Transfer
>Prometheus< einen Bordkaplan gebraucht, würdest du dich dazu wie kein anderer eignen. Zum Kuckuck, daß mir das nicht früher in den Sinn kam! Da hätte ich dich aber schön ins Gebet genommen. Hai!
Keine Predigt! Keine großen Worte, Verwünschungen, Schwüre und sonstiges. Wie geht’s? Gut. Ja?«
»Ich weiß nicht. Scheint so. Wenn es dir um… na, um… geht
- na, ist zwischen uns nichts passiert.«
»Zuerst solltest du wohl niederknien«, meinte er. »Und dann kniend weitersprechen. Alter Dummkopf, frage ich dich denn nach so was? Ich rede von Perspektiven und so weiter.«
»Keine Ahnung. Weißt du, ich will dir was sagen: sie selbst weiß es auch nicht. Ich flog ihr an den Kopf, richtig wie ein Stein.«
»Tja. Das ist unangenehm«, meinte Olaf. Er zog sich aus. Suchte seinen Slip. »Wieviel wiegst du? Hundertzehn?«
»So ungefähr. Brauchst nicht zu suchen: deinen Slip habe ich an.«
»Bei aller Heiligkeit hast du immer und alles geklaut«, brummte er, und als ich den Slip ausziehen wollte: »Idiot, laß das doch sein. Ich habe einen anderen im Koffer.«
»Wie wird eine Scheidung durchgeführt? Weißt du es zufällig?« erkundigte ich mich.
Olaf schaute mich an, über seinen offenen Koffer gebückt. Er grinste. »Nein, weiß ich nicht. Möchte wissen, woher ich es wissen sollte. Ich hörte aber, daß es wie ein Niesen ist. Und dabei braucht man nicht mal Gesundheit zu wünschen. Gibt es hier nirgends ein anständiges Badezimmer mit Wasser?«
»Keine Ahnung. Wohl kaum. Nur so eins - na, du weißt schon.« »Ja. Ein erfrischender Sturmwind, der nach Mundwasser riecht. Schauderhaft. Gehen wir zum Schwimmbecken. Ohne Wasser fühle ich mich ungewaschen. Schläft sie?« »Ja.«
»Na, dann man los.«
Das Wasser war kalt und herrlich. Ich machte eine Schraube rückwärts: es ging großartig. Bisher war mir das nie gelungen. Ich schwamm hoch, prustend und würgend, da ich mit der Nase etwas Wasser eingezogen hatte.
»Paß auf«, warnte mich Olaf vom Ufer, »nun mußt du acht auf dich geben. Erinnerst du dich noch an Markel?« »Ja. Wieso?«
»Er ist auf vier ammoniakhaltigen Jupitermonden gewesen, und als er zurückkam und sich auf dem Übungsplatz setzte und aus seiner Rakete herauskroch, mit Trophäen wie ein Weihnachtsbaum behangen, da stolperte er und brach sich das Bein. Paß also jetzt auf. Sage ich dir.«
»Werde ich schon. Scheußlich kalt ist das Wasser. Ich komm lieber ‘raus.«
»Richtig. Könntest dir einen Schnupfen holen. Den hatte ich zehn Jahre lang nicht mehr. Sobald ich aber Luna anflog, bekam ich einen Husten.«
»Weil es dort so trocken gewesen ist, weißt du«, sagte ich mit todernstem Gesicht. Olaf lachte und bespritzte mein Gesicht mit Wasser, als er einen Meter neben mir hineinsprang.
»Tatsächlich trocken«, meinte er, indem er hochschwamm.
»Gute Bezeichnung, wirklich. Trocken, jedoch recht ungemütlich.«
»O1, nun laufe ich.«
»Schön. Dann treffen wir uns beim Frühstück. Oder magst du nicht?«
»Aber ja.«
Ich lief nach oben, trocknete mich unterwegs ab. Vor der Tür hielt ich den Atem an. Schaute vorsichtig herein. Sie schlief immer noch. Ich nutzte die Gelegenheit und zog mich schnell um. Sogar rasieren konnte ich mich noch im Badezimmer.
Dann schob ich den Kopf wieder ins Zimmer hinein - mir schien, daß sie sich bewegt hatte. Als ich auf Zehenspitzen ans Bett herantrat, öffnete sie die Augen.
»Hab’ ich.., hier.., geschlafen?«
»Ja. Ja, Erl… «
»Mir war, als ob jemand… «
»Ja. Eri - ich.., ich war das.«
Sie sah mich lange an, als ob alle Erinnerungen erst langsam in ihr wach wurden. Ihre Augen weiteten sich anfangs ein wenig -vor Staunen? -, dann schloß sie sie, machte sie wieder auf -schaute verstohlen, sehr schnell, so aber, daß ich es merkte, unter die Bettdecke - und zeigte ihr gerötetes Gesicht.
Ich räusperte mich. »Du willst wohl in dein Zimmer- wie? Dann
gehe ich lieber, oder…?«
»Nein«, sagte sie, »ich hab’ doch den Mantel.« Sie zog ihn zusammen, setzte sich im Bett auf. »Ist es.., schon.., wirklich so?« fragte sie leise in einem Ton, als nähme sie von etwas Abschied. Ich schwieg.
Sie stand auf, ging durch das Zimmer, kam wieder zurück.
Sie hob die Augen, sah mir ins Gesicht - in ihrem Blick war eine Frage, eine Unsicherheit und noch etwas, was ich nicht erraten konnte.
»Herr Bregg… «
»Ich heiße Hal. So ein - Vorname…«
»Ha… Hai, ich…«
»Ja?«
»Ich… weiß wirklich nicht.., ich möchte…
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