Transzendenz
ist es aber auch wie ein Download.«
»Ein Download? Wovon redest du, Morag? Wer versucht, etwas in deinen Kopf herunterzuladen?«
»Ich weiß es nicht.« Sie lächelte schwach. »Vielleicht liegt die Antwort im Download selbst, und ich bin zu dumm, um es zu erkennen. Hältst du das für möglich?«
»Ich habe wirklich keine Ahnung.«
Morag sah mich an. Sie streckte die Hände aus; sie war entspannt, aber ich spürte die Kraft in ihren Fingern, die seltsame Dichte ihres warmen Fleisches. »Unser Problem hat jedoch nichts mit meinem Traumgerede zu tun. Stimmt’s, Michael? Auch nicht damit, dass ich dich wach halte.«
»Es hilft jedenfalls nicht gerade«, sagte ich aufrichtig.
»Ich weiß.« Sie rieb meine Handrücken mit ihren Daumen. »Zwischen uns gibt es eine Barriere. Etwas, was uns daran hindert, eine Verbindung zueinander zu finden, so wie früher.«
»Natürlich«, sagte ich. »Du warst tot. Ich habe gesehen, wie du gestorben bist. Du warst siebzehn Jahre lang tot. Das lässt sich nicht einfach auslöschen.« Ich sprach in einem schrofferen Ton mit ihr als jemals zuvor. Aber in diesem Moment, unter dem kalten Krankenhauslicht dieses tristen Zimmers, war ich zu müde, um mir etwas daraus zu machen.
»Wir schaffen das schon«, erwiderte sie unbeeindruckt. »Wir reden miteinander, bis wir darüber hinweg sind. Wir müssen uns der Wahrheit stellen, das ist alles. Wir brauchen einfach Zeit.« Doch während sie sprach, wirkte sie erneut abgelenkt. Sie hob das Gesicht zur Decke, die Augen halb geschlossen. Und ihre Lippen begannen zu arbeiten, die Zunge flatterte wie eine winzige rosafarbene Schlange in ihrem Mund, als sie erneut mit ihrem seltsamen Zungenreden begann.
Ich fühlte mich ausgeschlossen, sogar zurückgewiesen. »Herrgott.« Rasch versuchte ich, meine Hände wegzuziehen.
Aber ich erschreckte sie, und sie presste die Finger zusammen. Ich hörte die Knochen in meinen Händen brechen und schrie, bevor mich der Schmerz traf.
Die Klinik in Deadhorse war sehr schlicht ausgestattet, aber bei mir hatten sie ja schließlich auch nur eine einfache Aufgabe zu erledigen. Der Arzt betäubte mich, richtete die gebrochenen Knochen in meinen Handrücken, injizierte Nanomaschinen, die das Zusammenwachsen der Knochen fördern sollten, und behandelte die Blutergüsse.
Danach saß ich im Bereich für ambulante Patienten, die Hände in aufblasbaren Verbänden, die Boxhandschuhen glichen, und wartete darauf, dass Tom mich abholte und zum Hotel zurückbrachte. Eine Uhr an der Wand verriet mir, dass es noch immer nicht später als fünf Uhr früh war. »Scheiße«, sagte ich.
»In der Tat«, sagte Rosa. Ihre Stimme war vor ihr da, dann nahm ihr kompakter Körper aus dem Nichts Gestalt an. Im hellen, antiseptischen Licht des Krankenhauses wirkte sie vollkommen fehl am Platz. Sie musterte die Bank neben mir. »Wenn du nichts dagegen hast, bleibe ich stehen«, sagte sie. »Die VR-Einrichtungen in diesem Krankenhaus haben ihre Grenzen. Ich möchte niemanden erschrecken, indem ich durch die Sitzfläche auf den Boden rutsche.«
»Du hast keine Weintrauben mitgebracht«, sagte ich mürrisch.
Sie bückte sich, um meine Boxhandschuh-Hände zu inspizieren. »Ach, du liebe Zeit. Das sieht übel aus.«
»Es war verdammt schmerzhaft.«
»Glaube ich gern.«
»Sie hat das nicht mit Absicht getan«, sagte ich. »Morag. Sie ist einfach so stark. Ihr neuer Körper, was auch immer. Sie hat sich noch nicht dran gewöhnt. Ich habe auch vorher schon ein paar blaue Flecken abbekommen. Ich schätze, wir lernen gemeinsam. Aber jetzt hat sie mir zum ersten Mal einen Knochen gebrochen.«
Rosa nickte. »Schon der einfachste Test zeigt, dass ihre Kraft für eine Person ihrer Größe und Statur jedes normale Maß übersteigt. Wie bei ihrer Masse ist… äh… mehr von ihr da, als es sein sollte.«
Ich sah sie widerstrebend an. »Glaubst du, sie ist überhaupt ein Mensch?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Rosa. »Ich glaube, sie denkt tief drinnen, sie sei einer, und vielleicht ist das letztendlich das Wichtigste. Aber ihr Körper ist nicht ganz menschlich.«
Geas und Rosas Untersuchungen trügen Früchte, erklärte sie. »Gea wird dir etwas über die physikalischen Aspekte erzählen. In Morags Blut findet sich menschliche DNA. Ihre Moleküle bestehen aus Atomen, aus Protonen, Neutronen und Elektronen, die genauso irdisch sind wie deine und meine. Und trotzdem bleibt das Rätsel dieser zusätzlichen Masse. Ihr Gewicht ist messbar, die
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