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Transfer

Transfer

Titel: Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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nicht tun. Um dich, sozusagen, nicht zu zwingen. Schließlich fällt ja die ganze Verantwortung für diese meine - nennen wir sie mal so -Entscheidung - auf dich… Also bin ich ein Schwein nicht von der rechten, sondern von der linken Seite. Ja. Ich sehe es recht gut. Recht gut sehe ich das. Also sag mir jetzt, bitte, nur noch eins -
    was ziehst du vor?«
    »Die rechte… «
    »Was?«
    »Die rechte Seite von diesem Schwein.«
    Ich mußte lachen. Vielleicht etwas hysterisch. »Großer Gott.
    So. Na, schön. Also darf ich mit ihm sprechen? Später. Das heißt, ich würde dann allein herkommen…«
    »Nein.«
    »Tut man so etwas nicht? Schon möglich. Aber ich habe das Gefühl, daß ich es tun sollte, Eri…«
    »Nein. Ich bitte Sie… sehr darum. Wirklich. Nein. Nein!«
    Plötzlich flossen Tränen aus ihren Augen. Ich schlang beide Arme um sie.
    »Eri! Nein! Also nein. Ich werde machen, was du willst, aber weine nur nicht. Bitte. Denn … so weine doch nicht. Hör auf, hörst du? Oder… meinetwegen.., weine.., ich weiß schon selber nicht…«
    »Ich… ich wußte nicht, daß es… so…«, murmelte sie, schluchzend.
    Ich trug sie im Zimmer herum.
    »Weine nicht, Eri… oder, weißt du was? Wir fahren.., auf einen Monat. Willst du es so? Und wenn du dann zurück Willst, fährst du eben zurück…«
    »Bitte…«, sagte sie. »Bitte…«
    Ich stellte sie auf den Boden.
    »Darf man es nicht so? Ich weiß doch nichts. Dachte nur…«
    »Ach, Sie sind schon einer! Dürfen, nicht dürfen. Ich will es nicht so haben. Will nicht!«
    »Meine rechte Seite Vergrößert sich zusehends«, sagte ich unerwartet trocken. »Na, schon gut, Eri. Ich will mir jetzt nicht weiter den Kopf zerbrechen. Zieh dich nun an. Wir wollen frühstücken und fahren dann gleich los.«
    Sie sah mich an mit Tränenspuren im Gesicht. Sie nahm sich ungewöhnlich zusammen. Runzelte die Brauen. Mir schien, daß sie noch etwas sagen wollte, was für mich wohl kaum schmeichelhaft gewesen wäre. Aber sie seufzte nur und ging wortlos hinaus. Ich setzte mich an den Tisch. Meine plötzliche Entscheidung - wie in einer Räubergeschichte - war die Sache eines Augenblicks. In Wirklichkeit war ich genauso entschlossen wie eine Windrose. Fühlte mich wie ein Holzklotz. >Wie kann ich, wie kann ich nur?<
    -    fragte ich mich. Ach, was für eine Verwirrung!
    -    In der halb offenen Tür stand Olaf.
    »Mein Sohn«, sagte er, »tut mir leid. Es ist der Gipfel der Indiskretion, den ich da erklimme, aber ich habe alles gehört. Konnte nicht anders. Man sollte die Türen schließen, und außerdem hast du ja eine recht gesunde Stimme. Hal- du überbietest dich selbst. Was verlangst du von einem Mädchen? Dir gleich um den Hals zu fallen, nur weil du einmal auf Keren…« »Olaf!« knurrte ich.
    »Nur Ruhe kann uns noch retten. Na, eine Archäologin machte einen schönen Fund. Einhundertsechzig Jahre - gehört wohl schon zur Antike - oder?«
    »Deine Art von Humor…«
    »Sagt dir nicht zu. Weiß ich. Mir auch nicht. Aber was hätte ich denn davon, mein Lieber, wenn ich dein Inneres nicht so gut kennen würde? Das Begräbnis eines Freundes und Schluß. Hai,
    Hal…«
    »Ich weiß genau, wie ich heiße.«
    »Was willst du denn? Los - Kaplan! Wir essen und machen uns dann aus dem Staub.«
    »Hab’ nicht mal ‘ne Ahnung, wohin.«
    »Zufällig weiß ich es aber. An der See kann man noch kleine Häuschen mieten. Ihr nehmt den Wagen…« »Wieso - >ihr    »Und wieso anders? Meinst du wohl die Heilige Dreifaltigkeit? Kaplan…«
    »Olaf, wenn du jetzt nicht Schluß machst… «
    »Schön. Ich weiß. Du möchtest alle glücklich machen: mich, sie, diesen Seol oder Seon… nein, das geht nicht. Hal, wir werden zusammen fahren. Kannst mich aber höchstens bis Houl bringen, dort nehme ich einen Ulder.«
    »Na, ha«, sagte ich, »schöne Ferien habe ich dir da eingebrockt.«
    »Wenn ich nicht klage, solltest du es auch nicht tun. Vielleicht wird noch was daraus. Und jetzt Schluß. Komm.«
    Das Frühstück verlief in einer sonderbaren Atmosphäre. Olaf sprach mehr als gewöhnlich, aber eher in die Luft. Eri und ich sagten fast kein Wort. Dann holte der weiße Roboter einen Glider, mit dem Olaf nach Klavestra fuhr, um den Wagen zu holen.
    Im letzten Augenblick kam es ihm in den Sinn. Nach einer Stunde
    war das Auto schon im Garten, ich lud meine ganze Habe ein, Eri nahm auch ihre Sachen- nicht alle, wie mir schien, aber ich stellte keine Fragen; eigentlich sprachen wir

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