Trapez
könnten.
»Komm her, Mario, du alter Narr. Worauf wartest du?«
Mario ließ sich heranziehen, aber er war angespannt.
Als Tommy den Widerwillen, den Widerstand fühlte, durchscho ss ihn ganz kurz die Angst. Du verdammter Idiot. Hast du jetzt alles verdorben? Dann wu ss te er, dass es kein Widerwillen war, sondern die alte, schreckliche, angespannte Kontrolle… Er hörte Mario mit einem langen Seufzer ausatmen.
»Ich war gespannt, wer von uns zuerst nachgeben würde. Ich bin wohl immer noch derselbe Mistkerl, stimmt’s Junge?«
Tommy murmelte: »Soll ich dir sagen, was du bist?«
»Nein. Einmal hat gereicht, Junge.« Er hielt ihn gewaltsam fest. »O Gott, ich hab gedacht…«
»Nicht, rede jetzt nicht. Das ist alles vorbei. Komm!«
Aber fünf Jahre waren nicht so einfach vom Tisch zu wischen und später fragte sich Tommy, als er Mario dabei zusah, wie er von ihm fort in die Tiefen des Schlafes sank, ob sie sich jemals wiederfinden würden. Oder hatten sie für immer etwas verloren, von dem er jetzt wu ss te, dass es selten war, etwas sehr Perfektes und Kostbares, etwas, was sie nie zu schätzen gewu ss t hatten, bis sie es weggeworfen hatten?
KAPITEL 3
Er wachte auf und für einen Moment stand die Zeit still. Er wu ss te nur, dass Mario neben ihm lag. Dann sah er den schäbigen Wohnwagen in der Morgensonne und wu ss te wieder, wo er war. Ihm machte die Intensität seines Glücks Angst. Mario öffnete seine Augen und lächelte ihn an.
»Also habe ich es nicht geträumt. Hallo Lucky!«
Er lachte, und Tommy fragte: »Was ist denn so komisch?«
»Du. Erwachsen.« Mario legte schüchtern einen Arm um ihn. Sie waren beide ein wenig verlegen in dem hellen Sonnenschein. »Hast du mich vermi ss t?«
Tommy berührte leicht seine Wange und bemerkte, dass über Nacht einige der strengen Falten um seinen Mund herum verschwunden zu sein schienen. »Klar! Komm, steh jetzt besser auf und fang mit der Überprüfung an!«
Dies ist hier nicht die ›Flugund Besserungsanstalt‹, Junge. Tom und ich über prüfen die Seile vor der Show mehr wird nicht nachgesehen.«
»Auch kein Training?«
Mario schnitt eine Grimasse. »Sieht die Nummer danach aus? Paul und Ina glauben, dass sie ihr ganzes Training zu Beginn der Saison hinter sich gebracht haben.«
»Und du hältst dabei still?«
»Hab’ keine Wahl. Es ist nicht mein Akt, und ich bin nicht der Bo ss .«
Mario warf einen Bademantel über seine Schultern und gähnte. »Der Trapezbauer ist vor sechs Wochen abgehauen, seitdem haben Paul und ich selbst unser Trapez und das Schleppseil und alles andere aufbauen müssen. Hey, ich hab’ ‘ne Idee. Frag doch Blanding, ob er dich als Trapezbauer anheuern kann! Papa Tony hat dich zwei Jahre lang bei Buck Trapeze aufbauen lassen. Das würde ich lieber machen, als das, was ich gemacht habe, bevor der Trapezbauer abgehauen ist – jeder in dieser Show muss die verdammten Pferde waschen. Es wird nicht gut bezahlt, aber, na ja, wir hätten vielleicht Zeit, ab und zu zu üben, außer wenn du es eilig hast, zurück zur Küste zu kommen.«
Tommy zuckte die Achseln. »Warum nicht? Ich hab’ gesagt, dass ich dich von j etzt an im Auge behalten wollte – ich könnte ebensogut jetzt damit anfangen.«
Mario stand mit dem Rücken zu ihm und füllte die Kaffeekanne. Er sagte, ohne sich umzudrehen: »Reite nicht drauf rum, Lucky. Ich weiß , ich hab mich daneben benommen. Ich dachte, ich wär damit durch, mir über die Vergangenheit ode r Zukunft Sorgen zu machen. Und jetzt schäme ich mich vor mir selbst. Vielleicht ist das ein gutes Zeichen.«
Bob Blanding war ein dicker, kleiner Mann, mit einem gutmütigen Lachen, der freimütig zugab, dass er nichts über seine regelmäßigen Zirkusakte wu ss te. Er hatte den größten Teil seines Lebens damit verbracht, ein Rodeo zu leiten und war erst in diesem Jahr dazu überredet worden, die Show als einen Zirkus anzukündigen und Akrobaten und einen Trapezakt zu engagieren, weil er nicht genug Kunstreiternummern verpflichten konnte.
»Du willst, dass ich deinen Bruder als Trapezbauer anstelle? Wieso brauchen wir einen? Ich dachte, du und Reddick kämt gut zurecht.« Mario holte tief Luft, und Tommy dachte, dass er explodieren würde. Statt dessen steckte er seinen Kopf aus der Wohnwagentür und rief: »Paul Reddick soll mal herkommen.«
Bald kam der schwere, kleine Fänger in Armeekleidung herein. »Sag dem Bo ss , dass wir meinen Bruder als Trapezbauer anstellen sollten, Paul«, sagte
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