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Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Matt. Ist es in Ordnung?«
    »Ja klar, es ist in Ordnung. Komm rein, Tom.«
    Tommy stand zaghaft auf der Stufe. »Oh, ich möchte nicht einfach so hereinplatzen …«
    Mario schüttelte den Kopf. »Niemand da außer mir. Ich lebe allein. Die Reddicks haben ihren Wohnwagen da drüben.« Er sah den Jungen an. »Tommy, dies ist Jack Chandler – sein Vater reitet in der Lasso-Nummer. Hör zu Jack, würde es dir was ausmachen, ich hab’ den Jungen – mein Gott – fünf Jahre nicht gesehen. Hau ab, ja, Kleiner?«
    »Klar.« Der Junge lächelte Tommy verlegen an, sagte:
    »Nett dich kennengelernt zu haben« und ging weg. Zum ersten Mal , seit er im Türrahmen erschienen war, bewegte sich Mario. Er ergriff Tommys Hand und hielt sie fest.
    »In zehn Minuten hat’s der dumme Kleine überall auf dem Platz verbreitet, dass der einsame Wolf nun einen Bruder hat.«
    »Na ja«, sagte Tommy, »du könntest mich immer noch verleugnen.«
    Mario hielt immer noch seine Hand. Er schien es plötzlich zu merken und ließ sie mit einem kleinen, nervösen Lachen los. »Wo warst du überhaupt, Lucky? Wie bist du hierher gekommen?«
    »Oh, überall. Die meiste Zeit in der Armee.«
    Mario schien irgendwie kleiner zu sein und dünner als früher, um seine Aug en herum waren kleine Fältchen, und seine schwieligen Hände fühlten sich rissig an. Er war fast so braun wie ein Indianer. Er war älter geworden, sah aber trotzdem noch gut aus. Er schien vorsichtig und wachsam.
    »Ja, Angelo hat es mir erzählt, das letzte Mal , als ich zu Hause war.«
    »Joe hat mir erzählt, dass du verheiratet bist und ein Kind hast.«
    Marios Mund verhärtete sich. »Das ist schon alles lange vorbei. Lassen wir das jetzt. Hast du die Show gesehen?«
    Tommy fiel nur eins ein. »Du hast den Dreifachen nicht gemacht.«
    »Wenn Paul Reddick fängt?« Mario schüttelte seinen Kopf. »Komm rein, ja?«
    Der Wohnwagen war nichts als ein vollgestopfter, schäbiger Raum mit einer Spüle und einem kleinen Herd an einer Seite und einer Couch, die man zu einem Bett herausklappen konnte. Auf dem Tisch lag eine geöffnete Tüte mit Früchten, eine halbgegessene Orange lag auf dem karierten Tischtuch. Das dunkelrote Trikot, das Mario in der Show getragen hatte, war sorgfältig in einer Plastiktüte aufgehängt, um den Staub abzuhalten.
    »Setz dich.« Mario nahm die Orange und löste eine Scheibe ab. Er bot Tommy die Tüte an. »Willst du ‘ne Orange?«
    Tommy lachte. »Sonst war es immer Schokolade«, sagte er. Er nahm eine und fing an, sie zu pellen.
    »Ich muss jetzt auf mein Gewicht achten. Ich esse nicht mehr viel Süßigkeiten . Tom, woher kommst du überhaupt?«
    Tommy merkte, dass Zorn in ihm aufwallte. »Du stellst mir vielleicht Fragen! Das letzte, was ich gehört habe, war, dass du Topstar mit den Fortunatis warst und nicht, da ss du in dieser drittklassigen Wanderklitsche rumhängst!«
    »Ich habe bloß zwei Saisons mit Lionel gearbeitet.
    Dann hatte ich einen Sturz, und wir mu ss ten uns trennen.«
    Mario warf die Orangenschale auf den Tisch und fragte:
    »Wo, zum Teufel, bist du an dem Abend hingegangen?
    Mein Gott, Tommy, Lucia war ganz außer sich vor Sorge – wo bist du hingegangen?«
    Tommy starrte auf den Fußboden . Er war sorgfältig von Staub und Schmutz gereinigt. Es roch vertraut: Kaffee, Nelken, Talkum, Schweiß . Mario hatte es sich auf einem Stuhl bequem gemacht und blickte ihn an. Er war immer noch nackt bis zur Hüfte, und Tommy erinnerte sich entfernt wie an etwas aus einem anderen Leben, dass es Zeiten gegeben hatte, als Mario seinen Oberkörper nicht zeigen wollte: wenn er durch die Seilund Netzschürfwunden vernarbt war, die er sich während der Arbeit am Dreifachen zugezogen hatte. Seine Arme und Schultern waren ein Haufen alter Narben, die sich weißlich gegen die Sonnenbräune abhoben.
    »Heben wir uns die Nachrufe noch eine Weile auf, okay Mario? Ich dachte, wir könnten irgendwo hingehen und was essen. Ich würde ganz gern mit dir reden.« Und dann kam ihm noch ein Gedanke, der aus seiner plötzlich aufflackernden Abneigung gegen den Fänger, den er gesehen hatte und den offensichtlich ehrfürchtigen Teenager, entstanden war: » Außer , wenn dich jemand erwartet.«
    »Nein, Junge, ich bin immer noch der gleiche Eigenbrötler wie früher«, sagte Mario, und etwas wie sein altes Grinsen brach durch. »Setz dich, ich will mir was anziehen.«
    Er ging nach hinten. Tommy pellte die Orange und aß sie. Mario kam in sc hwarzen Hosen und einem

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