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Transsibirien Express

Transsibirien Express

Titel: Transsibirien Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Finger schneidet, fällt er in Ohnmacht! Laßt ihn doch reden, Genossen!«
    »Es gibt nichts mehr zu reden, Boris Fedorowitsch!« schrie der Koch Kusma.
    Er entwirrte das Kleiderbündel und schwenkte eine Hose.
    Jeder, auch Mulanow, sah, daß es ohne Zweifel Fedjas Hose war. Einen so dünnen Hintern, der in diese Hose paßte, hatte nur Fedja.
    »Ist das ein Beweis, he? Voller Blutspritzer – von oben bis unten! Und unter der Hose lag Klaschkas Lederbeutel mit dem gesamten Geld!«
    »Erschießen!« kommandierte der General. »An die Wand mit ihm!«
    Mulanow spürte ein heißes Brennen unter der Hirnschale.
    Er trat vor Fedja hin, hob seinen gesenkten Kopf mit beiden Händen hoch und blickte ihm in die verquollenen Augen.
    »Warst du's, Söhnchen?« fragte er ganz ruhig.
    Fedja versuchte, die Augen aufzureißen. Sein Mund klappte auf wie bei einem Fisch auf dem Trockenen, aber kein Laut kam hervor, kein vernünftiges Wort …
    Nach einiger Zeit, in der alle Umstehenden schwiegen, vernahm man nur ein hohles Röcheln …
    »Das heißt ja!« brüllte Kusma Matwejewitsch. »Er ist überführt! Ich habe ihn sofort gefragt, als ich die Hose bei ihm unterm Bett fand. Ein reiner Zufall, Genossen! Mir rollte ein Rubelstück aus der Hand, kullert unters Bett, und ich krieche auf dem Boden herum, um es zu suchen. Und was finde ich, wie ich nach dem Rubel greife? Ich denke, mich trifft der Schlag! Kusma, bleib liegen, denke ich, ganz ruhig liegen, das überlebst du sonst nicht! Und noch im Liegen erkenne ich das Blut! Ich war gelähmt, Genossen, glaubt es mir. Gelähmt! Und dann frage ich diesen knorrigen Hammel, halte ihm die Hose hin … da wird er bleich wie ein Handtuch und antwortet mir: ›Leck mich am Arsch, Freundchen!‹ Das sagt der Kerl zu mir! Ist das nicht ein Geständnis? Verhält sich so ein unschuldiger Mensch?«
    Auch Mulanow mußte zugeben, daß dies merkwürdig war. Er gab den Weg frei, und johlend schleifte man Fedja weiter. Ein paar Männer waren schon vorausgerannt und hatten den Zugleiter Vitali Diogenowitsch alarmiert.
    Der wiederum störte Karsanow in seiner fast aussichtslosen Schlacht mit Skamejkin, indem er gegen die Tür der Funkkabine brüllte: »Wir haben den Mörder! Wir haben ihn!«
    Wie ein Geschoß kam Hauptmann Plotkin aus der Kabine gerast, die Tür prallte gegen Skamejkins Schädel … es war ein gewaltiger Schlag, der Seifenfabrikant verdrehte die Augen und fiel zu Boden.
    »Danke!« sagte Karsanow mit vor Wut zitternder Stimme. »Das war ein reiner Unfall! Den kann man uns nicht anlasten.«
    Erst dann begriff auch Karsanow, was Vitali brüllte, warf sich herum und rannte Plotkin nach, der durch die Gänge hetzte.
    Der Hauptmann aus Irkutsk stieß alle Reisenden, die ihm den Weg versperrten, zur Seite und schrie: »Platz! Platz! Polizei!«
    Die Wirkung war ungeheuer, als Fedja nicht nur Plotkins Stimme erkannte, sondern auch die Gestalt mit seinen zerboxten Augen wie hinter Nebeln wahrnahm.
    Er fiel in die Knie, begann laut zu weinen und zitterte, als ob er nackt im sibirischen Frost stände.
    »Er gesteht!« brüllte Kusma, der Koch, und schwenkte die Hose von neuem. »Genosse Hauptmann, wo kommen Sie denn so schnell her? Ha, ist das eine Organisation bei der Miliz! Kaum hat man den Mörder, schon ist sie zur Stelle!«
    »Bis Tschita mindestens ist Karsanow beschäftigt«, sagte Mulanow müde, als die tobende Kolonne mit Fedja an ihnen vorübergezogen war.
    »Tschita ist nah. Und was dann?« fragte Werner Forster. »Die ganze lange Fahrt am Amur und Ussuri? Wer hält ihn dann auf?«
    »Wir haben keinen zweiten Mörder im Zug«, sagte Mulanow erschüttert. »Es sei denn, in diesem Teufelszug passiert noch mehr! Ich glaube, solange der Transsib verkehrt, ist so etwas noch nicht vorgekommen. Entschuldigen Sie, – ich muß weiter! Die Pflicht ruft!«
    Werner Forster folgte dem Schaffner, der davonrannte. Vorher blickte er noch einmal in sein Abteil.
    Milda saß am Fenster und starrte hinaus. Die Aufregung um Fedja wäre sicherlich eine gute Gelegenheit. Bei der Übergabe des Mörders an die Miliz von Tschita würde auch Karsanow dabeisein. Da würde er nicht an Milda denken …
    Forster nahm sich vor, daß ein anderer Weg in die Freiheit gefunden werden müßte. Dann lief er Mulanow nach.
    Das Verhör fand im Schaffnerabteil statt.
    Hauptmann Plotkin stand vor dem zusammengesunkenen Fedja. Man hatte den Kellner auf eine Bank geworfen.
    Karsanow sah Forster böse an, es gefiel ihm gar

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