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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zum Umkleideraum.
    »Wirst du es Lucia erzählen?« fragte Angelo über seinen Kopf hinweg.
    Mario starrte ihn an. »Wozu, um Gottes willen? Erzähle ich es Lu jedes Mal, wenn ich runterfalle?«
    Angelo sagte ruhig: »Das ist etwas anderes, und das weißt du auch. Wenn jemand so in der Luft seine Kontrolle verliert, besteht die Chance, dass etwas wirklich nicht in Ordnung ist. Er sollte von einem Arzt untersucht werden. Und das weißt du auch.«
    Tommy sagte: »Ich geh’ zu keinem Doktor!«
    »Du tust, was dir gesagt wird, la ss uns gar nicht erst darüber streiten«, sagte Angelo und fügte für Mario hinzu:
    »Es besteht die Möglichkeit, dass es zu viel für sein Herz war. Oder, dass er eine Gehirnerschütterung von einem anderen Fall hatte. Wenn das noch mal passiert, hat er vielleicht nicht so viel Glück. Wenn er nicht in erstklassiger Verfassung ist, hat er beim Fliegen nichts zu suchen.
    Und das weißt du auch.«
    »Du redest wie eine alte Frau, Angelo«, sagte Mario und rümpfte die Nase. »Ein Fall bedeutet überhaupt nichts. Dieses Gerede schadet ihm mehr als ein paar Stürze ins Netz.«
    Johnny legte ein Handtuch um seine Schultern. »Angelo, du regst dich unnötig auf. Und dieser Vorstellungstermin bei Starr’s, der auf uns zukommt – verdammt, du kennst doch Ärzte. Er wird sagen, gehen sie auf Nummer sicher, behalten sie Tommy ein paar Wochen am Boden, auch wenn er gar nichts finden wird.«
    »Mir geht’s gut«, sagte Tommy. »Ich bin wohl bloß ohnmächtig geworden, weil ich überhitzt war oder so.«
    »Eben«, sagte Mario. Seine Hand senkte sich auf Tommys Schulter, fest und versichernd. »Mein Gott, Angelo, weißt du nicht mehr, wie das bei mir passiert ist? Als ich zum ersten Mal am Dreifachen gearbeitet hatte? Jedes verdammte Mal, in der dritten Umdrehung, haben meine Muskeln einfach aufgehört zu tun, was ich ihnen sagte, und um meinen Kopf herum war nur noch Nebel, und ich fand mich im Netz wieder. Gute Nachtruhe ist besser für den Jungen als ein ganzes Krankenhaus voller Ärzte.«
    »Ja, Ärzte«, sagte Johnny angewidert. »Erinnerst du dich noch an den Pfuscher, der Matts Handgelenk behandelt hat? Sechs Wochen, hat er gesagt, für einen einfachen Bruch. Er wollte es nicht glauben, als Matt ihm sagte, dass alles verheilt sei – er wollte zuerst seinen eigenen Röntgenbildern nicht glauben. Meiner Meinung nach kann jeder, der genug über Muskeln und Knochen weiß , um überhaupt fliegen zu können, sagen, ob er fähig ist zu arbeiten. Wenn Tom sagt, dass es ihm gut geht – und der letzte Flug, fand ich, sah gut aus – dann glaub es ihm und hör auf, Ärger zu machen!«
    Angelo sah nicht überzeugt aus, aber zuckte schließlich mit den Schultern. »Okay, mach’s, wie du willst.«
    Johnny beobachtete, wie Tommy mit einer flinken Bewegung seine Pullover überstreifte.
    »Hast du dir einen Muskel gezerrt? La ss mal sehen!«
    Johnny drehte ihn um, bewegte dann seine Hände über Tommys Rücken, und die harten Finger untersuchten jede Muskelschicht. »Schulter ist in Ordnung«, sagte er und zog Pullover und Unterhemd hoch. »Auch keine Prellungen. Wo tut’s weh? Soll ich’s massieren?«
    »La ss nur, es ist schon in Ordnung.«
    Mario sagte: »La ss ihn mal machen, Tom. Johnny kann das ziemlich gut.«
    »Sonderbehandlung ohne Aufpreis«, stichelte Johnny, fügte aber ernster hinzu: »Gerade diese Woche wollen wir doch keinen Muskelkater kriegen. Und ich kann damit umgehen – frag Liss.«
    Angelo, der gerade kniete, um seine Schuhe zuzubinden, lachte gezwungen. »Ja, Tom, eine Gehirnerschütterung brauchst du nicht zu beachten, aber um Himmels willen kümmere dich um deinen Muskelkater im Rücken!«
    Mario war noch oben in der Dusche, als Johnny an die Tür des Zimmers klopfte, das sich Tommy und Mario teilten. Er kam herein, ließ Tommy sich sein Unterhemd ausziehen und mit dem Gesicht nach unten aufs Bett legen und setzte sich neben ihn. Er begann, die Muskeln auf Tommys Rücken m it starken, forschenden Griffen durchzukneten. Tommy verspannte sich; er ha ss te es, unsanft angefa ss t zu werden.
    »Entspann dich, Junge, du bist steif wie ein Brett. Ich kann überhaupt nichts machen, wenn du dich nicht entspannst.« Johnnys Fingerspitzen gruben sich mit einer schweren, kreisenden Bewegung in Tommys Hals und versuchten die verspannten Muskeln zu lockern. Tommy bemühte sich, sich dazu zu zwingen, schlaff zu werden.
    Die Berührung war nicht unangenehm; er hatte sich dagegen verkrampft, weil

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