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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagte sie. »Nur für einen Tag.«
    »Nur für einen Tag«, wiederholte Leropa langsam. »Nun ja. Ein hohes Ziel. Aber wer soll für die gesamte Menschheit sprechen?« Sie lächelte kalt. »Vielleicht Michael Poole?«
    Seltsamerweise klang das für Alia sinnvoll. Poole war immerhin der Nutznießer – oder das Opfer – von Morags Wiederherstellung gewesen. Er kannte das Angebot; er war selbst damit konfrontiert gewesen.
    Und dann war da Poole selbst. Alia hatte ihn ihr Leben lang beobachtet und kannte ihn so gut wie nur irgendjemanden aus ihrer eigenen Zeit. Michael Poole war mit Fehlern behaftet, aber anständig, ein liebevoller und mutiger Mann, der mit allem zurechtzukommen versuchte. Er stand in jeder Hinsicht für das Beste an der Menschheit seiner Zeit, dachte sie. »Ja. Michael Poole.«
    Leropa machte ein überraschtes Gesicht, als wäre sie bei einem Bluff erwischt worden. »Dann musst du ihn darauf vorbereiten, Alia«, sagte sie.
    »In Ordnung.«
    Drea schaute von einer zur anderen. Alia sah, dass sie vor Angst zitterte – vor ihr, ihrer Schwester, ebenso wie vor dieser seltsamen alten Unsterblichen, Leropa.

 
53
     
     
    Ein paar Tage nach meinem Gespräch mit Rosa versammelten wir uns in einem Funktionsraum des Hotels in Deadhorse, den wir für unsere Zwecke reserviert hatten: ich, meine reinkarnierte Frau, Tom und Sonia, John, Rosa und Gea. Gea hatte unsere Umgebung mit Spionageabwehrtechnologie gesättigt, denn wir wollten auf gar keinen Fall, dass Geschichten über das, was wir an diesem Abend vorhatten, an die Presse durchsickerten.
    Wir stellten Stühle in Hufeisenform zusammen und nahmen alle unsere Plätze ein. John hatte die Lippen geschürzt und die Arme verschränkt; seine Gedanken standen ihm ins Gesicht geschrieben. Sonias Augen waren groß. Ich konnte nicht erkennen, was sie dachte – vielleicht: In was für eine irre Familie bin ich hier nur hineingeraten? Der kleine Gea-Spielzeugroboter rollte auf dem Boden hin und her, irgendwie beruhigend in seiner Absurdität. Rosa saß auf ihrem Stuhl oder erweckte zumindest diesen Eindruck; sie hatte einen Stapel in Leder gebundener Bücher auf dem Schoß und trug einen Chorrock und eine purpurne Stola.
    Am Kopfende des Hufeisens, dem Fokus der Gruppe, saß Morag mit erhobenem Kopf und weit geöffneten Augen einfach da und beobachtete uns ausdruckslos. Sie trug ein schlichtes, am Hals offenes Kleid in ihrer Lieblingsfarbe Blau. Ihre Haare waren zurückgekämmt, das schöne junge Gesicht zum Licht erhoben. Wenn sie sich bewegte, knarrte der Stuhl unter ihrem Gewicht. Es hätte komisch sein können, wenn es nicht so seltsam gewesen wäre.
    Tom schaute sich in dem Raum um. »Ich kann nicht glauben, dass wir das tun. Dad, müssen wir wirklich dabei sein?«
    »Ein Exorzist arbeitet normalerweise nicht allein«, sagte Rosa. »Für gewöhnlich würde ich von einem jüngeren Priester begleitet werden. Von jemandem, der weitermachen könnte, falls ich sterbe oder der Dämon von mir Besitz ergreift. Es gäbe einen Arzt, der im Notfall Medikamente verabreichen könnte. Und es wäre auch ein Angehöriger dabei – eine kräftige Person, falls die Dinge… äh… interessant werden.«
    »Sie haben das schon einmal gemacht?«, fragte Sonia erstaunt.
    Rosa neigte den Kopf.
    »Das ist alles Scharlatanerie«, sagte John streng. »Mumpitz.«
    »Es ist ein uraltes Ritual«, entgegnete Rosa tadelnd. »Es stammt aus dem Neuen Testament. Christus selbst hat Dämonen ausgetrieben: ›Mein Name ist Legion.‹«
    »Ich erinnere mich an diesen Satz«, sagte ich. »Viele Schweine wurden ertränkt, nicht wahr?«
    »Das Wort exorzieren hat eine griechische Wurzel, die ›fluchen‹ bedeutet. Man bindet den Dämon an eine höhere Autorität – Jesus Christus –, sodass man ihn kontrollieren kann, und erteilt ihm gegen seinen Willen Befehle.«
    Sonia fragte neugierig: »Und das steht alles in deinen kleinen Büchern geschrieben?«
    Rosa hielt einen der ramponiert aussehenden Bände in die Höhe. »Dies ist das Rituale Romanum, das liturgische Handbuch eines Priesters. Es stammt aus dem Jahr 1614 und enthält den formellen, von der Kirche sanktionierten Exorzismus-Ritus. Ich glaube aber nicht, dass wir heute allzu förmlich sein müssen.«
    »Was, ohne Glocke, Buch und Kerze?«, spottete John. »Ich bin enttäuscht.«
    »Aber ich trage die erforderliche Uniform«, erwiderte sie lächelnd. »Und ich habe die Beichte abgelegt, bevor ich hierher gekommen bin. Man hat mir die

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