekte«, beeilte er sich zu antworten, »vielmehr die Schwankungen der Effektivität bei derart unterschiedlichen Verhältnissen.. • Heute haben wir leider keine Möglichkeit mehr, die Automaten auf derart extreme Art auszuprobie -ren.«
Im Grunde lief das Ganze auf rein technische Fragen hinaus. Er war einfach neugierig, wie gewisse Parameter der Elektrohirntä-tigkeit im Bereich der riesengroßen Magneffelder, kosmischer Nebel, in denTrichtern der Gravitationsstörungen aussahen, und war dabei nicht sicher, ob diese Daten nicht unserem vorläufig noch nicht zur Veröffentlichung zugelassenen
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