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Trapez

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Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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später am Abend kam Mario in sein Zimmer.
    »Lu hat gesagt, dass ich ebensogut hierbleiben könnte.
    Das macht dir doch nichts aus, nicht?«
    Später versuchte Tommy unzusammenhängend etwas darüber zu sagen, was ihm der Tanz bedeutet hatte, aber Mario seufzte bloß .
    »Es ist nicht wie Fliegen. Im Ballett bist du nie wirklich gut genug. Männer sind dort nie gut genug. Nicht mal Stars wie Nijinsky. Es ist eine Kunst für Frauen. Vielleicht wird Barbie eines Tages gut genug sein.«
    Tommy sagte in einem Anflug von Einsicht: »Eigentlich wolltest du tanzen, nicht? Nicht fliegen.«
    »Dachte ich eine Ze itlang«, sagte Mario. »Ich hab’ mich in einem Jahr sogar geärgert, als ich ein Angebot einer Tanztruppe absagen mu ss te, damit ich mit der Show auf Tournee gehen konnte. Angelo hätte für mein Recht gekämpft auf dem College zu bleiben, wenn ich es gewollt hätte, sogar nachdem – na ja, darüber will ich jetzt nicht reden. Aber tanzen, das war etwas anderes. Also kam ich zurück zur Truppe, und es tut mir wirklich nicht leid; das war das Jahr, in dem er mit mir anfing, am Dreifachen zu arbeiten. Aber im Winter, wenn ich in der Ballettschule rumhänge, frage ich mich immer noch, ob ich das Richtige getan habe. Und ich tauge jetzt wirklich nichts als Tänzer. Vielleicht hätte ich einer werden können. Ich werde es niemals wissen.«
    »Ich fand, es sah großartig aus. Aber ich weiß nicht genug darüber. Aber ich dachte, du würdest für die Familie tanzen?«
    »Ach was. Sie sagen alle das Falsche. Und Angelo ha ss t es. Oh, es macht ihm nichts aus, wenn ich es tue, nur um Barbie beim Vortanzen zu helfen. Aber er ha ss t es, wenn ich mich wirklich darauf stürze. Liss und ich haben mal viel getanzt, und er hat immer Wutausbrüche gekriegt.
    Ich hab’ damit vor langer Zeit aufgehört.«
    »Egal, ich bin froh, dass ich es mal gesehen habe. Tanzen! Du bist« – Tommy zögerte und sagte dann schüchtern – »du bist wunderschön.«
    » Große Worte«, kicherte Mario und boxte ihn verspielt, aber Tommy fühlte, dass Mario es verstand. Wie immer, wenn sie von der Familie umgeben waren und hart arbeiteten, waren sie zu dem alten Brüderstatus zurückgekehrt.
    Kumpel. Mit der Zeit und dem Alltagstrott des Zusammenlebens war unausweichlich etwas von der früheren Intensität verlorengegangen, und sogar wenn sie sich liebten, war es Selbstverständlichkeit geworden, Gewohnheit, eine kurze Umarmung, Stille, bevor sie einschliefen. Aber heute Nacht, als Mario seine Arme um Tommy legte, fühlte Tommy wie sich die alten Gefühle wieder in ihm regten. Er sagte nichts –, er hatte gelernt, nichts zu sagen – aber es ließ ihn zitternd zurück, wieder den Tränen nahe wie schon lange nicht mehr.
     
    Kurz nach Ostern kam Tommy mit Barbara von der Schule nach Hause und hörte Stimmen hinter der verschlossenen Tür des Wohnzimmers. Als er seinen Pullover aufhängte, kam Joe Santelli heraus und winkte sie herein.
    »Wir haben auf euch gewartet.«
    Es dämmerte kaum, denn die Tage wurden mit dem Frühling länger, aber die Vorhänge waren zugezogen, und es brannte ein Feuer. Sie waren alle da. Förmlich versammelt, und Tommy wunderte sich. Was ist los? Als Tommy und Barbara eintraten, stand Papa Tony vor dem Feuer und sagte: »Gut, jetzt sind wir alle da, und ich kann euch sagen, was ihr Älteren schon geahnt habt. Uns ist ein Saisonvertrag vom Woods-Wayland-Zirkus angeboten worden.«
    Werden Mutter und Dad mich bei den Santellis bleiben lassen, wenn wir nicht mehr bei Lambeth sind? Es scho ss durch Tommys Kopf, und als ob er ihn direkt ansprechen würde, sagte Papa Tony: »Lambeth hat eine Option auf unsere Nummer, aber ich kann kündigen, wenn ich ihn vor dem 1. April benachrichtige. James Woods hat mich gebeten, meine eigene Truppe zusammenzustellen, er hat nichts Näheres zur Größe gesagt. Barbara«, sagte er, »Lucia sagt mir, dass du, wenn du hart arbeitest, soweit bist, dieses Jahr mit uns zu gehen. Tommy war in deinem Alter, als er angefangen hat.«
    Das Mädchen schluckte und zupfte an ihrem Rock.
    »Was hat Daddy gesagt, Papa Tony?« Sie sah zu Joe auf.
    »In dieser Familie«, sagte Joe sanft, »bist du alt genug, für dich selbst zu entscheiden, wenn du alt genug zum Fliegen bist. Die Frage ist: Willst du mit, Barbara?«
    Barbara senkte ihren Kopf und sagte: »Papa Tony, ich – ich möchte nicht. Ich m öchte in der Schule bleiben und – meine Klasse beenden und mit meinem Tanzen weitermachen.«
    Die dicken

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