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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gesehen. Niemand hatte gelacht, und ein Junge, der letztes Jahr in seiner Klasse war, hatte ihm freundlich zugewinkt. Vielleicht hatten ihm Jeff und Nancy nur seine Angeberei heimzahlen wollen. Und was machte das schon?
    Nichts! Und doch erkannte er, ohne zu wissen warum, dass irgendwie etwas sehr Wichtiges mit ihm passiert war, dass er eine bedeutende Krise überstanden hatte, ohne eigentlich genau zu wissen welche.
    Shuffles Small, der Seiltänzer, stand am Eingang in seinem silberweißen Kostüm und machte sich für den Auftritt fertig. Er eröffnete die zweite Hälfte der Show. »Bist du immer noch hier?«, sagte er zu Tommy. »Tonio Santelli hat vor ein paar Minuten nach dir gesucht – du solltest drüben bei ihrem Wohnwagen sein. Über den Zeitplan einer Show mu ss t du noch eine Menge lernen, mein Junge. Geh besser rüber, so schnell du kannst.«
    Tommy ging in die angegebene Richtung. Es gab schon große Lücken auf dem Platz; Arbeiter und Helfer waren dabei, die Aufbauten und Geräte der ersten Hälfte abzubauen. Die Luftballettaufbauten, die Stützen, Ringe und Seile waren schon abgebaut und wurden auf einen der Lastwagen geladen; der Käfigwagen mit den Löwen war schon losgefahren. Tommy erreichte den Gerätewagen, auf dem ›The Flying Santellis‹ stand und sah Papa Tony grimmig in der Tür stehen.
    »Was ist los mit dir? Hast du’s vergessen? Ausgerechnet dies hast du vergessen, dass Lambeth gesagt hatte, du könntest in San Angelo anfangen.«
    »Nein, aber ich dachte – Mario hat gesagt…«
    »Mario hat noch nicht das Denken in dieser Nummer übernommen, junger Mann. Lambeth sagt, wir fangen mit dir in San Angelo an – also gut, fangen wir mit dir in San Angelo an. Das Doppeltrapez steht sowieso schon, es wurde heute Morgen aufgebaut. Du kommst mit uns raus und stehst auf der Brücke, dann fangen wir mit den Doppelnummern an, damit wir dann das zweite Trapez nach oben aus dem Weg bekommen. Danach kannst du die Seile bedienen, mehr diesmal nicht.«
    »Ehrlich?« Tommy wagte kaum, es zu glauben.
    »Glaubst du, ich höre mich gern reden? Aber nicht in deinen kurzen Hosen! Geh rein und la ss dir ein Trikot geben«, befahl Papa Tony und ging dann weg.
    Im Wohnwagen standen Mario und Angelo vor dem Brett, das sie als Schminktisch benutzten. Mario schüttelte die goldgrünen Capes aus, die sie in der Manege trugen.
    Angelo nickte Tommy kurz zu. »Wird auch Zeit, dass du kommst! Das nächste Mal komm während der Pause her, klar? Hier, zieh das an.« Er holte ein ausgeblichenes, grünes Trikot hervor. »Das ist meins, aber ich glaube, es pa ss t. Du mu ss t die Bänder fest zubinden – du willst ja wohl nicht, dass dir die Hose vom Hintern rutscht? Da würdest du wirklich blöd aussehen.«
    »Schön, dass ihr gerade jetzt davon anfangt, wie blöd sich Leute benehmen können. Falls ihr mich meint.«
    Mario hatte miese Laune.
    Angelo gab Tommy ein grünes Oberteil mit einem Goldstreifen darauf, wie das, was er anhatte. »Beruhig dich, Matt, dein Temperament geht mit dir durch. Ich meine es ernst, Junge, setz dich hin und rauch ‘ne Zigarette oder mach ein paar Atemübungen oder so was.
    Wenn du mit dem Gesicht da rausgehst, lä ss t Papa es dich nicht versuchen, das sage ich dir. Nein, ich warne dich sogar.«
    Mario murmelte wütend etwas auf Italienisch . Angelo kam zu Tommy herüber, der nervös die kratzigen Wollhosen glattstrich. Angelo zeigte ihm, wie man die Bandagen am Handgelenk festmacht und die Enden nach innen steckt. Dann wickelte er etwas Mull um Tommys Handgelenke, damit der Klebstoff seine Haut nicht reizte, und befestigte ihn mit Klebeband. »Ist das zu eng? Sag’s mir lieber jetzt, ich bring’s in Ordnung.«
    »Nein, es ist gut so.«
    Angelo hatte Tommy niemals vorher so viel Aufmerksamkeit geschenkt. Normalerweise hatte Tommy ein bi ss chen Angst vor ihm, aber jetzt war er zu unsicher, um darüber nachzudenken. Nie zuvor war ihm erlaubt worden dabei zu sein, wenn die Santellis sich für einen Auftritt vorbereiteten. Sie lachten nicht und machten keinen Unfug wie bei den Proben, sie waren ruhig, angespannt und todernst.
    »Du hast Sand im Haar. Hier!« Angelo gab ihm einen Kamm. Er war nicht allzu sauber, aber Tommy benutzte ihn ohne Widerworte.
    Mario stand immer noch vor dem Spiegel und richtete das goldgrüne Cape auf seinen Schultern. Er drehte sich um. Wie immer sah er grö ss er aus in dem glänzenden Bühnenkostüm. Sein dunkles Gesicht und seine schrägen Augenbrauen gaben

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