Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trapez

Trapez

Titel: Trapez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
akzeptiert wurde, weil er keine Wahl hatte – nicht die Art von Disziplin, die er von den Santellis kannte und der er sich freiwillig unterworfen hatte, weil es eine Möglichkeit war, etwas zu erreichen, was er wollte. Armeedisziplin war sinnlos. Eine Möglichkeit, Männer ohne Schwierigkeit einzulagern. Ihm wurde plötzlich klar, dass er jahrelang eine Puppe gewesen war, blindlings und kaum lebendig umhergetappt war. Aber jetzt hatte er wieder ein Ziel.
    »Ich möchte jetzt lieber nicht von der Armee reden, ja?
    Erzähl mir was über dich , okay? Ich hab’ in Kalifornien mit Joe gesprochen. Er sagte, du warst seit Jahren nicht zu Hause. Was machst du in so einer Show?«
    Mario nahm seine Tasse und probierte den kalten, bitteren, schwarzen Kaffee. Er zog ein Gesicht. »Ich bin lange Zeit nicht geflogen. Vielleicht hast du es gehört, Lionel hat sich seine Schulter ausgerenkt, und ich hab’ mir wieder mein schlimmes Handgelenk gebrochen. Das, was mir immer Ärger gemacht hat. Ich hab’ auf einem Rummel gearbeitet, bin dann in Mexico gelandet, hab’ dort ein Jahr verbracht – pa ss auf Junge, ich erzähl’ dir alles irgendwann mal, aber nicht jetzt, okay? Ich hab’ noch eine Vorstellung vor mir.«
    »Klar, wie du willst.«
    »Du hast in Kalifornien mit Joe gesprochen? Wie geht’s der Familie?«
    »Ganz gut, glaube ich. Ich hab’ sonst niemanden gesehen.« Ich hab’ da draußen wie ein verdammter Idiot im Auto gesessen. Hab’ mich nicht getraut zu klingeln …
    Wieder auf dem Zirkusplatz am Stadtrand, sagte Mario:
    »Stell dein Auto auf den Platz. Einige Burschen von dieser Schwindlerbande nehmen sich die Autos auf dem Parkplatz vor. Und du bringst dein Zeug besser in meinen Wohnwagen. Bei dieser Show gibt es Leute, die einem Blinden seinen Hund stehlen würden!«
    Tommy gehorchte und rümpfte überrascht die Nase.
    Aus seiner Erfahrung waren Zirkusleute ehrlich, besonders bei Kollegen.
    Er ging nicht nach vorn, um der Show während der Abendvorstellung zuzusehen, aber er stand ein paar Minuten lang im Bühneneingang, um dem Trapezakt zuzusehen. Er wunderte sich mehr denn je. Als die Show vorbei war und Mario sich umzog, sagte dieser: »Die Reddicks und ich essen abends oft zusammen, aber weil dein Auto hier ist, wissen sie, dass ich Besuch habe, und sie kommen gar nicht erst rein. Ich bin froh, dass dies ein Vier-Tage-Aufenthalt ist. Unsere nächste Fahrt ist übermorgen, rüber nach Odessa. Willst du Abendessen?
    Magst du immer noch Speck mit Eiern?«
    »Klar, gern. Ich helf dir, okay?« Sie waren beide froh, etwas zu tun zu haben. Als sie fertig waren, räumten sie die Teller weg, aber schließlich kam Tommy mit dem heraus, was ihm auf dem Herzen lag.
    »Mario, ich finde da nicht durch. Ich dachte, du hättest es geschafft. Deswegen bin ich weggegangen – damit du bei Starr bleiben konntest, Hauptmanege, Weltspitze.
    Was ist passiert? Warum ist das alles schiefgegangen?
    Wo ist deine Frau? Dein Kind? Und – und« – der wichtigste Teil kam zuletzt heraus – »wie, zum Teufel, konntest du dich so gehen lassen? Papa Tony würde sich im Grab umdrehen!«
    Der alte Mario blinzelte einen Moment lang in die auf ihn gerichteten Augen.
    »Was macht das schon? Die Familie war endgültig auseinandergefallen; alles, was mir geblieben war, warst du, und als du weggingst…«
    Tommy hob seinen Kopf und schüttete fünf Jahre angestauten Ärger auf ihn. »Was, zum Teufel, meinst du damit? dass ich gegangen bin. Du meinst, als du mich rausgeworfen hast?«
    »Das ist nicht fair, Tom. Ich hab’ dich angefleht nicht zu gehen. Ich wollte bloß , dass wir uns trennen, bis sich das Gerede etwas beruhigt hatte …«
    »Was sollte ich denn tun? Wie so ein verdammter Albatros an deinem Hals hängen, während du auf dem Weg zur Spitze warst? Rumsitzen und dein Hausbursche sein? Na, du hast ja sowieso geheiratet…«
    Mario lachte auf. »Das hat nicht lange gedauert. Irgendwie ist alles zur gleichen Zeit auseinandergefallen.
    Ich, Lionel, Susan – kennst du noch Sue-Lynn Farris?«
    »Ich glaube. Ein dunkles Mädchen, sah fast so aus wie Liss.«
    »Ich selbst fand das nie, aber Angelo und Lucia haben das auch gedacht. Es hat jedenfalls nur ein Jahr gedauert.
    Dann wollte sie sich scheiden lassen, und wir hatten einen schweren Sturz. Lionel hat sich seine Schulter zerschmettert, ich hab’ mir meinen Knöchel und wieder das schlimme Handgelenk gebrochen. Und Susan hat sich ihr Gesicht an irgendeinem – ich glaub’, sie

Weitere Kostenlose Bücher