Trapez
entschieden, es ist mir aus den Händen genommen, und ich bin froh – ich bin froh, dass ich mir jetzt keine Sorgen mehr darüber machen mu ss , wie ihr mir alles noch einmal von zwei Seiten erzählt –« Ihre Stimme versagte. Sie brach in heftiges Schluchzen aus, warf ihre beiden Hände vors Gesicht, lief aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
»O mein Gott…«, seufzte Stella und stand auf, um ihr nachzugehen. Lucia hielt sie am Arm fest.
»Nein«, sagte sie, »nein, Stel, la ss sie gehen…«
Mario war aufgesprungen, aber Lucia trat vor ihn hin.
»Nein. Setz dich, Matt. Stella, du auch. Setzt euch, habe ich gesagt!« Lucias Gesicht war leichenbla ss .
»Lucia, Lucia cara«, sagte Joe sanft. »Elissa hat es nicht so gemeint – sie war bloß …«
Lucia schnitt ihm mit einer gebieterischen Geste das Wort ab. Sie sagte etwas auf Italienisch , und dann: »Ich weiß . Ich werde gehen und mit ihr reden.«
»Mit ihr reden!« sagte Mario wild. »Gesù e Maria, du hast genug geredet! Kannst du sie jetzt nicht mal allein lassen? Hast du nicht genug getan?«
Papa Tony beschimpfte ihn auf Italienisch . Marios Gesicht war knallrot, aber er setzte sich hin, senkte seinen Kopf und starrte auf seine Knie. Tommy sah wie sich sein Mund bewegte; er fluchte leise. Aber er rührte sich nicht, als Lucia aus dem Zimmer ging und leise hinter sich die Tür schlo ss . Es folgte eine lange, unsichere Stille.
Schließlich sagte Papa Tony mit schwerem Schulterzucken: »So, Elissa hat gewählt. Sie hätte mit mir privat sprechen sollen. Nicht so. Machen wir weiter. Angelo?«
Angelo stand auf und verschränkte seine großen Hände hinter seinem Rücken. Er sah erschüttert aus, und Tommy hatte den deutlichen Eindruck, dass es für ihn anstrengend war, überhaupt zu sprechen. Aber als er schließlich redete, war es so, als ob die Unterbrechung nie passiert wäre. »Mit einer Show auf Schienen zu reisen, ist nicht so bequem wie in unserem privaten Wohnwagen zu fahren. Die Kinder werden sich nicht daran erinnern, aber ich erinnere mich nur zu gut daran, und ich bin nicht sicher, dass ich das noch einmal tun möchte.«
»Ich erinnere mich auch daran«, sagte Mario und hob seinen Kopf, und Tommy hatte den Eindruck, dass er ebenfalls so tun wollte, als hätte es keine Unterbrechung gegeben, »und ich bin sehr dafür. Kein Kochen, kein Haushalt, nachts keine Autofahrten zwischen den Städten.«
»Keine Privatsphäre, kein Familienleben, keine Freiheit«, sagte Angelo. »Ich hab’ mich daran gewöhnt, im Wohnwagen zu leben. Ich hatte mir überlegt, dass ich vielleicht wieder heiraten würde. Ich bin nicht gerade wild darauf, wieder in die untere Koje eines Schlafwagens mit sechzig Männern zu ziehen. Allerdings« – er hob die Schultern – »wie Johnny gesagt hat, Woods-Wayland ist das Beste, was wir außer Starr kriegen können, und ich sehe keine Möglichkeit, wie wir ablehnen können. Demnach ist diese ganze Diskussion schei ß langweilig – Entschuldigung, Stella – und ich versteh’ nicht, warum wir weiter darauf rumhacken.«
»Ganz so weit würde ich nicht gehen«, sagte Papa Tony, »aber es wäre schwierig, ein Angebot, das so gut ist wie dieses, abzulehnen. Hat noch jemand etwas zu sagen?«
Mario stand auf und stellte sich mit seinem Rücken zum Feuer. »Natürlich hat uns Liss gerade ganz schön aus der Bahn geworfen…«, fing er an.
»Kannst du allen Ernstes sagen, dass du nichts gewu ss t hast?«, explodierte Johnny. »Wir wissen alle, dass Liss dir jede Kleinigkeit erzählt – du hast es wahrscheinlich gewusst , bevor sie es Dave erzählt hat! Du hast stillgehalten, bis zur letzten Minute gewartet und darauf gehofft, dass Stel und mir das Rumhängen zu viel werden würde und wir auf eigene Faust weggehen würden, damit du und Liss es so gehabt hättet, wie ihr wolltet.«
»Johnny, nicht…«, flehte Stella, zog an seinem Arm, aber er beachtete sie nicht. Angelo mischte sich ein.
»Halt die Klappe, Johnny. Matt hat nicht mehr darüber gewu ss t als du! Und ich verwette mein Monatsgehalt, dass Liss nicht bloß aufgrund der entfernten Möglichkeit geschwiegen hat, etwas könnte mit ihrem Kind passieren oder dass sie sich heimlich wegschleicht und nach einem Doktor sucht…«
»Hör zu, du Miststück…« Johnny sprang auf und ballte seine Fäuste.
Stella flehte: »Johnny, Johnny, bitte …«
»Basta! Genug!« schimpfte Papa Tony. »Kein Wort mehr, alle beide! Das ist vorbei! Vorbei, habt ihr mich
Weitere Kostenlose Bücher