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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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geschämt für das, was er war: ein Akrobat, ein Künstler, der tat, was ihm gesagt wurde und alle eigenen Gedanken verdrängte.
    Wie konnte er erwarten, ein Flieger zu sein, wenn er nicht erwachsen genug war, eine Perücke aufzusetzen und ein paar Meter Tüll anzuziehen, nur weil es albern aussah? Es sah viel alberner aus, eine Lücke in der Nummer zu haben – oder jemanden da oben, der den Ablauf nicht kannte. Was hatte ihn überhaupt dazu gebracht zu glauben jeder sähe ihn an? Er war nur ein rosa Rock.
    Jetzt würde ihn Margot wahrscheinlich nie wieder einspringen lassen. Und Mario? Mario war wahrscheinlich mit ihm fertig.
    Er hörte das erste Schmettern der Kapelle und das Dröhnen von Big Jims Stimme; nicht die Worte, sondern nur den Klang durch die Lautsprecher. Den Krach, die Musik der Kapelle, das Lachen und die Schreie der Kinder im Publikum. Oh, verdammt, er mü ss te da draußen sein! War er denn vollkommen verrückt geworden? Wer sollte auf seinem Wagen fahren? Es wäre das erste Mal in sechs Jahren, dass er nicht dabei wäre. Nicht seit er Mumps gehabt hatte als kleines Kind. Ma Leighty würde jetzt auch böse auf ihn sein.
    Und seine Mutter. Was war in ihn gefahren? Ma Leighty vertraute ihm, und wenn sein Vater davon hörte!
    Dad hatte ihn schon ein paar Jahre nicht übers Knie gelegt, aber diesmal würde er es seinem Vater nicht übelnehmen, wenn er ihm den Hals bräche.
    Diesmal habe ich wirklich Mist gemacht!
    Es klopfte laut an der Wohnwagentür.
    »Tommy! He, bist du da drin?«
    Tommy tastete nach dem Lichtschalter. Sein Mund fühlte sich trocken an. In dem harten Licht draußen sah Mario eingefallen und erwachsen aus. Er trug die goldfarbenen Hosen seines Kostüms, darüber einen dicken Pullover. »Tommy, verdammt, wo hast du dich versteckt? Little Ann sucht dich auf dem ganzen Platz.
    Mach, dass du rüberkommst – pronto, presto!«
    »Mario, du hast gehört, was sie gesagt hat…«
    »Nein, hör zu, du Bengel«, sagte Mario kalt, »während du hier gesessen und dich bemitleidet hast, ist Betsy falsch mit ihrem verstauchten Fuß aufgekommen und ohnmächtig geworden. Diesmal ist wahrscheinlich eine Sehne gerissen. Du hast nichts in der Show zu suchen, das garantiere ich dir. Wenn ich zehn Zentimeter kleiner wäre, würde ich das verdammte Kostüm selbst anziehen und raufgehen, bevor ich dich nur einen Fuß in die Manege setzen ließe . Aber du hast die richtige Größe , du kennst den Ablauf. Also sieh zu, dass du dahin kommst, wo du hingehörst. Oder ich prügel dich hin!«
    Tommy öffnete den Mund, um zu sprechen, aber Mario packte ihn bei der Schulter und schüttelte ihn. »Kein Wort, verdammt noch mal!« Verzweifelt begehrte Tommy auf: »Mario, warte …«
    Mario ließ ihn los und sagte kalt: »Du hast etwa zwölf Minuten. Was ist los?« Dann in einem anderen Ton.
    »Hey, Tommy, was ist los, Junge?«
    »Mario – « Tommy kämpfte um seine Beherrschung.
    »Ich muss dich was fragen: Jeff hat gesagt – Jeff hat gesagt – « sein Hals schnürte sich zu, als ihn die schmerzvolle Erinnerung einholte. Würde Mario ihn mit einem beiläufigen kann dir doch egal sein, was die glauben vertrösten?
    Aber Mario, die Hände in den Pullovertaschen, sah ihn mit wachen Augen an. »Okay, Junge, okay. Was hast du denn? Komm schon, mir kannst du’s erzählen! Was ist passiert?«
    Tommy sprudelte los: »Er hat gesagt – er tat so, als sei was nicht richtig mit mir. Mit jedem Jungen, der ein Mädchenkostüm anhat, der wie ein Mädchen auftritt!«
    Sein Hals schnürte sich wieder zu. »Er – er tat so, als ob ich ein Mädchen wäre, er wollte sich mit mir verabreden.
    Er hat Spaß gemacht. Nur – es war kein Spaß .« Er konnte nicht weiter.
    Marios Gesicht war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Er sprach nicht sofort, und Tommy, der damit rechnete, dass Mario ihn sorglos und unfreundlich beruhigen würde, war verkrampft. Dann entspannte er sich langsam.
    Mario sagte schließlich , fast flüsternd: »Jesus, ich hätte es wissen sollen! Das ist es also. Ich hätte es wissen sollen – du bist in dem Alter – da macht’s dir was aus.
    Okay, hör zu, Tom: Weißt du, wer Shakespeare war?«
    Tommy, durch die Unlogik verwirrt, sagte langsam: »Ich glaub’, ich hab in der Schule was von ihm gehört. Er war ein Schriftsteller, oder? Er hat Hamlet geschrieben oder so was.«
    »Ja, schon. Nur, er hat auch mal geschrieben, ›es gibt nichts Gutes noch Schlechtes, erst die Gedanken machen es dazu‹. Also sag mir,

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