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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kannst niemanden beschützen, außer wenn er beschützt werden will.«
    David antwortete einen Augenblick lang nicht. Sein Gesicht war so steif und starr wie Angelos. Er stand auf und drehte seinen Rücken zum Feuer. »Nun denn«, sagte er schließlich , »darüber kann man nachdenken. Aber verdammt, es muss mir nicht gefallen. Oder?«
    Angelo stand auf und legte eine Hand auf seine Schulter und schüttelte sie sanft. »Das ist es ja gerade, Junge.
    Ich befürchte es fast.«
    David sagte nichts mehr, aber als er Sonntagabend nach San Francisco zurückkehrte, ließ er Liss bei ihnen, ohne weiteren Protest. Am nächsten Tag fiel Tommy zum ersten Mal selbst ernstlich.
    Während er trainierte, hatte er hunderte von Malen verfehlt und war ins Netz gefallen. Er hatte infolgedessen alle Prellungen, Schürf wunden, aufgeschlagene Knie und Muskelkater, die bei jungen Athleten üblich waren, durchlitten. Er nahm sie als selbstverständlich hin, und er war insgeheim stolz auf sich, dass er sie ignorieren konnte. Aber dies war etwas Neues, Schreckenerregendes.
    Er hatte einen einfachen Übergang gemacht und tatsächlich Johnnys Finger berührt, als ihm plötzlich schwarz vor Augen wurde, und er spürte, wie er nach unten fiel. Er schaffte es mit seinem letzten Rest Bewu ss tsein, sich zu einer Kugel zusammenzurollen, bemerkte in einer Schrecksekunde, dass seine Muskeln ihm nicht gehorchten, dann traf er hart auf, der schwarze Schleier loderte auf, und er wu ss te nichts mehr.
    Er hatte kein Gefühl, wieviel Zeit verstrichen war, als er eines scharfen, bitteren Geruchs gewahr wurde, der stechend bis in die Wurzeln seines Gehirns reichte. Er hustete, verschluckte sich und öffnete die Augen. Sein Gesicht war kalt und tropfna ss , und Johnny, der neben ihm kniete, hielt eine offene Flasche Ammoniak unter seine Nasenlöcher. Der Boden fühlte sich unter seinem Rücken hart an. Marios Gesicht, ein verschwommener Kreis über Johnnys Schulter, schaukelte in schwindelerregenden Wellen, als Tommy das Ammoniak beiseiteschob und sich aufrichtete.
    »Was ist passiert?« murmelte er.
    »Ich glaub’, du bist ohnmächtig geworden«, sagte Johnny. »Ich dachte, du hättest mich verfehlt, dann habe ich gesehen, dass du dich ausgestreckt hast, anstatt dich für eine gute Landung zusammenzurollen. Gott, du hast mir Angst eingejagt – ich dachte, du fällst direkt auf dein Gesicht!«
    Mario sagte: »Gib mir den Waschlappen, Liss«, und betupfte wieder Tommys Gesicht. »Komm, richte dich auf, Lucky? Hast du dir irgendwo wehgetan?«
    Tommy versuchte, sich zu bewegen. »Ich bin okay, glaube ich. Ich – autsch! – glaub’, ich hab mir ‘nen Rippenmuskel gezerrt oder bin draufgefallen oder so. Sonst bin ich in Ordnung.« Der Schreckensknoten erfa ss te ihn plötzlich wieder, ein Zucken, ein wirklicher Krampf schmerzte tief in seinem Körper. »Das ist der Alptraum von einem Alptraum!«
    »Du hast uns allen Angst eingejagt«, sagte Angelo mit einer ungewöhnlich rauen Sanftheit. »Du hättest dir dein Genick brechen können. Für einen Moment habe ich gedacht, es wär’ passiert. Matt hat wohl die richtige Ahnung gehabt, als er dich Lucky nannte.«
    Tommy sagte zitternd: »Es ist so schnell passiert. Mir ging es gut und plötzlic h wurde alles schwarz. Ich hab’ versucht, mich zusammenzurollen, und konnte es nicht.«
    »Du schuldest Sankt Michael eine Kerze.« Liss berührte seinen Arm schüchtern. »So werden Flieger getötet – indem sie so die Kontrolle verlieren.«
    Er erkannte, wie betroffen sie alle aussahen. War er wirklich in so einer Gefahr gewesen? Waren sie wirklich so besorgt um ihn? Aber als es gerade einwirkte – die besondere Wärme ihrer Besorgnis, das unerwartete Zeigen von Zuneigung und Gefühl – kommandierte Angelo grob: »Okay, alle zusammen, hört auf. Er ist nicht verletzt, wir können nicht den ganzen Tag verplempern und darauf herumkauen, was hätte passieren können. Liss, du bist dran, und kannst du bitte dran denken, ich bin hier, um dich zu fangen? Du grabschst immer noch. Halt bloß deine Handgelenke da hin, wo sie hingehören, und la ss es meine Sorge sein, sie zu fangen. Hhm!?«
    Liss kletterte die Leiter hinauf, und Mario schickte Tommy hinter ihr her.
    »Du kennst die Regel. Wenn du verfehlst, geh wieder rauf und mach’s noch mal.«
    Tommy schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich zittere noch.«
    »Deswegen! Sofort, Lucky.«
    »Du bist der Bo ss .« Ohne Widerstand rappelte sich Tommy auf und ging zur

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