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Transfer

Transfer

Titel: Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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weißt du das?«
    »Zur Sache, Olaf, zur Sache.«
    »Was heißt hier >zur Sache    »Olaf, du machst aus mir einen Idioten. Du weißt aber ganz genau, worum es mir ging. Darum, daß die Menschen auch ohne das leben können…«
    »Und ob! Und wie!«
    »Warte. Sie können also leben, und wenn es so ist, wie du sagst, daß sie infolge der Betrisierung aufgehört haben zu fliegen, dann bleibt eben, mein Lieber, die Frage zu lösen, ob es sich gelohnt hat. Ob es wert war, einen solchen Preis zu zahlen.«
    »So? Und, gesetzt den Fall, daß du dich verheiratest? Was glotzt du so? Kannst du nicht heiraten? Doch, du kannst es. Ich sage dir: du kannst. Und du wirst Kinder haben. Na, und die wirst du dann frohlockend zur Betrisierung tragen. Wie?«
    »Frohlockend wohl nicht. Aber was könnte ich anderes tun? Ich kann doch nicht mit der ganzen Welt hadern…«
    »Na, dann sei dir der schwarze und der blaue Himmel gnädig«, sagte er. »Und jetzt, wenn du willst, können wir in die Stadt fahren.«
    »Schön«, sagte ich. »Mittagessen gibt es in zweieinhalb Stunden, also kommen wir noch rechtzeitig zurück.«
    »Und wenn wir nicht rechtzeitig da sind, kriegen wir nichts mehr?«
    »Doch, aber… «
    Unter seinem Blick wurde ich rot. Er schien es nicht zu merken, war damit beschäftigt, Sand von seinen bloßen Füßen abzuschütteln. Wir gingen nach oben, zogen uns um und fuhren mit dem Wagen nach Klavestra. Der Verkehr auf der Fahrbahn war ziemlich stark. Zum erstenmal sah ich bunte Glider, rosa und zitronenweiße. Wir fanden eine Autowerkstatt. In den gläsernen Augen des Roboters, der den beschädigten Wagen besah, schien mir ein Erstaunen zu schimmern. Wir ließen den Wagen dort und gingen zu Fuß zurück. Es zeigte sich, daß es zwei Klavestras gab, die Altstadt und die Neustadt; in der alten, im lokalen Industrie -zentrum, war ich am vorigen Tag zusammen mit Marger gewesen. Die neue, moderne Sommererholungsstätte war voller Menschen, fast ausschließlich junger, oft Teenager. Die Jungen in ihren leuchtend bunten Kleidern schienen als römische Soldaten
    verkleidet zu sein: die Kleiderstoffe glänzten in der Sonne wie ganz kurze Panzer. Viele Mädchen, die meisten hübsch, oft in Strandanzügen, die gewagter waren als alles, was ich bisher gesehen hatte. Bei der Wanderung mit Olaf spürte ich die Blicke der ganzen Straße. Bunte Gruppen hielten bei unserem Anblick unter den Palmen inne. Wir waren größer als alle, die Menschen blieben stehen, drehten sich nach uns um, es war ein peinliches, ganz dummes Gefühl.
    Als wir endlich zur Fahrbahn kamen und über die Felder gen Süden wendeten, Richtung Villa, trocknere sich Olaf die Stirn mit dem Taschentuch. Ich war auch etwas verschwitzt.
    »Das soll doch der Deiwel holen«, sagte er.
    »Behalte diesen Wunsch für eine bessere Gelegenheit.«
    Er lächelte etwas sauer. »Hal!«
    »Ja?«
    »Weißt du, wie das aussah? Wie eine Szene im Filmatelier: alte Römer, Kurtisanen und Gladiatoren.«
    »Gladiatoren sind dabei wir?«
    »Genau.«
    »Laufen wir jetzt?« fragte ich.
    »Los.«
    Wir rannten durch die Felder. Es waren etwa fünf Meilen. Aber wir verliefen uns etwas zu weit nach rechts und mußten wieder umkehren. Immerhin hatten wir dann noch Zeit, vor dem Mittagessen zu baden.
    Ich klopfte an Olaß Tür.
    »Wenn es kein Fremder ist - herein!« hörte ich seine Stimme.
    Er stand nackt in der Mitte des Zimmers und spritzte aus einer Flasche seinen Körper mit einer hellgelben, sofort flaumig erstarrenden Flüssigkeit an.
    »Diese flüssige Wäsche, wie?« sagte ich. »Wie kannst du bloß!«
    »Ich nahm kein zweites Oberhemd mit«, brummte er. »Magst du das nicht?«
    »Nein. Und du?«
    »Mein Oberhemd wurde zerrissen.«
    Auf meinen erstaunten Blick fügte er mit einer Grimasse hinzu: »Dieser lachende Kerl, weißt du.«
    Ich sagte kein Wort mehr. Er zog seine alte Hose - die ich noch vom »Prometheus« kannte - an, und wir gingen hinunter. Auf dem Tisch lagen nur drei Gedecke, und im Speisezimmer war niemand zu sehen.
    »Wir werden vier sein«, wandte ich mich an den weißen Roboter.
    »Nein, mein

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